Kopftuchverbot in Schulen

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Kopftuch-Verbot an Volksschulen: Ein Gesetz und seine Folgen

Kopftuch-Verbot an Volksschulen: Ein Gesetz und seine Folgen | Werbung für den Glauben: Offene Türen bei Langer Nacht der Kirchen | Tradition und Moderne: Was orthodoxe Rabbiner herausfordert | „Die Kinder des Kalifats“: Leben unter Gotteskriegern

Sendungsprofil Orientierung

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am 26.5.2019, 12.30 Uhr, ORF 2
am 27.5.2019, 9.00 Uhr, ORF III und
am 1.6.2019, 11.30 Uhr, ARD ALPHA

Kopftuch-Verbot an Volksschulen: Ein Gesetz und seine Folgen

Es war einer der letzten Gesetzesbeschlüsse der zerbrochenen türkis-blauen Koalition: Mitte Mai wurde mit einfacher Mehrheit das Schulunterrichtsgesetz geändert.

Wenn der Bundesrat keinen Einspruch erhebt und der Bundespräsident seine Unterschrift nicht verweigern sollte, wird Schülerinnen bis zum vollendeten 10. Lebensjahr in Volksschulen mit Öffentlichkeitsrecht nach den Sommerferien „das Tragen weltanschaulich oder religiös geprägter Kleidung, mit der eine Verhüllung des Hauptes verbunden ist, untersagt“.

Gemeint ist damit ausschließlich das Kopftuch für Musliminnen, nicht die „jüdische Kippa“ und die „Patka, die von den Sikhs in diesem Alter getragen wird.“

Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) sieht in diesem Kopftuch-Verbot einen Angriff auf die Religionsfreiheit und hat bereits angekündigt, das Gesetz mit allen zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln zu bekämpfen. Eine „50:50-Chance“, dass dieses Begehren auch Erfolg haben könnte, sieht der Verfassungsexperte Joseph Marko aus Graz.

Als „begrüßenswert“ bezeichnet Andrea Holzinger, Direktorin der Volksschule Johann-Hoffmann-Platz in Wien-Meidling, das neue Verbot. An ihrer Schule gilt auch jetzt schon das Kopftuch als „nicht erwünscht“.

Etwas anders sieht das Direktor Horst Pintarich an der Volksschule Bernhardtstal in Wien-Favoriten: Den Konflikt möchte er „nicht auf dem Kopf der Mädchen“ ausgetragen wissen. Und auch wenn nur fünf von insgesamt rund 500 Kindern seiner Schule betroffen wären: Es soll nicht soweit kommen, dass Kinder – wie es ein muslimischer Vater androht – von der Schule genommen werden.

Bericht: Klaus Ther; Länge: 6 Minuten

Werbung für den Glauben: Offene Türen bei Langer Nacht der Kirchen

Es ist wieder einmal soweit: Auch in diesem Jahr öffnen Gotteshäuser fast aller christlicher Glaubensrichtungen in ganz Österreich ihre Tore anlässlich der „Langen Nacht der Kirchen“.

Und auch in diesem Frühjahr – am 24. Mai - geht es um eine Mischung aus „Leistungsschau“ und „Nacht der offenen Tür“ – mit einem breit gefächerten Programm, das von der meditativen Einkehr bis zum prachtvollen Gottesdienst, von der Wahrung liturgischer und künstlerischer Traditionen über die Pflege auch aktueller Kunst und Musik bis hin zum Einblick in Seelsorge und karitative Arbeit - oft in schwierigem und belastetem Umfeld – reicht.

Und auch heuer ist wieder ein „Orientierung“-Team dabei, um – diesmal mit der gefeierten deutsch-ukrainischen Schriftstellerin Marjana Gaponenko – spannende Stationen der „Langen Nacht“ zu besuchen.

Bericht: Peter Beringer, Länge: 7 Minuten

Tradition und Moderne: Was orthodoxe Rabbiner herausfordert

Weiße Bärte, schwarze Hüte: Sie prägten für einige Tage die Innenstadt von Antwerpen. Rund 400 orthodoxe Rabbiner waren zur 31. Generalversammlung der Europäischen Rabbiner-Konferenz (CER) nach Belgien angereist. In bedeutender Position: Oberrabbiner Arie Folger aus Wien. Für ihn – geboren in Antwerpen - war die Konferenz in Belgien also auch ein Besuch in seiner Heimat.

Die jüdische Bevölkerung Antwerpens zählt zu den größten jüdisch-orthodoxen Gemeinden weltweit. Geschätzte 20.000 Jüdinnen und Juden leben hier. Rund die Hälfte wird dem Chassidismus zugerechnet. Bei der Konferenz war das Spannungsfeld zwischen orthodoxer Tradition und den Herausforderungen des modernen Lebens ein Schwerpunktthema. Wichtig auch die Diskussion über den wachsenden Antisemitismus in Europa und die – wie es viele in Antwerpen formulierten - Einschränkung der Religionsfreiheit.

Ein „Orientierung“-Team hat den Wiener Oberrabbiner auf die Konferenz begleitet und mit ihm Stationen seiner Kindheit und Jugend in Antwerpen besucht.

Bericht: Dorit Muzicant, Marcus Marschalek; Länge: 7 Minuten

„Die Kinder des Kalifats“: Leben unter Gotteskriegern

Fast zweieinhalb Jahre lang hat der aus Syrien stammende Dokumentarfilmer Talal Derki für seinen Film gedreht. Es gelang ihm, das Vertrauen eines Dschihadisten der Al-Nusra-Front in Nord-Syrien zu gewinnen und dabei zu sein, wie sich dieser bemüht, seine Söhne zu islamistischen Kämpfern zu erziehen.

Derki zeigt seine Protagonisten nicht als klischeehafte Monster und verzichtet weitgehend auf die Darstellung von Gewalt. Obwohl der Vater seine Söhne auf Kampf und Tod vorbereitet, wird auch etwas wie väterliche Liebe zu ihnen spürbar. Gerade das macht „Of Fathers and Sons“, (deutscher Titel: „Die Kinder des Kalifats“) so eindringlich und erschütternd.

Der Film war in der Sparte „Bester Dokumentarfilm“ für einen Oscar nominiert und erhielt – neben vielen anderen Auszeichnungen – den Deutschen Filmpreis 2019. Ab Freitag, 24. Mai, ist er in ausgewählten österreichischen Kinos zu sehen. Die „Orientierung“ hat mit dem Regisseur gesprochen.

Bericht: Christian Rathner, Länge: 6 Minuten

Moderation: Sandra Szabo
Redaktionsleitung: Norbert Steidl