Stadtpfarrkirche St.Michael/Wien

Pfarre St.Michael

‚Von Freude getragene Zeugen‘

Aus der Stadtpfarrkirche St.Michael in Wien wurde der Katholische Pfingstgottesdienst von ORF2 und ZDF übertragen. Mit der Gemeinde feierte Pfarrer P. Erhard Rauch.

Menschen aus aller Welt kommen zusammen, und im vielfältigen Klang aller Sprachen können alle einander in jeweils ihrer eigenen Muttersprache hören und verstehen - der Geist Gottes öffnet den Menschen Ohren und Herzen, sie werden von Freude getragene Zeugen des Auferstandenen - so erzählt die Apostelgeschichte vom ‚Pfingstwunder der Kommunikation‘.

St.Michael im Zentrum von Wien versteht sich als Ort der Begegnung und der Großstadtseelsorge, weltoffen in vielen Sprachen und gastlich für alle Menschen, um im Trubel der Stadt innezuhalten, alleine zu beten oder miteinander Gottesdienst zufeiern - ganz im Sinne der in der Apostelgeschichte erzählten Pfingsterfahrung ist die Sprache der Musik allen Menschen verständlich.

Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt

1. Lesung: Apg 2, 1-11

Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.

Musik

Eröffnung: J.S.Bach: Kantate zum 1.Pfingsttag: ‚Erschallet, ihr Lieder‘ BWV 172

Kyrie: GL 165

Gloria: GL170

Antwortgesang: J.S.Bach: Kantate zum 1.Pfingsttag: ‚Erschallet, ihr Lieder‘ BWV 172

Pfingstsequenz: GL 343

Halleluja: GL 175,2

Gabenbereitung: J.S.Bach: Kantate zum 1.Pfingsttag: ‚Erschallet, ihr Lieder‘ BWV 172

Sanctus: GL 196

Agnus Dei: O Lamm Gottes BWV 401

Kommunion: J.S.Bach: Kantate zum 1.Pfingsttag: ‚Erschallet, ihr Lieder‘ BWV 172

Danklied: GL 347

Auszug: J.S.Bach: Kantate zum 1.Pfingsttag: ‚Erschallet, ihr Lieder‘ BWV 172

Musikalische Gestaltung:
Musica Michaelis (Chor und Orchester von St.Michael)

Sopran: Júlia Bányai

Alt: Johanna Krokovay

Tenor: Daniel Johannsen

Bass: Markus Volpert

Orgel und musikalische Leitung: Manuel Schuen

Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.
Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel.
Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden.
Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden?
Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören:
Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadokien, von Pontus und der Provinz Asien,
von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Kyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten,
Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.

Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott

2. Lesung: 1 Kor 12, 3b-7.12-13

Paulus an die Gemeinde in Korinth

Schwestern und Brüder!
Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!,wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.
Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn.
Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen. Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt. Denn wie der Leib einer ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: so ist es auch mit Christus.
Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.

Friede sei mit euch!

Evangelium: Joh 20, 19-23

Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türenbeisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.
Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte: Empfangt den Heiligen Geist!
Wem ihr die Sünden erlasst, dem sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.

Oft sind Angst und Hoffnungslosigkeit der Grund für die Verschlossenheit von Menschen

Predigt

Die Jünger hatten sich eingeschlossen. Wir können uns dieses Bild gut vorstellen: Menschen ziehen sich zurück und lassen niemanden herein. Dazu müssen wir nicht unbedingt Türen verschließen. Wir können uns auch so unerreichbar machen. Oft sind Angst und Hoffnungslosigkeit der Grund für die Verschlossenheit von Menschen. Wer die Tür verriegelt, wer sich verschließt, erwartet nichts und niemanden mehr. So war es bei den Jüngern. Doch dann tritt ganz unerwartet Jesus, den sie tot glaubten, neu in ihre Mitte. Und in ihre Furcht und Verzweiflung hinein bringt er ihnen den Frieden. Das sagt er nicht nur so dahin. Er weist sich aus mit seinen Wunden. Der Auferstandene sagt ihnen mit der Vollmacht seines Leidens und Sterbens den Frieden zu.
Die Auferstehung können wir geschichtlich nicht greifen. Eines aber ist deutlich: die Verwandlung der Jünger von einer verängstigten, hoffnungslosen Schar in von Freude getragene Zeugen. Der Auferstandene lässt die Jünger aufstehen. Und er schickt sie zu den Menschen. Den Frieden Gottes empfängt niemand, um ihn nur für sich zu haben.
Was diese Zeugen zu den Menschen zu tragen haben, haben sie nicht von sich. Menschen können sich selbst und anderen nicht einreden, dass alles gut wird. Sie können nicht aus eigener Kraft Licht anzünden, das allem Dunkel widersteht. Ihr Atem kann nicht Leben schenken. Es ist der Atem des Auferstandenen, der ihnen eingehaucht wird und aus dessen Vollmacht sie den Menschen den Frieden, die Heilung ihres Lebens und die versöhnende Liebe Gottes zusagen sollen. Wie bei der Erschaffung der Welt die Menschen durch Einhauchen des Geistes Gottes lebendige Wesen wurden, so wird jetzt der Hl. Geist neues Leben erwecken.
Wir tragen diesen Frieden in unseren Herzen, obwohl auch uns Angst und Zweifel nicht fremd sind. Nicht immer erfüllt uns österliche Freude. Nicht immer erfahren wir uns stark gegen die Mächte, die uns und andere am Leben hindern. Es gehört zum Hl. Geist, dass wir ihn nie haben können, sondern uns ihn immer neu schenken lassen müssen. So bitten wir in jeder Eucharistiefeier aufs Neue diesen Geist. Wir rufen diesen Geist auf Brot und Wein herab, und bitten, dass beim Teilen dieser Gaben der Friede des Herrn auf alle Menschen kommen möge.

Redaktion: Thomas Bogensberger

Regie: Tamara Taufer

gottesdienst@orf.at