Sebastian Kurz Awakening Austria

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Nüchternes Erwachen: Viel Diskussionsstoff nach „Awakening Austria“

Nüchternes Erwachen: Viel Diskussionsstoff nach „Awakening Austria“ | Dialog unerwünscht: Aus für König-Abdullah-Zentrum in Österreich? | Umstrittene Piusbrüder: Junge Priester und alte Rituale | Stephansdom-Premiere: „Zipflo“ Weinrichs Sinti-Messe

Sendungsprofil Orientierung

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23.6.2019, 12.30 Uhr, ORF2
24.6.2019, 9.00 Uhr, ORF III
29.6.2019, 11.30 Uhr, ARD ALPHA

Nüchternes Erwachen: Viel Diskussionsstoff nach „Awakening Austria“

Euphorische junge Christinnen und Christen, ein Segensgebet für Altkanzler und ÖVP-Obmann Sebastian Kurz und Worte von Kardinal Christoph Schönborn, die für so manche Irritation sorgten:

Die dreitägige Ökumene-Veranstaltung – nicht zuletzt freikirchlich-charismatisch geprägt - die unter dem Titel „Awakening Austria“ („Österreich erwecken“) in der Wiener Stadthalle abgehalten wurde, zieht bis heute Diskussionen nach sich.

Es war die fünfte derartige Veranstaltung in Europa. Die erste fand 2015 in der deutschen Stadt Nürnberg statt. Als Initiator gilt der Prediger Ben Fitzgerald.

Der Australier berichtet immer wieder von seiner Bekehrung, seiner Vergangenheit, die von Drogen und Depressionen bestimmt war. Die Zukunft Europas werde durch „radikal Glaubende, die Jesus mutig bekennen“ verändert, meint er.

Bericht: Ursula Unterberger, Länge: 2 Minuten

Im „Orientierung“-Studiogespräch zum Thema „Awakening Austria“: die katholische Theologin und Religionssoziologin Regina Polak.

Dialog unerwünscht: Aus für König-Abdullah-Zentrum in Österreich?

Österreich soll aus dem KAICIID, dem „Internationalen König Abdullah Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog“, aussteigen. Der Nationalrat hat mittels Entschließungsantrags Außenminister Alexander Schallenberg aufgefordert, den Ausstieg Österreichs umzusetzen.

Anlass für den parlamentarischen Vorstoß war die drohende Hinrichtung eines 18-jährigen Saudis, dem in seinem Heimatland wegen der Teilnahme an einer Menschenrechts-Demonstration vor fünf Jahren Terrorismus zur Last gelegt wurde.

Das Direktorium des KAICIID versteht sich allerdings nicht als verlängerter Arm Saudi-Arabiens und daher auch nicht als der richtige Adressat für Kritik an diesem Land. Das KAICIID ist eine internationale Organisation, gegründet von den Staaten Saudi-Arabien, Spanien und Österreich, mit dem Heiligen Stuhl als Beobachter.

Nicht nur das Direktorium, sondern auch der Mitarbeiterstab ist interreligiös und international besetzt. Das KAICIID ist weltweit aktiv und hat zahlreiche Dialogprozesse in Gang gesetzt. Im KAICIID hofft man auf ein Umdenken, nötigenfalls werde ohne Österreich weitergemacht, ist dort zu hören.

Bericht: Christian Rathner, Länge: 6 Minuten

Umstrittene Piusbrüder: Junge Priester und alte Rituale

Mehr als 600.000 Anhängerinnen und Anhänger, so schätzt man, zählt die Piusbruderschaft mittlerweile. Die Gemeinschaft – die sich selbst als katholisch versteht – ist umstritten.

Vor 50 Jahren beantragte der französische Erzbischof Marcel Lefebvre beim Bischof von Fribourg in der Schweiz die Gründung einer neuen Priesterbruderschaft. Der Name „Piusbrüder“ war Programm: Pius X, ein Papst des angehenden 20. Jahrhunderts, stand für einen traditionalistischen, der Moderne gegenüber äußerst kritischen Katholizismus.

1970 richtete Lefebvre ein Priesterseminar in Écône im Schweizer Kanton Wallis ein und stemmte sich offen gegen Neuerungen des Zweiten Vatikanisches Konzils. Angehende Priester wurden auf die lateinische Messe im alten Ritus eingeschworen. Ökumenische Bestrebungen, die Anerkennung der Religionsfreiheit, der interreligiöse Dialog wurden verworfen.

Priesterseminar und Bruderschaft wurden von Rom 1975 offiziell aufgehoben, Lefebvre wurde später suspendiert. Dennoch machte er weiter, weihte Seminaristen zu Priestern, gründete sogar neue Seminare. Schließlich weihte er 1988 vier seiner Priester zu Bischöfen. Die Bischöfe und Lefebvre wurden exkommuniziert.

Rom hat die Exkommunikationen inzwischen zwar aufgehoben, die Priesterbruderschaft aber trotz vieler Gespräche nicht wieder anerkannt. Ein Team der „Orientierung“ hat Priester und Gläubige in Österreich und Priesterschüler am auch für Österreich zuständigen Priesterseminar Zaitzkofen in Bayern begleitet und befragt.

Bericht: Peter Beringer, Länge: 8 Minuten

Stephansdom-Premiere: „Zipflo“ Weinrichs Sinti-Messe

In nur drei Stunden soll Alois „Zipflo“ Weinrich seine Sinti-Messe komponiert haben. Beim Komponieren war der Jazzmusiker schon von seiner Krankheit gezeichnet, im September 2018 ist er im Alter von 54 Jahren gestorben.

Am 16. Juni – vor wenigen Tagen – hätte er seinen 55. Geburtstag gefeiert. Und so erklang an genau diesem Tag, im Gedenken an den Musiker, die Zipflo-Weinrich-Sinti-Messe erstmals im Wiener Stephansdom.

Der musikalisch gestaltete Gottesdienst bot auch der weltweit verstreuten Sinti-Community die Möglichkeit, einander zu treffen und gemeinsam ihren katholischen Glauben in der Muttersprache zu feiern. Dem Komponisten Weinrich war es immer wichtig, dass die Sprache seines Volkes nicht verloren geht.

Der Wiener Weihbischof Franz Scharl hatte ihn ermutigt, die Messe zu komponieren. Weinrichs Kommentar nach dem Komponieren:„Es war nicht schwer, weil: Da spricht das Herz“.

Bericht: Gundi Lamprecht, Länge: 5 Minuten

Moderation: Sandra Szabo
Redaktionsleitung: Norbert Steidl