Angelika Limani und Michael Limani

ORF/Meta Film

„Die Kunst der Versöhnung“ und "Glauben, Leben, Sterben – Menschen im Dreißigjährigen Krieg“

Es muss nicht immer der große Streit sein: Auch kleine und scheinbar unbedeutende Konflikte beeinflussen und belasten das Leben in Zweierbeziehungen.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 04. Februar 2020
um 22.35 Uhr, ORF 2

Michael Cencig lässt in seinem „kreuz und quer“-Film „Die Kunst der Versöhnung“ am Dienstag, dem 4. Februar 2020, um 22.35 Uhr in ORF 2 Paare zu Wort kommen, die aus ihren Erfahrungen über Konflikte und seelische Verletzungen in Partnerschaft oder Ehe sprechen.

Zugleich erzählen die Betroffenen von der Chance zur Versöhnung, die zunächst meist Überwindung kostet, letztlich aber Wunden heilt und der Beziehung neuen Schwung verleiht.

Um 23.25 Uhr folgt Teil 1 des Zweiteilers „Glauben, Leben, Sterben – Menschen im Dreißigjährigen Krieg“ von Stefan Ludwig, in dem fünf Menschen erzählen, wie sie den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) erlebt und erlitten haben.

Alle haben wirklich gelebt, Spuren und Zeugnisse hinterlassen und waren zugleich Opfer und Täter. Durch einen erzählerischen Kunstgriff erzeugt der Film eine besondere Nähe zum historischen Geschehen: Eine Reporterstimme aus dem Off – jene von „Tatort“-Kommissarin Adele Neuhauser – stellt den historischen Figuren Fragen, und sie sprechen über ihre Hoffnungen, Ängste und Überzeugungen, direkt in die Kamera.

Kontrastiert werden diese „Augenzeugenberichte“ aus der Vergangenheit mit Eindrücken einer Reise durch das heutige deutschsprachige Europa. Gibt es noch Spuren von dem Konflikt von einst? Wie steht es um den Glauben heute?

Renommierte Experten wie der Politikwissenschafter Herfried Münkler oder die Historiker Georg Schmidt und Christoph Kampmann analysieren den Konflikt von damals und fragen, ob der Dreißigjährige Krieg uns etwas über die Kriege unserer Zeit lehren kann. Das Dokudrama schlägt den Bogen von der europäischen Tragödie von vor 400 Jahren zu den heutigen Konflikten.

Angelika Limani und Michael Limani

ORF/Meta Film

„Die Kunst der Versöhnung“

Die jüngste Protagonistin ist 18, der älteste Protagonist 88 Jahre alt. Das jüngste Paar ist knapp ein Jahr zusammen, das älteste mehr als 60 Jahre. Und sie alle haben ihn bereits erlebt: diesen Moment, in dem die Liebe herausgefordert wird durch etwas Trennendes, durch Fremdheit, durch die Erfahrung, dass da nicht nur Harmonie ist, sondern auch Dissonanz.

Im Film sprechen die Paare miteinander über solche Erfahrungen der Entzweiung – und über Wege zur Versöhnung. Dabei bleibt es nicht bei der jeweiligen Paarbeziehung, sondern es kommen Erlebnisse aus anderen Zusammenhängen zur Sprache – von Disputen mit den Eltern bis hin zu politischen Konflikten.

Michael und Angelika suchten ihr Glück in der polyamoren Beziehungsform und schrammten damit haarscharf an einer Trennung vorbei. Sie sind zwei der zehn Protagonistinnen und Protagonisten dieser im Auftrag des ORF entstandenen Produktion der Metafilm – oder, in der Diktion der Buchautorin Melanie Wolfers, zwei von „sieben Milliarden Puzzleteilen“:

„Jedes Puzzleteil ist einzigartig und einmalig … Doch es gibt ein Problem: Die Puzzleteile passen nicht ganz zueinander … Niemand passt wirklich ganz in das Ganze. Und auch, wenn wir versuchen uns anzupassen gelingt es nicht. Immer gibt es Überstehendes und Fehlendes. Es verletzt, wenn uns jemand sagt oder spüren lässt: ,Du passt nicht hierher! Du gehörst nicht zu uns!‘ Auf der Suche nach unserem Platz werden wir verletzt – und wir verletzten andere.“

Dieser Text der Theologin und Ordensfrau Melanie Wolfers, der ihr Buch „Die Kraft des Vergebens“ einleitet, ist der gedankliche Ausgangspunkt der Doku, in deren Mittelpunkt fünf Paare unterschiedlichen Alters stehen.

Als Experte formuliert neben Melanie Wolfers auch der evangelische Pfarrer und Gefängnisseelsorger Markus Fellinger seine Gedanken zum Thema Versöhnung: „Ich sehe den Menschen in einer Gleichzeitigkeit – als einen, der in Beziehung steht, von Anfang an. Zunächst zu den Eltern, zur Mutter als erster Bezugsperson, zur Familie – und immer zu sich selbst und zu Gott oder dem Göttlichen, wie man auch sagen möchte.

Etwas, was darüber hinaus ist. Ich sehe es einfach komprimiert im Doppelgebot der Liebe. Das ist für mich das Verständnis schlechthin. Die Frage: Wohin mit meiner Liebe? … Wir sind zum Lieben befähigt und berufen. Und dort ist der Ort der Verletzung – und der Ort der Vergebung und des Heils.“

Ein Film von Michael Cencig

Bäuerin Marta Küzinger

ORF/Meta Film

„Glauben, Leben, Sterben – Menschen im Dreißigjährigen Krieg“ – Teil 1: „Glaubenskampf“

Mit dem Prager Fenstersturz im Mai 1618 beginnt der Dreißigjährige Krieg und damit der letzte große Religionskrieg in Europa. Er weitet sich zu einem Flächenbrand aus, in dem machtpolitische und wirtschaftliche Interessen die Oberhand gewinnen. Nahezu alle europäischen Mächte des damaligen Europas sind darin verwickelt.

Erst als Millionen gestorben sind und der halbe Kontinent verwüstet ist, kann im Westfälischen Frieden (1648) eine neue Ordnung gefunden und auch das Zusammenleben von Europas Katholiken und Protestanten geregelt werden. Warum das Ringen um die Konfession zum Auslöser eines solchen Gemetzels werden konnte, ist heute kaum mehr nachzuvollziehen.

Wie in den Religionskonflikten unserer Zeit verbergen sich hinter scheinbarem Fanatismus politische, wirtschaftliche und geostrategische Interessen – der Glaube wird zum Vorwand und Brandbeschleuniger. Drei ausgewählte Biografien aus dem Dreißigjährigen Krieg zeigen das:

Der Jesuit Jeremias Drexel, Hofprediger bei Herzog Maximilian von Bayern, ist ein katholischer Hardliner. Er ist bei der Niederwerfung des Prager Aufstands dabei. Doch später gerät er ins Zweifeln, ob der Krieg wirklich einer „heiligen Mission“ dient.

Die Bäuerin Marta Küzinger lebt in einem evangelischen Dorf in Oberösterreich. Als 20-Jährige erlebt sie mit, wie ihr Land mit Gewalt katholisch gemacht werden soll. In einem Bauernaufstand verliert sie ihren Mann. Doch das Leid kann sie nicht brechen: Im Verborgenen gibt sie ihren Glauben weiter und trägt so dazu bei, dass es in Österreich bis heute Protestanten gibt.

Und schließlich der Prager Kaufmann Hans de Witte – einer der großen Financiers der kaiserlichen Feldzüge. Durch ein ausgeklügeltes Kreditsystem ermöglicht er den Aufstieg des Feldherrn Wallenstein. Das Pikante daran: De Witte ist Calvinist – und gehört somit einer Konfession an, die der Kaiser überall im Reich verfolgen lässt.

Für Experteninterviews konnten unter anderem der Politologe Herfried Münkler und die Historiker Christoph Kampmann und Georg Schmidt gewonnen werden. Dabei wird auch der Bogen in die Gegenwart geschlagen: Ist der Dreißigjährige Krieg, dieses Knäuel aus Staatenkriegen, Aufständen und Glaubenskämpfen, mit der heutigen Situation im Nahen Osten vergleichbar? Erlebt die islamische Welt eine ähnliche Urkatastrophe wie damals Europa?

Die Produktion entstand als Koproduktion von ORF, BR, MDR, SWR, Metafilm und BMBWF, unterstützt von Fernsehfonds Austria, Filmfonds Wien, Kultur Niederösterreich; mit Dank an Burg Kreuzenstein, Weinviertler Museumsdorf Niedersulz GmbH.