Papst beim Gebet

APA/AFP/Andreas Solaro

Vieles beim Alten: Papst überrascht, aber diesmal anders

Vieles beim Alten: Papst überrascht, aber diesmal anders | „Schwer zu deuten“: Reaktionen auf Franziskus-Schreiben | Loge und Altar: Freimaurerei und katholische Kirche

Sendungsprofil Orientierung

ORF

16.2.2020, 12.30 Uhr, ORF 2
18.2.2020, 9.30 Uhr, ORF III
22.2.2020, 11.30 Uhr, ARD ALPHA

Vieles beim Alten: Papst überrascht, aber diesmal anders

Bald vier Monate sind seit dem Ende der Amazonien-Synode im Oktober 2019 vergangen. Mitglieder indigener Bevölkerungsgruppen haben damals im Vatikan gemeinsam mit römisch-katholischen Kirchenvertretern der insgesamt neun Länder des Amazonien-Gebiets sowie mit Kardinälen aus aller Welt über zentrale Anliegen der Region diskutiert:

Schutz der Umwelt, Kampf gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur, Maßnahmen gegen die kulturelle Bedrohung der indigenen Bevölkerung und - den eklatanten Priestermangel in Amazonien.

Im Schlussdokument der Synode hatten sich die Synodenteilnehmer deshalb mit deutlicher Mehrheit auch für eine regionale Lockerung des Zölibats – und, wenn auch vorsichtig, für eine stärkere Rolle der Frauen eingesetzt.

Diese Woche hat Papst Franziskus nun sein lang erwartetes nachsynodales Schreiben „Querida Amazonia“ („Geliebtes Amazonien“) veröffentlicht. In diesem geht er zwar auf mehr als 50 Seiten auf die öko-sozialen Fragen Amazoniens ein, doch von einer Lockerung des Zölibats oder von Schritten in Richtung Frauen-Diakonat ist darin nichts zu lesen – zur Genugtuung konservativer Kirchenkreise und zum Missfallen von reform-orientierten Katholikinnen und Katholiken.

Bericht: Katharina Wagner, Länge: 5 Minuten

„Schwer zu deuten“: Reaktionen auf Franziskus-Schreiben

Zwischen „erleichtert“ und „schwer enttäuscht“ bewegen sich auch die Reaktionen auf das aktuelle Papstschreiben in Österreich. Für Kardinal Christoph Schönborn ermutigt Papst Franziskus mit seinen Worten „die ganze Kirche und speziell die Kirche in Amazonien, was bei der Amazonien-Synode erarbeitet und gewachsen ist, weiter reifen zu lassen.“

Für viele Gläubige in Österreich, die sich in ihrem kirchlichen Alltag für eine moderne, gleichberechtigte römisch-katholische Kirche einsetzen, ist es allerdings ein Schlag ins Gesicht. Ein Team der „Orientierung“ hat sich an Orte kirchlichen Lebens in Österreich begeben und nachgefragt – u.a. im Seniorenklub der Pfarre Hildegard Burjan in Wien, bei der „Jungen Kirche“ und im Missionshaus St. Gabriel in Maria Enzersdorf. Auch der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer kommentiert den Text.

Bericht: Mariella Kogler, Marcus Marschalek; Länge: 6 Minuten

Im „Orientierung“-Studio: der Religionssoziologe und Pastoraltheologe Paul M. Zulehner. Er verortet das aktuelle Papstschreiben „im Spannungsfeld zwischen herber Frustration und zarter Zuversicht“. Papst Franziskus setze auf „Synodalität und Inkulturation“.

Loge und Altar: Freimaurerei und katholische Kirche

1717 wurde die Vereinigte Großloge von England gegründet – die erste freimaurerische Gesamtorganisation, an deren Vorbild sich im 18. Jahrhundert Freimaurer in ganz Europa orientieren sollten.

Von Anfang an gab es Verschwörungstheorien: Der durch Geheimhaltung, Eid und spezielle Zeichen und Riten verschworene, einflussreiche Männerbund sei ein „Feind der religiösen, gesellschaftlichen und natürlichen Ordnung.“ Nur 20 Jahre nach der Gründung verurteilte Papst Clemens XII. die Freimaurer: Sie galten nun in der katholischen Kirche als feindliche Gruppierung.

Der alte Kirchenrechtskodex von 1917 verbot die Mitgliedschaft unter Androhung einer automatischen Exkommunikation: Es war laut diesem Gesetzbuch u.a. verboten, einen Freimaurer kirchlich zu beerdigen.

Dieses Verbot wurde zwar im neuen Kirchenrecht von 1983 nicht mehr erwähnt und damit faktisch aufgehoben – allerdings gegen erhebliche Widerstände auch höchster Würdenträger der katholischen Kirche wie des damaligen Präfekten der Glaubenskongregation und späteren Papstes Benedikt XVI., Joseph Ratzinger.

Ressentiments und Misstrauen gibt es in Teilen der katholischen Kirche wie auch der Freimaurer bis heute. Der österreichische katholische Priester und langjährige Diplomat Michael Weninger hat nun ein Buch („Loge und Altar“, Loecker Erhard Verlag) veröffentlicht, das für eine umfassende Aussöhnung plädiert.

Aus profunder Quellenkenntnis zeichnet er die Geschichte eines schwierigen Verhältnisses zweier Institutionen nach, die, so seine Analyse, sich heute in ihrer uneingeschränkten Anerkennung des Menschen und der göttlichen Schöpfung treffen und ergänzen können.

Katholisch und Freimaurer zu sein sei kein Widerspruch. Die „Orientierung“ hat nachgefragt: beim Autor Michael Weninger, beim Großmeister der Großloge von Österreich, Georg Semler, und bei Annemarie Fenzl vom Kardinal-König-Archiv in Wien. Sie hat die Verhandlungen der katholischen Kirche unter Kardinal König mit den Freimaurern im deutschsprachigen Raum in den 1960er- bis 1980er-Jahren aus nächster Nähe beobachten können.

Bericht: Peter Beringer, Länge: 8 Minuten

Redaktionsleitung: Norbert Steidl

Moderation: Sandra Szabo