Marienkirche Perchtoldsdorf

Veronika Hofer-Stein

„Schöne Aussichten“

Live aus der Marienkirche der Pfarre Perchtoldsdorf wurde der Katholische Gottesdienst von ORF 2 und im ZDF übertragen. Mit der Gemeinde feierte Pfarrer Josef Grünwidl.

Der überwältigende Ausblick vom Turm der Perchtoldsdorfer Marienkirche aus dem Jahr 1966 steht am Beginn des Gottesdienstes. In der österlichen Bußzeit geht es um Ausblick, Überblick und den großen Horizont für unser Leben: Wir gehen dem Osterfest und unserer Verklärung entgegen – schöne Aussichten!

Der zweite Fastensonntag erzählt von der Verklärung Jesu. Am Berg wird Jesus von seinem Vater im Himmel in österliches Licht getaucht. In der Fastenzeit soll unser ganzes Wesen hell und leuchtend werden, manches soll sich klären im Blick auf das Licht von Ostern.

Ein Segen sollst du sein

1.Lesung: Gen 12, 1-4a

In jenen Tagen sprach der Herr zu Abram: Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde. Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein. Ich will segnen, die dich segnen; wer dich verwünscht, den will ich verfluchen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen. Da zog Abram weg, wie der Herr ihm gesagt hatte.

MUSIK

Eingangslied:

Da berühren sich Himmel und Erde (Christoph Lehmann)

Kyrie-Rufe:

Herr Jesus Christus
GL 721,1

Antwortgesang:

If Ye Love Me (Thomas Tallis)

Ruf vor dem Evangelium:

Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre GL 176, 3

Fürbitten/Liedruf:

Herr, erhöre uns (Kai Lünnemann)

Gabenbereitung:

Wenn wir unsre Gaben bringen (Kathi Stimmer- Salzeder)

Sanctus:

Heilig, heilig, heilig, Herr
GL 715,3

Agnus Dei:

Lamm Gottes, hab mit uns noch Geduld (Gerd Peter Münden)

Kommunion:

The Lord bless you and keep you (John Rutter)

Schlusslied:

Der Himmel geht über allen auf
GL 904

Musikalische Gestaltung

E-Piano: Kalina Kiradiew
Cello: Hannah Wenk
Geige: Matthias Weiß
Saxophon: Louisa Kraus

Jugendchor Perchtoldsdorf unter der Leitung von Ingrid Verbaeys

Mit einem heiligen Ruf hat er uns gerufen

2.Lesung: 2 Tim 1, 8b-10

Mein Sohn!
Leide mit mir für das Evangelium. Gott gibt dazu die Kraft: Er hat uns gerettet; mit einem heiligen Ruf hat er uns gerufen, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aus eigenem Entschluss und aus Gnade, die uns schon vor ewigen Zeiten in Christus Jesus geschenkt wurde; jetzt aber wurde sie durch das Erscheinen unseres Retters Christus Jesus offenbart. Er hat dem Tod die Macht genommen und uns das Licht des unvergänglichen Lebens gebracht durch das Evangelium.

Steht auf, habt keine Angst!

Evangelium: Mt 17, 1-9

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht. Da erschienen plötzlich vor ihren Augen Mose und Elija und redeten mit Jesus. Und Petrus sagte zu ihm: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.
Noch während er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.
Als die Jünger das hörten, bekamen sie große Angst und warfen sich mit dem Gesicht zu Boden. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf, habt keine Angst! Und als sie aufblickten, sahen sie nur noch Jesus. Während sie den Berg hinab stiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemand von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.

Wir feiern heute unsere Zukunft

Predigt

Wenn man auf unserem Kirchturm steht und herunterschaut, dann sieht die Welt ganz anders aus, von oben. Mia, du weißt das. Und deine Eltern und dein Bruder, die wissen das auch. Die waren nämlich oben und haben die schöne Aussicht vom Kirchturm aus genossen. Um schöne Aussichten geht es auch heute, am zweiten Fastensonntag im Evangelium von der Verklärung Jesu am Berg. Berge haben im Leben des Herrn immer wieder eine wichtige Rolle gespielt: Der Berg der Versuchung, die Bergpredigt, der Ölberg, der Kalvarienberg, der Berg seiner Himmelfahrt. Unter diesen vielen Bergen nimmt für mich der Berg der Verklärung eine besonders markante Stelle ein. Denn auf diesem Berg hat Gott-Vater seinem Sohn gezeigt, wohin der Weg ihn führen wird. Durch Leiden und Tod wird Christus hinübergehen in die Verklärung, ins Osterlicht. Wir feiern heute unsere Zukunft. Wir feiern die schönen Aussichten, die wir im Glauben an Gott und im Vertrauen zu Christus haben. Und heute, könnte man sagen, blitzt im dunklen Violett der Fastenzeit schon das Licht von Ostern durch – in der Verklärung Jesu. Wir vertrauen als gläubige Menschen darauf, dass auch unser Weg durch den Tod in die Verklärung und ins Licht führt. Und dieser Glaube, liebe Schwestern und Brüder, dieses österliche Urvertrauen zu Gott, soll jetzt in der Fastenzeit gestärkt und wieder neu belebt werden. Daher haben wir in der Lesung auch von Abraham, dem Vater des Glaubens gehört. Darum nennt man die Fastenzeit auch die große Glaubens-Kur der Kirche. Schauen wir jetzt auf unser Fastentuch! Jugendliche aus unserer Pfarre haben es gestaltet. Mit diesen vielen kleinen Bildern und Fotos, die wie Mosaiksteinchen angeordnet sind, wollten sie zeigen, was ist im Leben wesentlich, was ist wichtig, was macht mein Leben hell und froh. Da findet man viele Bilder aus der Schöpfung, Menschen, Tiere, Pflanzen, Landschaften. Man findet auch Symbole und Bilder für Musik und Gemeinschaft, für Glaube und Kirche, für die Buntheit und Vielfalt des Lebens. Wer nachzählt, wird feststellen: für jeden Tag des Jahres ein kleines Bild. Täglich ein Lichtblick. Täglich eine kleine Erfahrung, ein Vorgeschmack von Ostern und Verklärung. Und in der Mitte ein großes Fragezeichen. Mit diesem Fragezeichen verbinde ich heute zwei kleine Impulse zum Nachdenken. Erstens: Wenn ich mein Leben mit einer Bergwanderung vergleiche, auf welchem Gipfel finde ich mich heute wieder? Hoffentlich können jetzt viele sagen: Mir geht’s heute so wie Jesus im Evangelium, auf dem Berg der Verklärung. Ich erlebe gerade gesundheitlich und privat und auf meinem Glaubensweg eine schöne, helle und erfüllte Zeit. Andere wieder werden sich eher am Ölberg finden. Vielleicht sind sie niedergedrückt. Sie haben Sorgen, Probleme, Angst vor Ansteckung und Krankheit. Und manche der Mitfeiernden sagen jetzt vielleicht auch: Ich gehe gerade einen Kreuzweg und ich ahne, dass mich mein Weg auf den Kalvarienberg führen wird: Wo stehe ich heute?
Und das Zweite: Wenn wir auf diese vielen Bilder schauen, entdecke ich die kleinen Lichtblicke in meinem Alltag? Nehme ich wahr, was mir jeden Tag an Schönem und Gutem geschenkt wird? Kleine Ostererfahrungen, alltägliche Erfahrungen von Verklärung. Wer oder was macht mein Leben hell und schön?
Liebe Schwestern und Brüder, jetzt ist es der Sonntag und die Feier der Eucharistie. Jetzt will Gott uns alle mitnehmen auf den Berg der Verklärung. Und oben am Gipfel hat er für uns eine österliche Brotzeit vorbereitet. In Brot und Wein wird der verklärte Herr in unserer Mitte sein. So gestärkt, können wir dann wieder zurückgehen ins Tal, in unseren Alltag. Für die kommende Woche wünsche ich euch, wünsche ich Ihnen und uns allen täglich einen Lichtblick. Und vor allem, dass jetzt, in der Fastenzeit, unser österliches Urvertrauen gestärkt wird.
Unser Weg mit Christus führt uns durch den Tod ins Licht von Ostern, in die Verklärung. Wir haben schöne Aussichten!

Redaktion: Thomas Bogensberger

Regie: Veronika Hofer-Stein

gottesdienst@orf.at