Menschlichkeit an der Grenze
Menschlichkeit an der Grenze
Rund 3,5 Millionen Menschen – viele aus Syrien – sind in die Türkei geflohen. Und die Situation an den EU-Grenzen droht immer weiter zu eskalieren: Menschen harren an der türkisch-griechischen Grenze unter notdürftig errichteten Zeltplanen aus, andere versuchen mit Schlauchbooten griechische Inseln zu erlangen.
Die Flüchtlingslager – etwa auf Lesbos – sind völlig überlastet. Hunderte Bewohner Lesbos protestierten gegen den Bau neuer Unterkünfte, einige versuchten, einem Polizeibus mit Migranten mit Steinen und Ketten den Weg zu versperren.
Ein Kind ist in der vergangenen Woche vor der Insel ertrunken. „Europa verliert seine Seele an der EU-Außengrenze zwischen Griechenland und der Türkei und auf den griechischen Inseln“, warnen die Repräsentanten der drei evangelischen Kirchen in Österreich.
Hilfsorganisationen – wie die evangelische Diakonie – fordern eine Evakuierung überfüllter Flüchtlingscamps. Andere europäische Länder sollten sich mit Griechenland solidarisch zeigen und Menschen aus den Lagern aufnehmen.
Bericht: Marcus Marschalek, Länge: 2 Minuten
Im „Orientierung“-Studiogespräch: Maria Katharina Moser Direktorin des evangelischen Hilfswerks Diakonie
Menerva Hammad: „Frauen Mut machen“
Die Journalistin Menerva Hammad ist in Alexandria geboren und in Wien aufgewachsen. In ihrem neu erschienen Buch „Wir treffen uns in der Mitte der Welt“ (Verlag: Braumüller) erzählt sie Geschichten von Frauen, die sie im Zuge ihrer Reisen kennengelernt hat.
Dabei kreist sie um Themen wie sexualisierte Gewalt und Essstörungen, aber auch Glaube und Liebe. Die Autorin, die Ägypten ihre Wurzel nennt und Wien ihr „Dahoam“, trägt Kopftuch und sieht die Kopftuchdebatte kritisch. Ihr Buch ist als Ermutigung gedacht. Wie ein roter Faden zieht sich eine Erkenntnis durch: „Wenn man schon am Boden liegt, geht es nur mehr bergauf.“
Bericht: Karoline Thaler, Länge: 6 Minuten
Dichter, Priester und Revolutionär: Ernesto Cardenal
Er kam als Sohn wohlhabender Eltern zu Welt, wurde Priester und Revolutionär. Am vergangenen Sonntag ist Ernesto Cardenal im Alter von 95 Jahren gestorben.
Er zählte zu den prominentesten Vertretern der Befreiungstheologie, verdankt seine internationale Bekanntheit aber auch seinen in viele Sprachen übersetzten Gedichten und Büchern. 1965 wurde er zum Priester geweiht.
Auf dem Insel-Archipel Solentiname gründete er eine Bauernkommune nach dem Vorbild urchristlicher Gemeinschaften. Später schloss er sich dem Widerstand gegen die Somoza-Diktatur an und wurde 1979, nach dem Sieg der Sandinisten, Kulturminister.
Papst Johannes Paul II. maßregelte ihn 1983 öffentlich und suspendierte ihn zwei Jahre später wegen seiner politischen Tätigkeiten vom Priesteramt. Dieses Verdikt wurde erst 2019 durch Papst Franziskus aufgehoben.
Der päpstliche Nuntius in Nicaragua überbrachte Cardenal Segenswünsche des Papstes ans Krankenbett.
Bericht: Klaus Ther, Länge: 8 Minuten
Dunkle Vergangenheit im Licht – Öffnung der vatikanischen Archive
Über viele Jahrzehnte haben Historiker auf die Öffnung der Vatikanischen Archive aus der Zeit des Pontifikats von Papst Pius XII. gewartet.
Sie hoffen, dass damit Fakten über die Zeit seines Pontifikats (1939-1958) ans Licht kommen. Zum Beispiel: Welche Informationen hatte Papst Pius XII. über die Verfolgung der Jüdinnen und Juden, was wusste er über den Holocaust? Und ab wann?
Nun sind die Dokumente erstmals für die Wissenschaft zugänglich. Der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf und sein Team zählen zu den ersten Historikern, die sie erforschen werden.
Bericht: Katharina Wagner, Länge: 4 Minuten
Redaktionsleitung: Sandra Szabo
Moderation: Sandra Szabo