Sündig speisen

ORF/Metafilm

„Sündig speisen - Wenn Essen zur Religion wird“ und „Reinigung von innen – Fasten in den Religionen“

Zum „Bewusst gesund“-Ernährungsschwerpunkt: „Sündig speisen“ erkundet unterschiedliche Zugänge zu Ernährung – mit und ohne Fleisch. Um 23.10 Uhr folgt Florian Kröppels Dokumentation „Reinigung von innen – Fasten in den Religionen“.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 10. März 2020
um 22.35 Uhr, ORF 2

Tobias Dörrs „kreuz und quer“-Dokumentation zeigt ein Ehepaar, das seine Ernährungsdifferenzen mit Humor löst, und eine vegan-vegetarische Wohngemeinschaft, präsentiert eine Fleischrinderzucht in Familienbetrieb und einen Unternehmer, der aus Insekten das Protein der Zukunft erzeugen will.

Ist ein Insekt ein Lebewesen und genauso viel „wert“ wie eine Kuh? Ist vegane Ernährung gesund, und gibt es eine Definition von gesunder Ernährung? Und vor allem: Gibt es ein ethisch vertretbares Töten von Tieren?

Diesen und anderen Fragen geht der Film im Rahmen des „Bewusst gesund“-Ernährungsschwerpunkts am Dienstag, dem 10. März 2020, um 22.35 Uhr in ORF 2 nach. Um 23.10 Uhr folgt Florian Kröppels Dokumentation „Reinigung von innen – Fasten in den Religionen“.

Sündig speisen

ORF/Metafilm

„Sündig speisen – Wenn Essen zur Religion wird“

Als Claudia und Thomas einander kennenlernen, verabreden sie sich zum Essen – vegetarisch, denn Claudia war bereits seit Jugendjahren Vegetarierin. Auf dem Weg zu Claudia macht Thomas noch heimlich einen Stopp beim Würstlstand, um später Claudias vegetarische Kost zu loben. „Ein Senffleck auf der Krawatte hat ihn dann verraten“, gibt Claudia lachend zu Protokoll. Heute kocht das Ehepaar für sich und ihre mittlerweile erwachsenen Kinder neben Gemüse auch Fleisch. Jungunternehmer Christoph begegnete das Thema Insektenessen während seines Gesundheitsmanagement-Studiums. Er gründete eine Firma, die Proteinriegel aus Insekten herstellt. Seine Vision ist, dass Menschen ihr tierisches Protein nicht von Wirbeltieren, sondern von Insekten zu sich nehmen, um so dem Klimawandel zu begegnen. Katharina teilt diese Vision, sie liefert Christoph das Rohmaterial – sie betreibt mitten in der Großstadt eine Mehlwurmzucht.

Die Biobauern Dani und Fred haben im nördlichen Niederösterreich einen Hof mit mehr als 300 Hektar Wiesen und Weideflächen. Ihre Ställe sind um einiges größer, als der Bio-Standard es erfordern würde. Der integrierte Schlachthof ermöglicht es dem gelernten Fleischhauer Fred, den Rindern den Stress des Tiertransports zu ersparen. Dani und Fred gehen aber noch weiter: Sollte sich ihnen am vorgesehenen Schlachttag keines ihrer Rinder nähern, wird auch keines geschlachtet.

Greta und Felix leben gemeinsam in einer Wohngemeinschaft in Niederösterreich. Greta ernährt sich schon lange vegetarisch und mittlerweile sogar vegan. Felix wurde durch Greta zum Vegetarier. In der WG, in der auch Felix’ Cousin lebt, kochen sie oft gemeinsam.

Im Alter von 12 Jahren lernt Meister Zhang Kung Fu. 1979 studiert er in Fujian das Sonderfach Wushu, was neben Kung Fu auch Tai Ji Chuan und Qi Gong beinhaltet. Seit 30 Jahren lebt und lehrt er mit seiner Frau in Wien. Sie setzen bei der Ernährung einen besonderen Schwerpunkt: Es sei nicht nur wichtig, was man esse. Genauso wichtig sei es, wie gegessen wird. Man solle nicht zu viel dabei reden und langsam und konzentriert essen. Am wichtigsten seien das regelmäßige Essen und die Achtsamkeit den Lebewesen gegenüber, die gegessen werden.

TCM-Expertin Karola Schneider erläutert, dass es in der Traditionellen Chinesischen Medizin nach der Typenlehre unterschiedlich zu beurteilen sei, ob jemand Fleisch brauche oder nicht. Ein Verfechter des Fleischkonsums ist Udo Pollmer. Der Lebensmittelchemiker aus Bayern ist Koautor u. a. des Buches „Don’t go Veggie“, Untertitel: „75 Fakten zum vegetarischen Wahn“. Medizinethiker Matthias Beck meint, auch beim Fleischkonsum sei die entscheidende Frage jene nach dem richtigen Maß.

Ein Film von Tobias Dörr

Zeiten des Fastens enden meist mit einem Festessen

ORF/Langbein & Partner

„Reinigung von innen – Fasten in den Religionen“

Es scheint fast ein die gesamte Menschheit verbindender Grundvollzug des Lebens zu sein: das Fasten. Von kaum einer Kultur wird der periodische Verzicht infrage gestellt. Zu wichtig scheinen karge Perioden für unseren Körper und unseren Geist zu sein. Und auch für die Seele. Denn Fasten ist seit jeher beides – medizinische Anwendung und religiöser Akt.

Julia Radlingmayer begibt sich eine Woche lang ins Stift Geras, um mit Gleichgesinnten eine Woche lang komplett auf Essen zu verzichten. Dort betreibt Alexander Graffi schon seit mehreren Jahren ein Fastenhaus, wo der kontrollierte Verzicht auf jegliche feste Nahrung angeboten wird. Mittlerweile ist nicht zuletzt durch die Arbeit der Grazer Wissenschafter Thomas Pieber und dem Team rund um Frank Madeo bewiesen, dass Fasten tatsächlich gesünder macht. Gerade in der Zeit vor Ostern herrscht in Geras Hochbetrieb. Denn Fasten ist ungeachtet des medizinischen Trends immer noch eine wichtige religiöse Praxis. Die Religionswissenschafterin Birgit Heller und der Religionswissenschafter Franz Winter wissen, warum das so ist: Zum einen ist die Abstinenz ein wichtiger Teil der Vorbereitung auf ein Fest, zum anderen hilft das Fasten, den Geist zu reinigen. Nicht umsonst ist das Fasten in so gut wie allen Religionen und Kulturen bekannt.

Der Islam kennt das Ramadan-Fasten. Die junge Wiener Studentin Nesrin El-Isa lädt „kreuz und quer“ während der letzten Tage des Fastenmonats ein, diese Zeit des Gebets und der inneren Einkehr kennenzulernen. Genauso wichtig wie die Abstinenz ist in diesen Tagen auch der soziale Zusammenhalt. Bei den Aleviten gibt es zwei Fastenzeiten, und die richten sich nach unterschiedlichen Kalendern. Ihre Hauptfastenzeit ist der Monat Muharram, in dem sie zwölf Tage lang zu Ehren der zwölf Imame sogar auf klares Wasser verzichten. Auch indische Traditionen und das Judentum kennen Zeiten des Fastens. Oft gibt es unterschiedliche Motivationen, andere Bräuche und unterschiedliche Zugänge. Gemeinsam ist ihnen die Erfahrung: Wer fastet, reinigt sich von innen.

Ein Film von Florian Kröppel