Krankenzimmer im AKH

ORF/Zoran Dobric

„Ein Stück Leben“

„Niemand ist wegen mir gestorben. Ich bin glücklich, dass ich das Herz bekommen darf und habe deshalb keine Schuldgefühle“, sagt der Kärntner Ulf Scheriau nur wenige Stunden vor seiner Herztransplantation.

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ORF

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DI, 21.07.2020, 22:35 Uhr

Der 64-jährige Finanzjurist aus Klagenfurt ist nur einer von 826 Österreichern, die aktuell auf ein Spenderorgan warten müssen. Nach einem schweren Herzinfarkt, den er während einer Großglockner-Tour 2010 erlitten hatte, wurden ihm bei einer Notoperation vier Bypässe eingesetzt.

Doch 2015 ist Ulf Scheriaus Herz wieder so schwer beschädigt, dass ihm die Ärzte mit einer Herzpumpe nur noch vorübergehend das Leben retten können. Seit damals wartet er auf ein Spenderorgan.

Im vergangenen Jahr wurden in Österreich 718 Organe von verstorbenen Menschen chronisch kranken Patienten implantiert.

Wie ist es möglich, die Körperorgane eines Verstorbenen zu entnehmen, diese stundenlang „lebendig“ zu halten, Tausende von Kilometer zu transportieren und dennoch rechtzeitig und erfolgreich davon abhängigen Menschen zu transplantieren? Und all dies so, dass die Betroffenen nach dem schweren chirurgischen Eingriff noch viele Jahre ein gutes Leben führen können?

Wie und wann ist es möglich, einem Toten Organe zu entnehmen? Wann ist ein Mensch wirklich tot? „Wenn das Gehirn tot ist, ist auch der Mensch tot“, sagen Mediziner und versuchen dies durch ein umfangreiches Verfahren zu belegen.

Jeder Patient in Österreich, der eine massive irreversible Gehirnschädigung erlitten hat und an keinen weiteren schweren Krankheiten leidet, wird von Ärzten als potentieller Organspender betrachtet, sofern er bzw. sie nicht zu Lebzeiten einer Organentnahme widersprochen und sich in das sogenannten Widerspruchsregister eingetragen hat.

Bevor die Organentnahme erfolgt, muss der Tod des Patienten durch zwei verschiedenen, von den Transplantationsteams unabhängigen Neurologenteams festgestellt werden.

Was sagen Theologen und Ethiker zu dieser Regelung? Neben Medizinern nimmt der renommierte Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff zu den ethischen Spannungsfeldern Stellung.

Der Dokumentarfilm „Ein Stück Leben“ betrachtet das Thema Organspende in Österreich aus mehreren Blickwinkeln. Lebendspender, Familienangehörige von Verstorbenen, Transplantierte, aber auch Ärzte, Koordinatoren und Wissenschaftler aus Österreich, Deutschland und den Niederlanden kommen zu Wort.

Regie: Zoran Dobrić
Redaktion: Helmut Tatzreiter