Der dänische TV-Moderator Abdel Aziz Mahomoud ist Muslim und homosexuell

ORF/Dänisches Fernsehen

Mein Outing - Muslim und Homosexuell

Nach konservativer Schriftauslegung verurteilt der Koran Homosexualität. In manchen streng muslimischen Ländern werden gleichgeschlechtlich Liebende sogar zum Tod verurteilt.

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DI, 28.07.2020, 22:35 Uhr

Mein Outing - Muslim und Homosexuell

Homosexualität gilt im Islam als Sünde, und so wagte es Abdel Mahmoud Aziz lange Zeit nicht, seine sexuelle Orientierung offen zu zeigen.

Wie er sich schließlich doch zu einem Outing vor seiner Familie und auch vor der dänischen Öffentlichkeit durchgerungen hat, zeigt die kreuz und quer-Dokumentation „Mein Outing – Muslim und homosexuell“, die Abdel Aziz Mahmoud gemeinsam mit Kenneth Laugaard gestaltet hat.

Seinen Eltern und Geschwistern hat sich Abdel Aziz Mahmoud bereits vor einiger Zeit als homosexuell geoutet. Nun möchte Abdel einen Schritt weitergehen und seine sexuelle Orientierung auch öffentlich eingestehen.

Der dänische TV-Moderator Abdel Aziz Mahomoud ist Muslim und homosexuell

ORF/Dänisches Fernsehen

Outen möchte er sich in einer TV-Produktion des Dänischen Fernsehens, in der Serie „Die Familie von Lærkevej“, einer sechsteiligen Familienchronik, die Einblick in das Leben einer modernen dänischen Familie mit Migrationshintergrund – seiner Familie – gibt. Doch bevor er diesen Schritt wagt, möchte er Näheres über die Haltung des Islam zu gleichgeschlechtlicher Liebe erfahren.

Und so fragt er einige dänische Imame ob man gleichzeitig Muslim und homosexuell sein kann. Die Reaktion ist meistens gleich: Nein, Homosexualität sei eine schwere Sünde im Islam. Dabei beziehen sie sich auf jene Stelle im Koran, die von der Vernichtung der sündigen Bewohner von Sodom und Gomorra wegen ihrer Homosexualität berichtet.

Als sich Abdel Aziz Mahmoud selbst als schwul outet, reagieren die Imame etwas weniger radikal. Zwei der Befragten meinen, die Neigung an sich sei keine Sünde, erst wenn gleichgeschlechtliche Sexualakte praktiziert werde, dann sei es schwere Sünde.

Nach diesen Gesprächen outet sich Abdel Aziz Mahmoud tatsächlich im Fernsehen. In der Folge erhält er unzählige Botschaften in den sozialen Medien, die meisten recht positiv. Einige davon sind allerdings überaus aggressiv: „Du ekelhafte Schwuchtel“, „Du Mistkerl!“, „Du bringt Schande über deine Familie“. Ein Poster namens Ali Sheik beruft sich sogar auf Allah: „Allah hat befohlen, solche Männer von einem hohen Turm zu stoßen und sie beim Hinunterfallen zu steinigen.“

Abdel Aziz Mahmoud versucht, einige dieser Schwulen-Hasser zu kontaktieren. Die meisten verweigern jedoch den Kontakt, bis auf Ali Sheik. Sogar vor laufender Kamera bekräftigt er seine tiefe Abscheu vor homosexuellen Muslimen. Dennoch findet Abdel Aziz Mahmoud nach der hitzigen Diskussion, dass ihm Ali Sheik zumindest einen Hauch von Sympathie entgegengebracht habe.

Sein Fazit nach dieser Auseinandersetzung über Homosexualität und Islam: Es sei wichtig, miteinander im Gespräch zu bleiben, dann werde sich vielleicht in Zukunft die Einstellung der Muslime zu Menschen mit anderer sexueller Orientierung verändern.

Ein Film von Abdel Aziz Mahmoud mit Kenneth Laugaard
Redaktion: Christoph Guggenberger
Deutschsprachige ORF-Bearbeitung: Rosemarie Pagani-Trautner