DI, 15.09.2020, 22:35 Uhr

„Kein Dreck! Glücklicher durch Verzicht“ und „Eremiten – Reise nach innen“

Im Rahmen der ORF-Umweltinitiative „MUTTER ERDE: Unser Klima, unsere Zukunft – Wir haben es in der Hand“ dokumentiert Thomas Gruschs Film „Kein Dreck! Glücklicher durch Verzicht“

Sendungshinweis

DI, 15.09.2020, 22:35 Uhr

„kreuz und quer“

Jeden Dienstag um 22.30 Uhr in ORF 2

Einsiedler sind kein Phänomen des frühen Christentums – es gibt sie bis heute. Manche meinen, dies sei ein Indiz für die wachsende Sehnsucht nach Rückzug und Stille. Stefan Ludwigs Dokumentation „Eremiten – Reise nach innen“ zeigt um 23.10 Uhr das Leben von Eremiten in der heutigen Zeit und skizziert das Faszinierende am Einsiedlerleben.

Um 0.00 Uhr sind Nina Kunzendorf und Anke Engelke als investigative Journalistinnen im Kampf gegen übermächtige Wirtschaftsinteressen im gleichnamigen Thriller „Tödlichen Geheimnissen“ auf der Spur.

„Kein Dreck! Glücklicher durch Verzicht“

Plastikabfall, Müllberge, Bevölkerungswachstum und der Klimawandel – die Wegwerfgesellschaft scheint an den Folgen ihres Konsumwahns zu ersticken. Denn Müll entsteht im modernen Leben fast ständig. Kunststoffflaschen, Zigarettenstummel, Lebensmittelverpackungen und die Reste der Online-Bestellungen finden sich heute überall, nicht nur in den Mülltonnen, sondern auch in der Natur.

Selbst bei umweltbewusstem Einkauf ist es schwer, keinen Müll zu produzieren. Ist es möglich, freiwillig weniger zu brauchen? Macht Verzicht wirklich glücklicher? Was kann jede/r Einzelne im Alltag ändern? Und sind wir selbst für die Lösung all dieser Probleme verantwortlich?

Angelo Fasching (MA 48 – Abfallwirtschaft, Straßenreinigung)
ORF/Clever Contents Filmproduktion

Der Film stellt Menschen und Projekte vor, die sich mit der Vermeidung und Verwertung von Verpackungen und Müll im Alltag beschäftigen. Er zeigt, wie schon in der Schule ein Problembewusstsein geweckt werden kann und welche Verantwortung die Kunststoff produzierende Industrie hat.

In Mitteleuropa sind die Auswirkungen des unbändigen Konsums einer immer stärker wachsenden globalen Mittelklasse noch kaum zu spüren. Die Verwertungssysteme von Abfall und das Recycling von Ressourcen funktionieren gut. Und dennoch steigt das Unbehagen. Der Müll wird mehr. Straßenkehrer und Abfallberaterinnen, Zero-Waste-Aktivistinnen und -Aktivisten und viele mehr: Sie alle kämpfen täglich mit den Auswirkungen der Konsumgesellschaft, finden Lösungen und versuchen ihr Leben mit weniger Dingen zu füllen, Wissen weiterzugeben oder ganz einfach die Umwelt sauber zu halten.

Ein Film von Thomas Grusch

Koptische Mönche in Obersiebenbrunn
ORF/metafilm

„Eremiten – Reise nach innen“

„Eine Stadt sucht einen Einsiedler“ – die österreichische Gemeinde Saalfelden landete in den internationalen Schlagzeilen, als sie die 350 Jahre alte Klause am Palfen neu besetzen wollte. Mehr als 50 Bewerber aus aller Welt wollten Eremit in Saalfelden werden. Am Ende machte der Belgier Stan Vanuytrecht das Rennen. Inzwischen hat sich der pensionierte Landvermesser und Artillerieoffizier in der Eremitage eingelebt. Er führt ein Leben ohne Strom und ohne fließendes Wasser, dafür mit viel Zeit zum Gebet nach der Regel des Heiligen Benedikt.

Der Medienhype um den Eremiten zeigt: Gerade in einer Zeit der Hektik und Vernetzung scheinen Einsiedler faszinierend anders zu sein. Sie gelten als Aussteiger, Sonderlinge oder weise alte Männer. Die Realität ist unspektakulärer und zugleich vielschichtiger: Stan Vanuytrecht ist einer von etwa 90 christlichen Eremitinnen und Eremiten im deutschsprachigen Raum. Sie haben sich auf eine radikale spirituelle Suche begeben. In der Einsamkeit und im Schweigen versuchen sie in sich selbst Platz für das Göttliche zu machen. Dabei folgen sie einer alten Tradition mit präzisen Regelwerken.

Der Film begleitet drei unterschiedliche Eremiten in ihrem von Gebet und Arbeit geprägten Alltag. Stan Vanuytrecht in Saalfelden fand erst nach einer schmerzhaften Scheidung und einem psychischen Zusammenbruch zurück zum Glauben. Der Benediktinermönch Jakobus Kaffanke musste lange kämpfen, bis sein Wunsch nach einem eremitischen Leben die Zustimmung seines Abts fand. Und der pensionierte Pfarrer Johannes Schuster suchte die Einsamkeit, nachdem er jahrelang als Leprahelfer in Krisengebieten mit menschlicher Not und Elend konfrontiert wurde.

Dass sich gerade heute viele Menschen nach Stille sehnen, zeigt das überaus erfolgreiche Turmeremitenprojekt der Diözese Linz: Für jeweils eine Woche können spirituell interessierte Menschen die Turmstube im Linzer Dom beziehen und in der Tradition christlicher Exerzitien Einkehr halten. Ob Benediktinerbruder oder Turmeremitin auf Zeit: Sie alle schöpfen aus der Tradition der frühchristlichen Wüstenväter. In den Wüstengebieten des Nahen Ostens praktizierten Eremiten schon im 3. Jahrhundert radikale Bußübungen und einen auf das absolute Minimum reduzierten Lebensstil. Doch die Wüste ist kein Wellnessparadies: In ihr findet man die Nähe Gottes, aber auch den Kampf mit der eigenen Angst und Verführbarkeit.

In seiner authentischsten Form lebt das Erbe der Wüstenväter heute in den koptisch-orthodoxen Wüstenklöstern Ägyptens weiter. Hier genießen Eremiten höchstes Ansehen. Der Mönch und Bischof Anba Gabriel, Oberhaupt der österreichischen Kopten, hat prägende Jahre in einem Wüstenkloster verbracht. Im neu gegründeten Antoniuskloster Obersiebenbrunn in Niederösterreich möchte er dem Geist der Wüste eine neue Heimat geben. Ihre magische Kraft beschreibt er mit einem einfachen Satz: „Hier hört man die Stimme des Herzens.“

Ein Film von Stefan Ludwig