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Enzyklika: Päpstliches Lehrschreiben trägt „Züge einer Sozialutopie“

Enzyklika: Päpstliches Lehrschreiben trägt „Züge einer Sozialutopie“ | Caritas-Bischof Benno Elbs: „Brauchen intelligente Reduktion“ | Ethikunterricht: Vom Schulversuch zum Regelbetrieb | „University for Refugees“: Humanitäre Korridore an Unis in Italien

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17.10.2020, 11.30 Uhr, ARD ALPHA

Enzyklika: Päpstliches Lehrschreiben trägt „Züge einer Sozialutopie“

Es ist seine dritte Enzyklika, und das fünf Jahre nach der bislang letzten: Am vergangenen Samstag hat Papst Franziskus in Assisi seine neue Sozialenzyklika „Fratelli tutti“ unterzeichnet. Sie entstand während der Corona-Krise, als auch der Papst im Lockdown in der Erkenntnis bestärkt wurde, dass sich globale Probleme nur gemeinsam lösen lassen würden.

Seine neue Enzyklika ruft zu einer Kultur der Geschwisterlichkeit auf, nicht nur im Zusammenleben, sondern auch in der Politik und den internationalen Beziehungen. Papst Franziskus entwirft ein Ideal oder auch die Utopie einer Welt, wie er sie schaffen würde.

Päpstliches Lehrschreiben trägt „Züge einer Sozialutopie“

In seiner neuen Enzylika stellt Franziskus seine Vision von einer neuen Weltordnung vor: Es gibt praktisch keine Grenzen mehr – eine Welt der Brüderlichkeit, der Geschwisterlichkeit, wie sie dem Papst vorschwebt.

ORF-Vatikan-Korrespondentin Cornelia Vospernik war für die „Orientierung“ bei der Unterzeichnung in Assisi.
Bericht: Cornelia Vospernik

Caritas-Bischof Benno Elbs: „Brauchen intelligente Reduktion“

Papst Franziskus bezeichnet die Covid-19-Pandemie als „globale Tragödie“ und fordert zu einem radikalen Umdenken auf. Im Interview mit der „Orientierung“ greift der Diözesanbischof von Feldkirch, Benno Elbs, die Leitsätze des Papstes auf: „Die große Grundfrage ist, was hält die Welt aus – an Konsum, an Umweltzerstörung?“

Elbs, der in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Agenden der Caritas zuständig ist, spricht sich für eine „intelligente Reduktion aus“. Die Lebensqualität solle dabei nicht verringert werden, vielmehr gehe es um Themen wie „gerechten Lohn“, nachhaltige und klimaneutrale Bildungsprojekte.

Benno Elbs erzählt außerdem über seine Erfahrungen während des sogenannten Lockdowns. Diese Zeit hat er bei seiner Mutter verbracht. Angesichts der Coronavirus-Pandemie ist auch sein jüngstes Buch erschienen.

In „Werft Eure Zuversicht nicht weg“ (Verlag Tyrolia) möchte Elbs ein „Zuversichts-Trainingscamp“ anbieten und erläutert die „Grundnahrungsmittel“ – wie er es nennt – der Zuversicht: Zuwendung, Zeit, Zärtlichkeit. Elbs hat in den 1980er-Jahren Theologie und Psychologie studiert, er ist ausgebildeter Psychotherapeut.

Am 16. Oktober feiert er seinen 60. Geburtstag. Im Hinblick darauf ist für Elbs „Dankbarkeit“ – in Anlehnung an den Benediktinermönch David Steindl-Rast – ein besonders wichtiges Thema.

Caritas-Bischof Benno Elbs: „Brauchen intelligente Reduktion“

Diözesanbischof von Feldkirch, Benno Elbs, ist in der Österreichischen Bischofskonferenz auch zuständig für die Agenden der Caritas. Am 16. Oktober wird er 60 Jahre alt. Angesichts der Coronavirus-Pandemie hat er sein jüngstes Buch geschrieben: Der Titel – Worte aus dem Hebräerbrief – „Werft Eure Zuversicht nicht weg“.

Interview: Sandra Szabo

Ethikunterricht: Vom Schulversuch zum Regelbetrieb

Es ist keine unendliche Geschichte, aber doch etwas, das vielen über Jahre hinweg Geduld abverlangt hat: Die Einführung des Ethikunterrichts als „Regelschulbetrieb" in Österreich. Seit 23 Jahren gibt es nun den Schulversuch Ethik als verpflichtende Alternative zum Religionsunterricht an mittlerweile rund 230 Schulen.

Man wollte auf eine sich ändernde, pluraler werdende Gesellschaft reagieren. Kinder und Jugendliche ohne religiöses Bekenntnis oder Bindung zu einer Glaubensgemeinschaft sollten statt Religion keine Freistunde haben, sondern den Ethikunterricht besuchen, vorerst im Testbetrieb.

Im November soll es nun dafür, nach mehr als zwei Jahrzehnten, die gesetzliche Verankerung im Parlament geben. Ab dem Schuljahr 2021/22 soll dann Ethik, beginnend mit der 9. Schulstufe – und jährlich um einen Jahrgang erweitert – als Regelschulbetrieb etabliert werden, so der Plan der Regierungsparteien.

Warum es so lange gedauert hat: Es war vor allem die enge Bindung als Alternative zum konfessionellen Religionsunterricht, die dem Fach Ethik eine parlamentarische Anerkennung durch die Jahre verwehrt hat. Verschiedene Modelle wurden begutachtet und diskutiert und bis heute verstummen die Diskussionen dazu nicht.

So fordert etwa die Initiative „Ethik für alle" nach wie vor eine verpflichtende Einführung eines Fachs Ethik für alle Schülerinnen und Schüler. Aber auch innerhalb der Religionsgemeinschaften ist man sich nicht ganz einig, wie sich ein alternativer Ethikunterricht auf den Religionsunterricht auswirken wird.

Der langjährige Schulversuch offenbart jedenfalls keinen eindeutigen Trend, sondern zeigt von Schule zu Schule sehr unterschiedliche Auswirkungen. Die „Orientierung“ hat mit Religionsvertretern, Pädagogen und „Ethik-für-alle"-Befürwortern gesprochen und mit dem bilingualen Gymnasium in der Wiener Draschestraße eine Schule besucht, die mit zu den ersten gehörte, an denen der Ethikunterricht als Schulversuch eingeführt wurde.

Ethikunterricht: Vom Schulversuch zum Regelbetrieb

Die Diskussionen um den Ethikunterricht haben im deutschsprachigen Raum bereits vor Jahrzehnten begonnen. Ab dem Schuljahr 2021/22 soll der Ethikunterricht im Regelbetrieb etabliert werden.

Bericht: Marcus Marschalek

„University for Refugees“: Humanitäre Korridore an Unis in Italien

Sie kommen aus Eritrea, aus dem Sudan, aus dem Südsudan und der Demokratischen Republik Kongo und sie können in Italien studieren, um ihren Master abzuschließen. Eine neue und außergewöhnliche Möglichkeit für junge Männer und eine junge Frau, die in Äthiopien als Flüchtlinge anerkannt sind und dort ein Studium beginnen konnten.

Möglich macht es ein neues Projekt des Flüchtlingshochkommissariats UNHCR, das erfolgreichen Studentinnen und Studenten die Einreise über humanitäre Korridore erlaubt. Voriges Jahr konnten so sechs aus Eritrea stammende Flüchtlinge nach Italien zum Masterstudium gelangen. Und auch heuer wurde das Projekt – trotz Corona-Krise – fortgesetzt.

Federführend ist dabei die Universität in Bologna. Die Studienmöglichkeit für Flüchtlinge ist vor allem auf die Hartnäckigkeit und das Engagement einer Professorin für Mikrobiologie zurückzuführen.

Mittlerweile nimmt ein Dutzend italienischer Universitäten Studentinnen und Studenten auf. Das Ziel: Die humanitären Korridore für studierende Flüchtlinge sollen für weitere Universitäten in ganz Europa eingerichtet werden.

Humanitäre Korridore an Unis in Italien

Legale Einreisemöglichkeiten für studierende Flüchtlinge gibt es in Italien erst seit Kurzem. Der Name des UNHCR-Projektes: Uni.co.re, die Abkürzung steht für „Unversitäre Korridore für Flüchtlinge“.

Bericht: Katharina Wagner

Moderation und Redaktion: Sandra Szabo
Ressortleitung: Norbert Steidl