Stiftskirche St. Peter in Salzburg
ORF/Erzstift St. Peter/Pater Johannes Feierabend OSB
ORF/Erzstift St. Peter/Pater Johannes Feierabend OSB
31.01.2021 9:30 ORF 2 und ZDF

Macht – Ohnmacht – Allmacht

Live aus Stiftskirche Sankt Peter in Salzburg wurde der Katholische Gottesdienst in ORF2 und im ZDF übertragen. Zelebrant war Erzabt Korbinian Birnbacher.

Auch wenn es uns oft nicht bewusst ist: Wir alle haben Macht. Wer immer etwas ändern kann, hat Macht. In der Ohnmacht hingegen zeigt sich die Hilflosigkeit der vermeintlich Mächtigen.

Gerade in der Zeit von Corona wurde uns unsere eigene Ohnmacht bewusst. Jesus hingegen lehrt wie einer, der Vollmacht hat. Er redet überzeugend und handelt authentisch. Er ist integer und glaubwürdig durch natürliche Autorität. Was macht die Kirche?

Katholischer Gottesdienst: ‚Macht-Ohnmacht-Allmacht‘

Mit der Gemeinde feiert Erzabt Korbinian Birnbacher.

Einen Propheten will ich ihnen erstehen lassen und meine Worte in seinen Mund legen
1.Lesung: Dtn 18, 15-20

Mose sprach zum Volk:
Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte, unter deinen Brüdern, erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören. Der Herr wird ihn als Erfüllung von allem erstehen lassen, worum du am Horeb, am Tag der Versammlung, den Herrn, deinen Gott, gebeten hast, als du sagtest: Ich kann die donnernde Stimme des Herrn, meines Gottes, nicht noch einmal hören und dieses große Feuer nicht noch einmal sehen, ohne dass ich sterbe.
Damals sagte der Herr zu mir: Was sie von dir verlangen, ist recht. Einen Propheten wie dich will ich ihnen mitten unter ihren Brüdern erstehen lassen. Ich will ihm meine Worte in den Mund legen, und er wird ihnen alles sagen, was ich ihm auftrage.
Einen Mann aber, der nicht auf meine Worte hört, die der Prophet in meinem Namen verkünden wird, ziehe ich selbst zur Rechenschaft. Doch ein Prophet, der sich anmaßt, in meinem Namen ein Wort zu verkünden, dessen Verkündigung ich ihm nicht aufgetragen habe, oder der im Namen anderer Götter spricht, ein solcher Prophet soll sterben.

Die Jungfrau sorgt sich um die Sache des Herrn, um heilig zu sein
2.Lesung: 1 Kor 7, 32-35

Ich wünschte, ihr wäret ohne Sorgen. Der Unverheiratete sorgt sich um die Sache des Herrn; er will dem Herrn gefallen.
Der Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt; er will seiner Frau gefallen.
So ist er geteilt. Die unverheiratete Frau aber und die Jungfrau sorgen sich um die Sache des Herrn, um heilig zu sein an Leib und Geist. Die Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt; sie will ihrem Mann gefallen.
Das sage ich zu eurem Nutzen: nicht um euch eine Fessel anzulegen, vielmehr, damit ihr in rechter Weise und ungestört immer dem Herrn dienen könnt.

Er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat
Evangelium: Mk 1, 21-28

In Kafarnaum ging Jesus am Sabbat in die Synagoge und lehrte.
Und die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.
In ihrer Synagoge saß ein Mann, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien:
Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.
Da befahl ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Da erschraken alle, und einer fragte den andern: Was hat das zu bedeuten? Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet. Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl. Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.

Jesu Glaubwürdigkei ist begründet durch sein aufrichtiges Reden und Tun
Predigt

Auch wenn es uns oft nicht bewusst ist: Wir alle haben Macht. Ob wir wollen oder nicht: Wir sind mächtig. Wer immer etwas ändern oder verändern kann … hat Macht.
Andererseits begegnet uns zunehmend Ohnmacht, also das Unvermögen etwas zu gestalten. In der Ohnmacht zeigt sich die Hilflosigkeit der Mächtigen. Gerade in dieser Zeit von Corona wird uns unsere eigene Ohnmacht schmerzlich bewusst.
Im heutigen Tagesevangelium spricht Jesus zu uns wie einer, der Vollmacht hat. Dabei steht Jesus erst am Anfang seines öffentlichen Wirkens. Weder die religiösen noch die politischen Autoritäten scheinen diesem Jesus von Nazareth große Bedeutung beizumessen. Vollmacht muss also etwas Anderes, Größeres meinen als nur Durchsetzungskraft oder politische Stärke.
Im griechischen Urtext heißt Vollmacht ἐξουσία (ex-ousía), das meint wörtlich: aus dem Wesen, aus dem Sein, ja aus der Fülle des Seins. Jesus redet und handelt also nicht kraft einer irdischen Bevollmächtigung, sondern er steht mit seinem ganzen Sein hinter dem, was er redet und tut. Wir würden heute wohl eher sagen: Er redet und handelt authentisch. Authentische Persönlichkeiten besitzen Ausstrahlung, Glaubwürdigkeit und eine unwiderstehliche – natürliche – Autorität..
Angesichts der vielen fragwürdigen Autoritäten unserer Welt und Zeit, mag es vielleicht ein kleiner Trost sein, dass diese vermeintlich Mächtigen im Sinne biblischer ἐξουσία eher lächerlich und kurzlebig sind. Keine echten Autoritäten, sondern höchstens Popanze der Macht.
Jesu Glaubwürdigkeit, liebe Schwestern und Brüder, ist begründet durch sein aufrichtiges Reden und Tun. Wenn heutiges Reden von Gott oft als fragwürdig erlebt wird, hängt das eher am unverständlichen, oft abgehobenen Theologensprech … und nicht am Wort und Tun Jesu.
Die Kirche hat sich allzuoft auf äußeres Machtgehabe, auf ökonomische Kraft und politischen Einfluss, auf das Bündnis von Thron und Altar eingelassen … und dabei vergessen, die Botschaft Jesu mit Vollmacht zu verkünden.
Liebe Schwestern und Brüder, seien wir also Zeuginnen und Zeugen für das Evangelium, lassen wir Macht und Ohnmacht hinter uns. Aber haben wir Mut und Vertrauen auf Gott, der mit Vollmacht zu uns spricht!

Musikalische Gestaltung: Antonio Caldara – Missa in G-Dur
GL-Lieder: GL 370 (Eröffnung), GL 53,1 (Antwortpsalm), GL 183 (Gabenbereitung), GL 393 (Danklied)

Sopran: Aleksandra Zamojska
Alt: Maria Suntinger
Tenor: Alexander Hüttner
Bass: Daniel Hinterberger
Instrumentalensemble der Stiftsmusik St. Peter

Leitung und Orgelpositiv: Stiftskapellmeister Peter Peinstingl

Bildregie: Thomas Bogensberger