Der serbische Patriarch Porfirije (C), 60
APA/AFP/OLIVER BUNIC
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21.2.2021, 12.30 Uhr, ORF 2, 23.2.2021, 9.00 Uhr, ORF III, 27.2.2021, 11.30 Uhr, ARD ALPHA

Wahl des Patriarchen: Neues Oberhaupt der Serbisch-orthodoxen Kirche

Wahl des Patriarchen: Neues Oberhaupt der Serbisch-orthodoxen Kirche | KAICIID setzt Akzente: Das Wiener Dialogzentrum trotzt der Pandemie | Zukunft sucht Herkunft: Online-Archive von Kirchen geben „Schätze“ preis | Leib und Seele: Beten mit „Ganzkörpereinsatz“

21.2.2021, 12.30 Uhr, ORF 2
23.2.2021, 9.00 Uhr, ORF III
27.2.2021, 11.30 Uhr, ARD ALPHA

Wahl des Patriarchen: Neues Oberhaupt der Serbisch-orthodoxen Kirche

Mit der Wahl eines Patriarchen in Belgrad schlägt die Serbisch-orthodoxe Kirche ein neues Kapitel auf. Die Patriarchenwahl ist nach dem Tod von Patriarch Irinej im vergangenen November notwendig geworden. Er ist im Alter von 90 Jahren infolge einer Covid-Erkrankung gestorben.

Der Wahlvorgang selbst besteht dabei aus einer geheimen Abstimmung unter 39 wahlberechtigten Bischöfen, die sich auf drei Top-Kandidaten einigen und einem anschließenden Losentscheid. Gewählt und gelost wird unter der Leitung von Bischof Vassilje von Srem in der erst kürzlich nach 85 Jahren Bauzeit fertiggestellten Sava-Kirche.

Der neue Dom zählt zu den größten orthodoxen Gotteshäusern der Welt. Die Serbisch-orthodoxe Kirche ist die dominierende slawische Nationalkirche auf dem Balkan. Auf den neuen Patriarchen kommen schwierige Aufgaben zu.

So wird er zum Beispiel im orthodoxen Streit um die Kirche in der Ukraine, in der Frage der ökumenischen Zusammenarbeit mit der Westkirche, aber auch gegenüber nationalistischen Strömungen in der serbischen Politik seine Linie finden müssen.

Neues Oberhaupt der Serbisch-orthodoxen Kirche

Der neue Patriarch – Porfirije – der serbisch-orthodoxen Kirche steht für Versöhnung und Dialog. Seine Wahl hat auch Auswirkungen über die Grenzen Serbiens hinaus. In Österreich etwa leben – so Schätzungen – rund 300.000 serbisch-orthodoxe Christinnen und Christen.

Bericht: Christian Wehrschütz, Länge: 5 Minuten

KAICIID setzt Akzente: Das Wiener Dialogzentrum trotzt der Pandemie

Als internationale Organisation, die Menschen zusammenbringt und zum Dialog einlädt, ist das KAICIID oder „König-Abdullah-Dialogzentrum“ mit Sitz in Wien von der Covid-19-Pandemie besonders betroffen.

Im Haus am Wiener Schottenring ist es ruhig, der Großteil der Aktivitäten musste in den virtuellen Raum ausgelagert werden. Rabbi David Rosen aus Jerusalem, Mitglied des KAICIID-Direktoriums, und Mohammed Abu-Nimer, leitender Berater und Programmverantwortlicher, sehen die Entwicklung des KAICIID dennoch positiv.

Covid-19 ist für das KAICIID nicht nur eine organisatorische Herausforderung, sondern auch vielfach Thema von Beratungen. Im Vorfeld des G-20-Gipfels im vergangenen November wurde zum Beispiel über die Rolle der Religionsgemeinschaften in der Pandemie beraten.

Ungeachtet der Kritik, die dem Dialogzentrum in Österreich entgegenweht, setzt die Institution in vielen Teil der Welt auch weiterhin Akzente für Dialog und Frieden.

Wiener Dialogzentrum trotzt der Pandemie

Viel Wirbel gab es in Österreich immer wieder um die internationale Organisation KAICIID. Zuletzt war überhaupt unklar, ob Wien der Standort des „König-Abdallah-Dialogzentrums“ bleibt. Doch im Auge des Sturms ist es oft erstaunlich ruhig und so geht die Arbeit unbeirrt weiter, wenn auch unter den Auswirkungen der Pandemie.

Bericht: Christian Rathner, Länge: 7 Minuten

Zukunft sucht Herkunft: Online-Archive von Kirchen geben „Schätze“ preis

Michael Bünker, Altbischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, stöbert in einer Kiste. Fotos von vier Pfarrer-Generationen seiner Familie sind hier gesammelt. Spannende Einblicke in Gemeindeleben und Amtsverständnis vergangener Tage.

Diese Fotos will er nun Interessierten über das Internet zugänglich machen. Ermöglicht wird das über die „Topothek" der Evangelischen Kirche. Ein neu gestartetes Internetprojekt, das Fotos aus den Pfarrgemeinden sammelt und in Beziehung setzt.

Die „Topothek" ist aber nur eines von mehreren konfessionsübergreifenden Projekten, um alte Kirchen-Archive aus den Kellern zu holen und öffentlich zugänglich zu machen. Weit fortgeschritten ist etwa das Einscannen und Online-Stellen der kirchlichen Matrikenbücher über die Plattform „Matricula". Und das Onlinearchiv „Monasterium" erlaubt bereits den Zugriff auf mehr als 400.000 alte Urkunden.

Vorreiter auf dem Gebiet der Digitalisierung ist aber die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, früher besser als „Mormonen“ bekannt. Die Gläubigen dieser Kirche folgen einem Aufruf ihres Gründers Joseph Smith, Namen verstorbener Familienangehöriger zu ergründen. Ungetaufte können so, besagt der Glaube, stellvertretend getauft werden. Nur so sei man im Himmel als Familie beisammen.

Für die Namensfindung notwendige Archive werden gratis auch Nicht-Kirchenmitgliedern zur Verfügung gestellt. Mehr als eine Milliarde Dokumente sind bereits über das Internet abrufbar.

Immer mehr Menschen würden die digitalen Angebote nutzen, um in die Geschichte ihrer Ahnen einzutauchen, registrieren die Projektverantwortlichen. Vielleicht liegt es daran, dass sich in der Frage nach dem „Woher" für viele auch eine Antwort auf so manches „Warum" in der Gegenwart findet.

Kirchenarchive gehen online

Ein Blick in die Vergangenheit ist mitunter wichtig, um das Hier und Jetzt zu begreifen. Und gleich mehrere Kirchen befassen sich aktuell damit, die Vergangenheit greifbar zu machen:

Bericht Marcus Marschalek, Maresi Engelmayer; Länge 6 Minuten

Leib und Seele: Beten mit „Ganzkörpereinsatz“

Indien hat sein Yoga, China sein Qigong. In Vergessenheit geraten scheint, dass auch Europa und das Christentum eine Tradition des „Leibgebets und der Leibarbeit“ besitzen. Daher hat sich der katholische Theologe und Gesundheitswissenschafter Karl-Heinz Steinmetz aufgemacht, in Klosterbibliotheken nach so genannten Gebetsgebärden zu suchen – und wurde fündig: bei Petrus Cantor (gest. 1197) und dem heiligen Dominikus.

Aber auch in der Bibel, im Neuen und im Alten Testament, entdeckte er „Beten mit vollem Leibeinsatz“. Stehen, Hände erheben und ausbreiten, Niederwerfen, Gehen, Tanzen und Gestikulieren: All das war bis ins Mittelalter Bestandteil von christlichen Gottesdiensten und fand ein jähes Ende, als man Kirchenbänke einführte.

Karl-Heinz Steinmetz‘ Anliegen ist es, diese spirituellen Übungen einem breiten Publikum zugänglich zu machen: „Es muss nicht immer Yoga oder Qigong sein, auch wir in Europa haben unsere spirituellen Gebärden“, so der Theologe.

Beten mit „Ganzkörpereinsatz“

Fast vergessen, aber von manchen Menschen – auch im christlichen Kontext – neu entdeckt wird die Tradition des Betens mit „Körper und Seele“. Es geht um Bewegung, um ganzheitliche Gebets- und Meditationsformen. Auch ums Gehen und Niederwerfen. All das und noch viel mehr ist in vielen Religionen Teil der spirituellen Praxis.

Bericht: Gundi Lamprecht, Länge: 7 Minuten

Moderation: Sandra Szabo
Sendungsverantwortung: Norbert Steidl