Die erste Apostelin ? Aufstieg und Fall der Maria aus Magdala
ORF/Cinevision
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Di., 11.05.2021, 22:35 Uhr, ORF 2

„Die erste Apostelin – Aufstieg und Fall der Maria aus Magdala“ und „Unsere Mütter“

Wer war Maria von Magdala? Was erzählen die biblischen Zeugnisse tatsächlich über sie? Und warum hat das Bild der „Sünderin“ mit einer klar sexuellen Konnotation das Bild der „Apostelin“ letztlich verdrängen können?

Di., 11.05.2021, 22:35 Uhr, ORF 2

„kreuz und quer“

Jeden Dienstag um 22.30 Uhr in ORF 2

Die neue „kreuz und quer“-Dokumentation „Die erste Apostelin – Aufstieg und Fall der Maria aus Magdala“ von Karoline Thaler begibt sich am Dienstag, dem 11. Mai 2021, um 22.35 Uhr in ORF 2 auf Spurensuche – von der Stiftsbibliothek in Melk bis in die Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, vom Dom Museum Wien bis in zwölf Meter Tiefe unter dem Stephansplatz.

Um 23.00 Uhr folgt Jennifer Reznys Dokumentation „Unsere Mütter“, in der vier Personen anlässlich des Muttertags am 9. Mai ihre persönlich erlebten Mutter-Kind-Geschichten erzählen.

„Die erste Apostelin – Aufstieg und Fall der Maria aus Magdala“

„Für mich ist diese Figur auch deshalb so interessant, weil man sagen könnte, ohne sie gäbe es das Christentum so, wie wir es kennen, nicht“, sagt der Theologe Wolfgang Treitler.

Seit Jahren fasziniert ihn Maria von Magdala, die Frau, die neben der Mutter Jesu am häufigsten im Neuen Testament genannt wird. Sie war die erste Zeugin der Auferstehung und bekam deshalb schon früh den Titel einer „Apostelin der Apostel“.

Ihr tiefer Fall im Laufe der Geschichte bis in die Prostitution war in gewisser Weise aber bereits von Anfang an angelegt – schon früh wurde sie zum Inbegriff der Sünderin stilisiert und bis in die moderne Popkultur begleitet sie eine gewisse anrüchige Erotik.

Johanna Schwanberg (Direktorin des Dom Museum Wien).
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Zu Beginn gilt sie jedoch als „Lieblingsjüngerin“ Jesu: In außerbiblischen, apokryphen Texten wird sie sogar als Konkurrentin des Apostels Petrus bezeichnet. „Diese Texte sind für uns eine interessante historische Quelle, weil davor hatten wir ja nur die Zeugnisse der Kirchenväter. Und jetzt bietet sich uns ein sehr reiches Bild, wo wir sehen: Frauenrollen sind immer schon diskutiert worden“, so die Theologin Andrea Taschl-Erber, die sich seit Studienzeiten mit Maria von Magdala beschäftigt.

Ein besonders interessantes Exemplar wurde vor einigen Jahren vom Koptologen und Theologen Hans Förster in der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, die zu den größten Sammlungen antiker Schriftstücke weltweit zählt, entdeckt: „Hier wird dann berichtet, dass Maria Magdalena zum leeren Grab kommt und mit der Mutter Jesu identifiziert wird. Das heißt, gerade nicht mit der Sünderin, sondern mit der Frau, die in der Tradition als besonders rein wahrgenommen wird.“

Das Bild der erotischen Sünderin verdrängt im Laufe der Kirchengeschichte jedoch das der Apostelin und nährt nicht zuletzt deshalb bis heute Faszination und Spekulation rund um diese biblische Frauengestalt. „Besonders spannend finde ich die konstruierte Figur, wie sie sich im Laufe der männlich dominierten Kunstgeschichte herausgebildet hat, zu einem Frauenbild, das mit Erotik, mit Sündhaftigkeit, mit Bekehrung verbunden ist“, sagt die Direktorin des Dom Museum Wien, Johanna Schwanberg.

Abbildungen und Skulpturen der Maria Magdalena aus ganz unterschiedlichen Epochen sind in der permanenten Ausstellung des Museums zu sehen. Die vielseitigen Zuschreibungen spiegeln einerseits das jeweilige Interesse einer Epoche an dieser Frau, andererseits zeigen sich in ihnen die gesellschaftlichen Entwicklungen der Stellung der Frau – vor allem, aber nicht ausschließlich, innerhalb der Kirche.

Ob in der Wissenschaft oder in der Unterhaltungsindustrie – ihre Faszination ist nach wie vor ungebrochen und ihre Rehabilitierung ist mittlerweile auch kirchen-offiziell in Gang gekommen. Bereits vor fünf Jahren hat Papst Franziskus ihren Festtag am 22. Juli wieder in den liturgischen Kalender aufgenommen.

– Ein Film von Karoline Thaler

Hanna Schmid
ORF/Metafilm

„Unsere Mütter“

Die Mutter ist für die meisten Menschen die prägendste Bezugsperson in der Kindheit, der Ursprung allen Beziehungslebens. Ohne Konflikte kommt das Verhältnis zwischen Mutter und Kind eigentlich nie aus. Schließlich geht es in dieser Paarung oft um die elementarsten Gefühle wie Liebe und Angst, Freude oder Trauer.

Es ist eine Beziehung, die sich im Laufe des Lebens immer wieder verändert und im besten Fall zu einer reifen Verbindung auf Augenhöhe heranwächst. Manchmal werden die Rollen aber auch unmerklich getauscht: Die Mutter wird zum Kind – und das Kind zur Mutter. Themen wie Abhängigkeit, Loslassen und Verzeihen scheinen dabei eine zentrale Rolle zu spielen.

Ein Film von Jennifer Rezny