Jurij Buch (katholischer Priester) und Krassimira Dimova (Handauflegerin).
ORF/Feature Film/Klemens Koscher
ORF/Feature Film/Klemens Koscher
Di., 01.06.2021, 22:35 Uhr, ORF 2

„Wahre Wunder?“ und „Mut zur Menschlichkeit – Caritas wörtlich genommen“

Haben Wunder in der heutigen rationalen Welt noch einen Platz? Heilungen, die medizinisch nicht erklärbar sind, galten oft als Wunder im religiösen Sinn. Sind Ereignisse, die die menschliche Logik durchbrechen und anscheinend unerklärlich sind, deshalb schon Wunder? Oder Fügung, Zufall?

Di., 01.06.2021, 22:35 Uhr, ORF 2

„kreuz und quer“

Jeden Dienstag um 22.30 Uhr in ORF 2

Die filmische „kreuz und quer“-Reise von Regisseur Tobias Dörr stößt bei diesen Fragen am Dienstag, dem 1. Juni 2021, um 22.35 Uhr in ORF 2 zumindest auf Staunenswertes.

Um 23.20 Uhr dokumentiert Andrea Eders Film „Mut zur Menschlichkeit – Caritas wörtlich genommen“, wie vielfältig die Caritas agiert und warum der uralte Grundgedanke der Nächstenliebe heute nichts von seiner Brisanz und Notwendigkeit für die Gesellschaft eingebüßt hat.

„Wahre Wunder?“

Krassimira Dimova hat bis heute keine Erklärung dafür, was an jenem Tag im Oktober 1989 in Bulgarien mit ihr passierte und warum seitdem scheinbar eine heilende Kraft in ihren Händen liegt.

Die ehemalige bulgarische Journalistin und Deutschprofessorin ist in Tobias Dörrs Film eine von mehreren Porträtierten, die mit staunenswerten Ereignissen in Berührung kamen – Heilungen, die manche vielleicht als Wunder bezeichnen.

„Ich würde nie behaupten, dass ein Wunder durch mich geschehen ist“, sagt Dimova. „Aber ich könnte sagen, ich hatte das Glück, dass ich miterleben konnte, wie ein Wunder passierte.“

Für Seligsprechungen verlangt die katholische Kirche ein „Wunder“, das der Fürsprache des Menschen, der seliggesprochen werden soll, zugeschrieben werden muss: Meist ist es eine medizinisch unerklärliche Heilung.

Die zuständige Kongregation im Vatikan muss eine solche außergewöhnliche Heilung – nach Prüfung von Medizinern – als „Wunder“ einstufen und anerkennen; für eine Heiligsprechung müssen es sogar zwei Wunder sein. Seligsprechungsverfahren beginnen auf der Ebene der Ortskirche – in der jeweiligen Diözese.

In Wien ist Andreas Lotz dafür zuständig. Durch den medizinischen Fortschritt werden die Nachweise für Wunder dieser Art allerdings immer schwieriger. Sind die Wunder in der katholischen Kirche also ein Auslaufmodell? Und wie steht es um die Krankenheilungen, die Jesus nach dem Zeugnis der Evangelien gewirkt haben soll? Sind sie im Licht naturwissenschaftlicher Erkenntnisse auch heute noch als „Wunder“ anzusehen?

Der Journalist und Autor Thomas Bruckner hat mit wunderlichen Heilungen oder Religion nichts zu schaffen, bis bei ihm ein Hirntumor diagnostiziert wird. Der Tumor wird zwar bald als gutartig erkannt. Bruckner lässt die Frage aber nicht los, ob es einen Heiler gäbe, der die Geschwulst zum Verschwinden bringen könnte.

Innerhalb mehrerer Jahre besucht er an die 300 Heiler in verschiedenen Ländern. Er trifft Scharlatane und Geblendete, aber auch Menschen, deren heilende Fähigkeiten er sich nicht erklären kann und seinen kritischen Versand übersteigen. Im Film berichtet der Journalist von einer dieser Begegnungen der besonderen Art, was sie bei ihm bewirkte und wie er heute darüber denkt.

Der Herzchirurg Markus Thalmann glaubt nicht an Wunder, und doch wird er seit einer schicksalshaften Operation im Jahr 1998 mit einem solchen in Verbindung gebracht: dem „Wunder von Kärnten“, wie Medien es damals nannten.

Ihm und seinem Team gelang es, ein dreijähriges Mädchen zu retten, das etwa eine halbe Stunde unter Wasser war. Thalmann reflektiert den Verlauf der Operation und die vielen Zufälle, die zum Überleben des Mädchens führten. Ist das „Argument Zufall“ das Ende jeder Wunder-Diskussion – oder nur der Anfang weiterer Fragen?

Ein Film von Tobias Dörr

Caritaspräsident Michael Landau im Gespräch
ORF/Metafilm

„Mut zur Menschlichkeit – Caritas wörtlich genommen“

Sie ist wie ein Seismograf der sozialen Entwicklungen: Seit 100 Jahren gibt es die Caritas in Österreich, die als kirchliche Hilfsorganisation Menschen zur Seite steht, die am Rande der Gesellschaft stehen und in Not sind.

Regisseurin Andrea Eder zeigt in ihrem Film persönliche Schicksale, die verdeutlichen, wie vielfältig die Caritas agiert und warum der uralte Grundgedanke der tatkräftigen Nächstenliebe (auf Latein: caritas) heute nichts von seiner Brisanz und Notwendigkeit für die Gesellschaft eingebüßt hat.

„Das menschliche Antlitz einer Gesellschaft zeigt sich ganz entscheidend auch darin, wie mit Menschen an den Rändern der Gesellschaft, aber auch an den Rändern des Lebens, umgegangen wird“, sagt Caritas-Präsident Michael Landau.

Gemeinsam mit seinen Vorgängern Franz Küberl und Helmut Schüller wirft er einen Blick auf Solidarität, Mut und Nächstenliebe in Österreich und erzählt anhand von persönlichen Schicksalen, was es bedeuten kann, Hilfe zu brauchen, zu erfahren und anzunehmen – oder auch zu geben: Denn zwei der im Film gezeigten Protagonistinnen und Protagonisten, denen die Caritas in schwierigen Lebenssituationen helfen konnte, sind letztlich selbst zu Helfern geworden.

„Ich will einfach nur glücklich sein“, sagt die 20-jährige Sarah Höfer, während sie sich die nächste Zigarette dreht: „Ich bin wütend auf mich, dass ich nicht früher begonnen habe, aus meinem Leben etwas zu machen.“ „Zuhause konnte ich nicht mehr sein“, sagt Margarete Pokorny.

Die gesundheitlich angeschlagene Pensionistin musste in ein Pflegewohnheim ziehen: „Das war nicht schön!“ „Mit dem Tod muss man lernen umzugehen“, sagt Martina Groll. Sie hat ihren Mann kurz nach der Hochzeit verloren.

Was Sarah Höfer, Margarete Pokorny und Martina Groll eint: Sie alle haben Schicksalsschläge erlebt, die ebenso außergewöhnlich wie alltäglich sind: Not, Krankheit, Tod. Der bedeutenden Frage, wie Österreicherinnen und Österreicher als solidarische Gesellschaft damit umgehen können, sodass niemand alleine „zurückbleibt“, versucht die Dokumentation auf den Grund zu gehen.

Ein Film von Andrea Eder