Sonntag, 18.07.2021 9:30 ORF 2 und ZDF

„Sorge für die, die in Not sind“

Von Menschen, die in Sorgen und Nöten Trost und Schutz suchen, ist in Lesung und Evangelium am sechzenten Sonntag im Jahreskreis die Rede.

Mit der Gemeinde feierte Dekan Alexander Wessely (Passionsspielregisseur)

Katholischer Gottesdienst: ‚Sorge für die, die in Not sind‘

Jesus ist wie der gute Hirte, der seine versprengten Schafe wieder versammelt, er und seine Apostel sorgen für die, die in Not sind. „Die Begegnung mit dem Wort Gottes, ob in Passionsspiel oder Gottesdienst, bringt Ermutigung im Alltag“, ist Dekan Alexander Wessely überzeugt.

Ich sammle den Rest meiner Schafe und erwecke Hirten für sie

Lesung: Jer 23, 1–6

Weh den Hirten, die die Schafe meiner Weide zugrunde richten und zerstreuen –
Spruch des Herrn.
Darum – so spricht der Herr, der Gott Israels,
über die Hirten, die mein Volk weiden:
Ihr habt meine Schafe zerstreut und sie versprengt
und habt euch nicht um sie gekümmert.
Jetzt kümmere ich mich bei euch um die Bosheit eurer Taten – Spruch des Herrn.
Ich selbst aber sammle den Rest meiner Schafe
aus allen Ländern, wohin ich sie versprengt habe.
Ich bringe sie zurück auf ihre Weide
und sie werden fruchtbar sein und sich vermehren.
Ich werde für sie Hirten erwecken, die sie weiden,
und sie werden sich nicht mehr fürchten und ängstigen und nicht mehr verloren gehen –
Spruch des Herrn.
Siehe, Tage kommen — Spruch des Herrn —,
da werde ich für David einen gerechten Spross erwecken.
Er wird als König herrschen und weise handeln
und Recht und Gerechtigkeit üben im Land.
In seinen Tagen wird Juda gerettet werden,
Israel kann in Sicherheit wohnen.
Man wird ihm den Namen geben:
Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.

Sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben
Evangelium: Mk 6, 30–34

In jener Zeit versammelten sich die Apostel, die Jesus ausgesandt hatte, wieder bei ihm
und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen:
Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus!
Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen,
so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein.
Aber man sah sie abfahren und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin
und kamen noch vor ihnen an.
Als er ausstieg, sah er die vielen Menschen
und hatte Mitleid mit ihnen;
denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.

Jesus ist der von Gott eingesetzte Hirte, der Gottes Volk zusammenführt
Predigt

Das heutige Evangelium erzählt uns, dass Jesus den Zwölf Aposteln, die er ausgesendet hat, und die zu ihm zurückkehren, Ruhe verschaffen möchte. „Ruht ein wenig aus“.
Erschöpft und dennoch voller Unruhe sind die Zwölf. Wie sehr muss ich da auch an alle denken, die in den letzten Tagen durch Unwetter alles verloren haben, liebe Menschen betrauern mussten oder Hilfe leisteten und so dringen Ruhe brauchen würden, sich nach Ruhe sehnen.
„Kommt her und ruht ein wenig aus. Auch den Aposteln wird dies letztlich durch unmöglich sein. Der scheinbar einsame Ort wird zum Treffpunkt für viele die Jesus sehen und sein Wort hören möchte. Offenbar haben die Apostel in ihrer Verkündigung des Wortes Gottes, des Wortes Jesu den Hunger nach MEHR geweckt. Die Mühselig und Beladenen, die Unruhigen, die Traurigen und Trauernden, sie kommen mit all ihrer Sehnsucht nach MEHR zu Jesus, mit einer Sehnsucht die schließlich nur er selbst stillen kann.
Die Emmaus-Jünger haben es in ihrer Szene klar gemacht: „Du fühltest dich nicht mehr als armes Menschlein, sondern spürtest etwas Großartiges in dir, das Paradies in dir!“ Das zieht die Menschen an. Und so wird der scheinbar einsame Ort als Sammelpunkt der Massen zum idealen Platz für die Speisung der 5000, von der das Evangelium am kommenden Sonntag berichtet. Die Menschen sehnen sich nach Jesus, nach dem „Leben in Fülle“, das er ihnen verheißt. Dies wird bei der Brotvermehrung anschaulich: Jesus nimmt das, was da ist und schenkt den Menschen was von ihnen selbst nicht machbar ist. Diese Brote, dieses Brot wird letztlich auf das Größere, auf das Paradies verweisen, Zuversicht und Gemeinschaft mit Jesus. Er selbst hatte – so wird es uns im Evangelium berichtet – Mitleid mit den vielen Menschen, da er ihre Orientierungslosigkeit, ihre Trauer, Verzweiflung, Unruhe, Tränen und Sehnsucht kannte. „Denn sie waren wie Schafe die keinen Hirte haben“. Gott sammelt durch Jesus sein Volk. Jesus ist der von Gott eingesetzte Hirte, der Gottes Volk zusammenführt. So wie es im Psalm 23 heißt: „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen“
Was kann das alles für uns bedeuten? Die Apostel waren selbst durch das Hören des Wortes von einer tiefen Sehnsucht ergriffen, haben sich – wie wir von der Szene aus den Passionsspielen hören durften als „Freunde Jesu“ verstanden. Sie haben diese Sehnsucht nach dem Paradies zu den Menschen gebracht, verbunden mit der festen Überzeugung, dass das, was sie sich erhoffen, in der Gemeinschaft mit Jesus gefunden werden kann – in der Gemeinschaft der Glaubenden, auch und gerade in schwierigen Zeiten wie sie nun viele erleben.
Das soll auch uns ermutigen, von der Zusage Gottes zu sprechen, allen Widrigkeiten zum Trotz. „Mit ihm zusammen zu sein, war wie eine Verwandlung“, sagt Kleopas im Text unseres Passionsspiels. Vertrauen wir seiner Zusage und lassen wir uns von ihm verwandeln.

Musikalische Gestaltung des Gottesdienstes:

Mitglieder des Passionsspielchores unter der Leitung von Thomas Steiner mit Liedern aus dem Gotteslob und Musik aus dem Passionsspiel: (Ordinarium der ‚Missa 20 – im Eindruck einer besonderen Zeit‘ von Thomas Steiner)

  • Eröffnung GL 457 ‚Suchen und Fragen‘
  • Nach der Lesung „Der Herr ist mein Hirte“
  • Ruf vor dem Evangelium Halleluja (Passio oder GL) mit Vers: „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir.“
  • Gabenbereitung GL 456 ‚Herr, du bist mein Leben‘
  • Danklied GL 365‚ Meine Hoffnung‘

Regie: Veronika Hofer-Stein
Redaktion: Thomas Bogensberger

Wegen Gewittergefahr kommt die Übertragung aus der Pfarrkirche und nicht vom Passionsspiel-Areal im Römersteinbruch. Die Passionsspiele im Römersteinbruch sind auf kommendes Jahr verschoben.