Sonntag, 3.10.2021 9:30, ORF 2 und ZDF

„gekrönt“

Live aus der Pfarrkirche Evangelische Kirche in Ramsau am Dachstein wurde der Evangelische Gottesdienst zum Erntedankfest übertragen. Mit der Gemeinde feierten Pfarrerin Martina Ahornegger und Team.

Evangelischer Gottesdienst zum Erntedankfest: ‚gekrönt‘

Mit der Gemeinde feiern Pfarrerin Martina Ahornegger und Team.

Einer der größten und festlichsten Gottesdienste der Evangelischen Pfarrgemeinde Ramsau ist das Erntedankfest. Dann steht im Altarraum der Kirche eine große Erntekrone, die in den Tagen vor dem Fest von Menschen aus der Gemeinde liebevoll gebunden wird.
„Die Erntekrone zeigt unseren Dank und unsere Wertschätzung“, meint Pfarrerin Martina Ahornegger, und weist zugleich darauf hin, wie verletzlich die Natur in der vom Tourismus geprägten Region ist. Darum mischen sich in die Dankbarkeit des Erntedankfestes in diesem Jahr auch nachdenkliche Töne.

Gebetsworte aus Psalm 65(12)

„Du (Gott) krönst das Jahr mit deinem Gut und deine Spuren triefen von Segen.“

Wortmeldungen von Sabine, Michael und Reinhold

Ich bin so dankbar sein, wenn ich dieses Erntedankkörbchen ansehe, das Michael und ich gerade hier nach vorne getragen haben.
Denn dieses Körbchen steht stellvertretend für alle Körbchen und alle Gaben, die unsere Kindergartenkinder jedes Jahr zu Hause mit ihren Familien vorbereiten, die sie bringen und die wir dann gemeinsam in die Kirche tragen.
Erntedank bedeutet für uns im Kindergarten, dass wir von der Schöpfung erzählen, von dem großen Schöpfer, von Ich bin so dankbar sein, wenn ich dieses Erntedankkörbchen ansehe, das Michael und ich gerade hier nach vorne getragen haben.
Denn dieses Körbchen steht stellvertretend für alle Körbchen und alle Gaben, die unsere Kindergartenkinder jedes Jahr zu Hause mit ihren Familien vorbereiten, die sie bringen und die wir dann gemeinsam in die Kirche tragen.
Erntedank bedeutet für uns im Kindergarten, dass wir von der Schöpfung erzählen, von dem großen Schöpfer, von Gott, der die Natur und unsere wunderschöne Heimat gemacht hat, der uns mit so vielen Gaben unglaublich reich segnet.
Das Erntedankfest bietet uns die Möglichkeit, den Dank für alles Gute, mit dem wir gesegnet sind, in die Kinderherzen zu pflanzen. Und über das Jahr sehen wir, wie dieser Same, dieser Dank, wächst.
Deswegen berührt es mich jedes Jahr immer wieder aufs Neue, wenn ich sehe, wir ihr nicht nur gerne empfangt sondern dass diese Bereitschaft zu geben und zu teilen in unserer Gemeinschaft, in unserer Gemeinde, so groß ist.
Deshalb von Michael und von mir noch einmal an alle ein großes, stellvertretendes: „DANKE!“

Ich bin so dankbar für unsere Hausbibel, die viele Generationen lang bei uns am Rittisserhof gehütet wurde wie ein Schatz. Sie hat in schwierigen Zeiten stark gemacht und geprägt.
Durch das Wort Gottes wurde in vielen Familien bei uns auf der Ramsau ein gutes Fundament geschaffen, dass geholfen hat in allen Lebenslagen einen guten Weg zu finden.
Die Bibel soll uns auch weiterhin Lebenshilfe und Wegweiser sein. Ich bin dankbar für den Halt, den das Wort Gottes gibt.

Predigt Teil 1

Halleluja -, ja, gelobt sei Gott, der uns so vieles schenkt.
Ihm zur Ehre wurde diese Krone gebunden. (Verweis) Mit Liebe, kunstvoll und schön. Als Zeichen der Wertschätzung und Dankbarkeit für alles, was unser Leben reich macht.
Vieles ist uns geschenkt, nichts einfach selbstverständlich. Das zu erkennen ist wichtig und Gott zu loben, schlicht angemessen und erhebend.

Von Gemeindemitgliedern haben wir gehört, wofür sie ganz individuell dankbar sind: Für das Wachsende und Blühende, die Früchte des Gartens, des Feldes und der eigenen Arbeit. Für die Schöpfung, die Schönheit unserer heimatlichen Bergwelt, für gutes Teamwork und für das haltgebende Wort Gottes. Vier Stimmen, die sich ergänzen lassen, durch das eigene Empfinden, die eigene Dankbarkeit. Doch dankbar – sind wir’s? Bist du’s?

Dankbar bin ich nicht immer. Dafür braucht es schon eine entsprechend geschärfte Wahrnehmung. Was meine ich damit?
Am Dachboden, beim Verstauen der zu klein gewordenen Kindersachen, ist mir unlängst das hier in die Hände gefallen – (goldenen Kronen-Haarreif herzeigen!) und dann ist meine Tochter zu mir gestoßen und hat mich gefragt: „Mama, wem willst Du diese Krone aufsetzen?“
Eine gute Frage.
Eine Frage, die mich stutzen hat lassen.
Ein Moment, der mich genötigt hat zu überlegen, was mir wertvoll ist, wofür ich zutiefst dankbar bin.
Halleluja -, ja, gelobt sei Gott, der uns so vieles schenkt.
Ihm zur Ehre wurde diese Krone gebunden. (Verweis) Mit Liebe, kunstvoll und schön. Als Zeichen der Wertschätzung und Dankbarkeit für alles, was unser Leben reich macht.
Vieles ist uns geschenkt, nichts einfach selbstverständlich. Das zu erkennen ist wichtig und Gott zu loben, schlicht angemessen und erhebend.

Von vier unserer Gemeindeglieder haben wir gehört, wofür sie ganz individuell dankbar sind: Für das Wachsende und Blühende, die Früchte des Gartens, des Feldes und der eigenen Arbeit. Für die Schöpfung, die Schönheit unserer heimatlichen Bergwelt, für gutes Teamwork und für das haltgebende Wort Gottes. Vier Stimmen, die sich ergänzen lassen, durch das eigene Empfinden, die eigene Dankbarkeit. Doch dankbar – sind wir’s? Bist du’s?

Dankbar bin ich nicht immer. Dafür braucht es schon eine entsprechend geschärfte Wahrnehmung. Was meine ich damit?
Am Dachboden, beim Verstauen der zu klein gewordenen Kindersachen, ist mir unlängst das hier in die Hände gefallen – (goldenen Kronen-Haarreif herzeigen!) und dann ist meine Tochter zu mir gestoßen und hat mich gefragt: „Mama, wem willst Du diese Krone aufsetzen?“
Eine gute Frage.
Eine Frage, die mich stutzen hat lassen.
Ein Moment, der mich genötigt hat zu überlegen, was mir wertvoll ist, wofür ich zutiefst dankbar bin.

Ja, „wem“ oder vielleicht auch „welcher Sache“ würden Sie, würdest Du diese Krone aufsetzen?
Ich hab‘ mal ein bisschen auf unserem Kirchplatz herumgefragt, wo fast immer viel los ist, und da kam einiges zusammen, was als „krönenswert“ empfunden wird:
die Mamas und Papas, die Kinder, die Omas und Opas, das Pflegepersonal, der Hausarzt, die gute Tourismussaison, die eigenen vier Wände, das Kuscheltier. Auch große Worte wie „das Leben an sich“, Freiheit und Frieden wurden genannt, – und ja, auch Gott war dabei!

Und das Schönste für mich: – dieses Strahlen, dass sich nach angestrengtem Überlegen über das jeweilige Gesicht ausgebreitet hat. Denn Dank befreit zur Freude. Und die wiederum steckt an und richtet auf! Ja, Dankbarkeit fühlt sich tatsächlich richtig gut an.

Und doch: wie oft ist uns nicht zum Danken zu Mute? Von krönenden Momenten keine Spur! Die vergangenen Wochen und Monate haben auch ganz anderes sehen und erfahren lassen: persönliche Erschütterungen, – durch Krankheit, familiäre Zerwürfnisse, den Verlust eines geliebten Menschen, den Verlust von Hab- und Gut. Es gab und gibt Flutkatastrophen auf der einen und Dürre und Brände auf der anderen Seite, Corona ist noch immer nicht passé und die diesbezügliche Diskussion dividiert weiter auseinander. Auch das: Realität am heutigen Erntedanksonntag. Wie damit umgehen? Wohin mit allem, was mich beschwert?

Worte Jesu aus dem Matthäusevangelium 11,28-30:

Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. 29 Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. 30 Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.
(Lutherübersetzung 2017)

Predigt Teil 2

Womit krönt uns Jesus?
Haben Sie, habt Ihr es noch im Ohr – seine Einladung: kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken?
Womit krönt uns Jesus?
Haben Sie, habt Ihr es noch im Ohr – seine Einladung: kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken?
„Erquicken“ ist ein altes Wort. Nicht mehr so gängig. Gemeint ist „Ruhe geben“, „aufatmen lassen“.
Jesus krönt uns sozusagen mit einer Pause. Denn ja, die Lasten, die Belastungen sind da. Spüren Sie den Druck auf den eigenen Schultern?
Was andere tragen, stelle ich oft fest, ist viel schwerer als mein Päckchen. Trotzdem ist mir auch meines an manchen Tagen zu schwer, und ich denke: Ich muss eine Pause machen, die Schultern hängen lassen und dann kreisen, einmal vorwärts, einmal zurück.
Sich selbst Gutes tun – eine Kunst, die ich leider nicht wirklich gut beherrsche. Denke ich an die Worte Jesu, so verhält es sich aber ohnehin anders:
Da muss ich mir nicht selbst Gutes tun.
„Kommt her zu mir“, sagt Jesus, „ich will euch Ruhe geben.“ Ich bin derjenige, der das kann und der das macht. Es gibt Dinge, wesentliche Dinge, die könnt ihr euch sowieso nicht selbst geben. Ihr seid darauf angewiesen, dass ihr sie geschenkt bekommt:
Neue Zuversicht, mitten im Sturm. Hoffnung, wo alles aussichtslos erscheint. Vergebung, wo das schlechte Gewissen quält, den Mut für einen Neuanfang.

In Gottes Gnade, die sich auf Golgatha gezeigt hat, ist all das verankert. (Altarbild!) Der Blick auf das Kreuz von Jesus macht deutlich, wie wenig Gott Last und Leid fremd sind.
Er krönt uns mit Gnade, mit seiner Zuwendung, seinem „Ich bin für dich da“. Das ist, wie wenn mir jemand die Hand auf den Rücken legt und mich spüren lässt, „Du bist nicht allein“. Da hebt sich wieder der Blick. Da werde ich aufgerichtet.

Das ist das eine. Aber Jesus sagt auch: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir.“ Anders ausgedrückt: Jesus krönt uns mit Zutrauen. Er traut uns zu, auf ihn zu schauen, auf sein Wort zu hören und von ihm zu lernen. Auch das ein Joch, aber ein sanftes. Ein leichtes, weil es nicht getragen ist von einem „Du musst“, sondern einem „Du darfst“, von diesem Zuspruch Jesu: „Ich trau dir das zu!“

Was aber genau?
Ich würde es einmal zusammenfassen mit Gottesliebe und Nächstenliebe, die die Selbstliebe einschließt.

Wie das konkret ausschauen kann, haben wir anhand der vier Symbole von Erntedankkörberl – Blumen – Stein und Hausbibel schon gehört und vor Augen gestellt bekommen.

Dass Zutrauen motiviert, erleben und sehen wir schon an den Kleinsten. Im Kindergarten wird den Kindern und ihren Familien „zugetraut“ zu teilen. Nicht aus einem Muss heraus, sondern aus freien Stücken. Der Dank dem Schöpfer gegenüber, motiviert zum Weiterschenken. Und dieses Weiterschenken erhebt. Erhebt nicht nur den Beschenkten, – die Erntegaben werden ja weiterverteilt -, sondern auch die Schenkenden. Mit sichtlichem Stolz, aufrecht und freudestrahlend, bringen die Kinder ihre Gaben mit in den Kindergarten und später gemeinsam hierher in die Kirche.
Ja, dass Teilen „reicher“ macht als Horten, haben wohl die meisten schon erlebt. Jesus traut es uns zu!

Die Blumen sind ein Zeichen für die Möglichkeit der Gastfreundschaft. Vieles durfte im vergangenen Sommer neu aufblühen. Gäste konnten in der Region wieder willkommen geheißen werden. Alles keine Selbstverständlichkeit, wie die Pandemie gezeigt hat. So wie die Blumen Hege und Pflege brauchen, um ihre Blütenpracht entfalten zu können, brauchen auch die Kräfte der Gastgeber diese „Pflege“. Die Kunst das Arbeits- mit dem Privatleben in Einklang zu bringen, wird angesichts des bestehenden Personalmangels im Tourismussektor nicht einfacher. Doch mehrfach habe ich von Betriebswirten im vergangenen Sommer gehört, dass sie erstmals seit Jahren wieder einen Ruhetag eingeführt haben und auch, wie gut das der gesamten Familie tut. Ja, „Pause machen“ – Jesus traut es uns zu!

Der Stein als Verweis auf die heimatliche Bergwelt, ist sicher „der Stein des Anstoßes“ dieser Tage. Der Gletscher schmilzt, Boden wird versiegelt und zum Spekulationsgut, die uns anvertraute Erde schreit. Und auch wenn ich keine Patentlösung parat habe, haben wir es doch alle gemeinsam in Händen. Die Bergretter rücken als Team zum Einsatz aus. Ehrenamtlich, selbstlos, um zu helfen, um zu retten. Sie entwickeln gemeinsam eine Strategie, um in Bergnot- Geratene aus ihrer Notlage zu befreien. Und nur gemeinsam werden wir es schaffen, unserer jeweiligen Verantwortung vor Ort, rund um diesen Planeten nachzukommen. Jesus traut es uns zu!

Ja, er traut es uns zu, weil wir dem Schöpfer so wichtig sind, dass er uns die Krone aufgesetzt hat. Gott achtet uns wert, mich und dich. Davon zeugt die gesamte Heilige Schrift. In Psalm 8 wird die betende Frage gestellt: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ (V. 5) Und wir lesen weiter „Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.“ (V.6)

Gott achtet uns wert. Er will, dass wir aufrecht und frei durchs Leben gehen. Darum krönt er uns durch Jesus mit Gnade und Barmherzigkeit. Er krönt uns mit Zutrauen. Ja, er gönnt uns ein Herz, dass erfüllt ist von Freude und Dankbarkeit.

Musikalische Gestaltung: Kirchenchor Ramsau

An der Orgel: Margarita Nosal-Strasser

Musikalische Leitung: Ilse Reiter-Badura

Bildregie: Thomas Bogensberger

gottesdienst@orf.at