Erlöserkirche Wien Mauer
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Sonntag, 14.11.2021 9:30 ORF2

‚Hoffnung und Zuversicht‘

Live aus der Erlöserkirche in Wien-Mauer
wurde der Katholische Gottesdienst auf ORF 2 und im ZDF übertragen. Mit der Gemeinde feierte Michael Landau, Präsident der Caritas Europa und der Caritas Österreich.

Zum von Papst Franziskus ausgerufenen „Welttag der Amen“ wird der Gottesdienst aus der Erlöserkirche in Wien-Mauer – einer sehr aktiven Caritas-Gemeinde – übertragen.

Katholischer Gottesdienst: „Hoffnung und Zuversicht“

Mit der Gemeinde feiert Michael Landau, Präsident der Caritas Europa und der Caritas Österreich. Zum von Papst Franziskus ausgerufenen „Welttag der Amen“ wird der Gottesdienst aus der Erlöserkirche in Wien-Mauer – einer sehr aktiven Caritas-Gemeinde – übertragen. Im 100. Jahr ihres Bestehens möchte die Caritas der Erzdiözese Wien mit diesem Gottesdienst „Hoffnung und Zuversicht“ stärken. Im Zentrum steht die Frage, wie es gelingen kann, in Zeiten sozialer und ökologischer Veränderungen eben diese Hoffnung und Zuversicht zu stärken, Zukunft positiv zu gestalten – im Vertrauen auf Gott und im Vertrauen darauf, dass es zum Gelingen von Gesellschaft auf jede und jeden Einzelnen ankommt.

Im 100. Jahr ihres Bestehens möchte die Caritas der Erzdiözese Wien mit diesem Gottesdienst „Hoffnung und Zuversicht“ stärken.
Im Zentrum steht die Frage, wie es gelingen kann, in Zeiten sozialer und ökologischer Veränderungen eben diese Hoffnung und Zuversicht zu stärken, Zukunft positiv zu gestalten – im Vertrauen auf Gott und im Vertrauen darauf, dass es zum Gelingen von Gesellschaft auf jede und jeden Einzelnen ankommt.

Mitwirkende bei der Gestaltung und in den liturgischen Diensten: Ministrantinnen- und Ministrantengruppe der Wohnungslosengemeinde der Caritas der Erzdiözese Wien, eine Wohngruppe aus dem Bereich Menschen mit Behinderung und Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeeinrichtungen.
Die musikalische Gestaltung übernimmt eine bunt zusammengesetzte Gruppe aus der Pfarrgemeinde, einem integrativen Chor und Jugendlichen mit Migrationshintergrund.

Durch ein einziges Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer zur Vollendung geführt

Lesung: Hebr 10,11 – 14.18

Jeder Priester des Ersten Bundes steht Tag für Tag da, versieht seinen Dienst und bringt viele Male die gleichen Opfer dar, die doch niemals Sünden wegnehmen können. Jesus Christus aber hat nur ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht und sich dann für immer zur Rechten Gottes gesetzt; seitdem wartet er, bis seine Feinde ihm als Schemel unter die Füße gelegt werden. Denn durch ein einziges Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer zur Vollendung geführt. Wo also die Sünden vergeben sind, da gibt es kein Opfer für die Sünden mehr.

Er wird die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen

Evangelium: Mk 13,24 – 32

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: In jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen;die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum!
Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. So erkennt auch ihr,
wenn ihr das geschehen seht, dass er nahe vor der Tür ist.
Amen, ich sage euch:
Diese Generation wird nicht vergehen,
bis das alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.

Fürchtet Euch nicht, sondern achtet auf die Zeichen des Heils, die Zeichen der Hoffnung

Wenn wir heute von Hoffnung und Zuversicht sprechen, werden Sie sich vielleicht fragen: Warum ausgerechnet heute?! Es sind bald zwei Jahre, in denen uns diese Pandemie im Mark erschüttert. Aus einer Gesundheitskrise ist für viele Menschen längst eine soziale Krise geworden. Und ebenso sind die Folgen der Klimakrise immer deutlicher zu sehen und zu spüren: Waldbrände und Sturzfluten, Hitzerekorde und Pegelhöchststände. Hier bei uns und weltweit. Warum also hier und heute von Hoffnung und Zuversicht sprechen?
Weil genau das zu den Grundzusagen des Glaubens, den Grunderfahrungen gelebter Caritas gehört. Das Evangelium, das wir gehört haben, berichtet von einer Gemeinde, die heftiges erlebt: Hass, Krieg und Zerstörung. Und die kirchliche Botschaft lautet: Fürchtet Euch nicht, sondern achtet auf die Zeichen des Heils, die Zeichen der Hoffnung. Die Wirklichkeit von Zerstörung, Hass und Krieg ist eine, die auch heute viele Menschen auf unserem Planeten erfahren.
Auf der Flucht vor Krieg. Vom Hunger bedroht. Naturkatastrophen; auch bei uns. Unsere Reaktion könnte Resignation sein. Jesu Antwort ist eine andere. Sie ist die Erinnerung daran, dass wir von einem liebenden Gegenüber als „Du“ angesprochen und in die Freiheit gerufen sind.
Wir sind gewollt, geliebt, aber auch befähigt, so Papst Franziskus in seiner Umweltenzyklika Laudato Si, „Werkzeuge Gottes … zu sein, damit unser Planet ein Ort des Lebens sei, ein gemeinsames Haus, und zwar für alle Menschen.

Ja, wir mögen in Zeiten der Krise und des Umbruchs leben. Doch wie wir diesen Umbruch gestalten, liegt ganz maßgeblich auch in unseren Händen.

Vor wenigen Wochen wurde die Caritas in Österreich 100 Jahre alt.
Und natürlich ließe sich unsere Geschichte, die der Hilfsorganisation und die der Gesellschaften insgesamt, als eine Abfolge vieler Krisen erzählen – größerer und kleinerer.

Doch Krisen erzählen immer nur den einen Teil der Geschichte.
Unser aller Geschichte lässt sich auch ganz anders erzählen – getragen von einer Grundmelodie der Hoffnung und der Zuversicht. Als eine Erfolgsgeschichte des Zusammenhalts.

Es ist eine Geschichte, die viele Heldinnen und Helden kennt. Die von hunderttausenden Freiwilligen handelt, die für andere da sind. Von obdachlosen Menschen, die heute wieder ein Dach über dem Kopf haben. Von alten Menschen, die am Ende ihres Lebens nicht allein gelassen sind.

Es ist eine Geschichte, in der der Hunger in weiten Teilen der Welt erfolgreich bekämpft werden konnte und in der die Lebenserwartung von Kindern gestiegen ist. Eine Geschichte, in der über die Jahrzehnte ein starkes Netz der Solidarität geknüpft worden ist.

Nächstenliebe und Solidarität. Neuanfang und Zuversicht. Im Großen, wie im Kleinen.

Der Blick zurück und die Erfahrung zeigen: Wir haben die Möglichkeiten, den Mut, die Phantasie, Gegenwart und Zukunft gut zu gestalten. Wenn wir es wollen.

Etwa beim Klimagipfel, wenn die Staatenlenkerinnen und -lenker dieser einen Welt versuchen, Wege aus der Klimakrise zu finden.

In den Regierungszentralen weltweit, wenn es gilt, die Pandemie der Krankheit, aber auch der Armut wirksam zu bekämpfen.

Wo es um neue Nöte geht; etwa die stille Not der Einsamkeit.

Aber – und das ist mir wichtig – gefragt sind eben nicht nur Verantwortungsträger in Politik und Wirtschaft.
Denn Verantwortung tragen wir alle – für uns selbst und füreinander.
Veränderung beginnt im Kleinen, mit einzelnen Menschen, die hinschauen, sich berühren lassen, Not sehen und handeln. Die wissen: Das machen wir gemeinsam. 
Papst Franziskus wird nicht müde zu betonen: „"Friede, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt … behandelt werden können.“

[…] Alle Menschen sind Schwestern und Brüder.
Es kommt auf jede und jeden Einzelnen an.
Wir können Dinge zum Positiven verändern und wir sollen es auch.
Hier bei uns. Und weltweit. Hoffnung und Zuversicht. Fürchtet Euch nicht. Darum geht es.

Bildregie: Thomas Bogensberger

gottesdienst@orf.at