Bishof Kliment der Ukrainisch orthodoxen Kirche
APA/AFP/Aleksey Filippov
APA/AFP/Aleksey Filippov
05.06.2022, 12.30 Uhr, ORF 2

Los von Moskau: Ukrainisch-Orthodoxe Kirche geht eigene Wege

Los von Moskau: Ukrainisch-Orthodoxe Kirche geht eigene Wege | 100 Jahre „Volksliturgie“: Reformen von damals als Anstoß für Neuerungen heute? | Wenn Unrechtsbewusstsein fehlt: Therapie für Missbrauchstäter aus dem Kreis der katholischen Kirche | Frei für alle? Pfarrerin Julia Schnizlein begrüßt neue Debatte um Karfreitag

5.6.2022, 12.34 Uhr, ORF 2
9.6.2022, 9.00 Uhr, ORF III
11.6.2022, 11.30 Uhr, ARD ALPHA

Los von Moskau: Ukrainisch-Orthodoxe Kirche geht eigene Wege

Es war ein bemerkenswerter Akt, der weltweit für Aufsehen gesorgt hat – und doch auch offene Fragen hinterlässt: Anlässlich eines Landeskonzils in Kiew am 27. Mai hat die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats – wie es heißt – „Änderungen im Kirchenstatus“ beschlossen, die „die volle Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche bescheinigen.“

Bereits vorher hatte der Kiewer Metropolit Onufrij die Unterstützung des Angriffskriegs Russlands durch den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. als „Verstoß gegen das Gebot ´Du sollst nicht töten´“ bezeichnet. Von einer Wiederholung der Sünde Kains, der aus Neid den eigenen Bruder umbrachte, hatte Onufrij im Blick auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine gesprochen.

Was bedeutet aber nun „volle Eigenständigkeit“? Ist das der völlige „Bruch mit Moskau“ – oder doch ein Entschluss, der noch eine Zusammenarbeit unter neuen Vorzeichen zulässt? Die „Orientierung“ hat dazu mit dem Ostkirchenexperten Dietmar Winkler gesprochen.

Bericht: Klaus Ther, Länge: 3 Minuten

Ukrainisch-Orthodoxe Kirche geht eigene Wege

Die Ukraine ist religiös recht vielfältig. Eine große orthodoxe Kirche gehört jedoch zum Moskauer Patriarchat. Diese Kirche hat nun die volle Eigenständigkeit und Unabhängigkeit proklamiert.

100 Jahre „Volksliturgie“: Reformen von damals als Anstoß für Neuerungen heute?

Gesperrte Sitzreihen, großer Abstand, kein Gesang und der Wegfall von persönlichen Begegnungen nach dem Gottesdienst: Der Schutz vor dem Corona-Virus in den vergangenen Monaten hat Pfarrgemeinden und ihre Gestaltung der Liturgie massiv beeinflusst.

Viele Gläubige blieben schließlich daheim und nahmen an Gottesdiensten via Internet, Radio oder Fernsehen teil. Eine Entwicklung, die vielerorts auch nach dem Wegfall der strengen Coronaregeln weiter zu beobachten ist.

Doch kann man ein mediales Dabeisein einem unmittelbaren Mitfeiern gleichsetzen? Der Liturgiker Andreas Redtenbacher von der universitären Hochschule Vallendar bei Koblenz in Deutschland erinnert in dieser Situation an den Klosterneuburger Augustiner-Chorherrn Pius Parsch.

Der hat vor 100 Jahren, am 25. Mai 1922, mit einer ersten „Betsingmesse“ in der St. Gertrud-Kirche im niederösterreichischen Klosterneuburg die Teilnahme von Gläubigen am Gottesdienst in den Mittelpunkt einer liturgischen Neugestaltung gerückt.

Im Vergleich mit der damals üblichen Feierform des Tridentinischen Ritus, bei der die Gläubigen die Rolle von Zuschauerinnen und Zuschauern innhatten, war das revolutionär.

Viele der publizierten Überlegungen von Pius Parsch wurden Jahrzehnte später beim Zweiten Vatikanischen Konzil aufgegriffen und spielten eine wichtige Rolle für die „volksnahe“ Neugestaltung der Liturgie.

„Pius Parsch hat begriffen, dass Liturgie kein starrer Block sein soll, sondern sich stetig erneuern muss“, sagt Redtenbacher im Interview mit der „Orientierung“. Eine Erneuerung, mit der auch etwa die „HOME Church“ experimentiert und in einer Online-Präsenz-Mischform „neu gestaltete“ Gottesdienste im Kapitelsaal der Erzdiözese Salzburg anbietet.

Bericht: Marcus Marschalek, Länge: 6 Minuten

Liturgische Bewegung

Schon vor 100 Jahren hat der Augustiner-Chorherr Pius Parsch neue Formen der Gottesdienstfeier entworfen. Nach neuen Formen für die Feiern sucht man heute noch.

Wenn Unrechtsbewusstsein fehlt: Therapie für Missbrauchstäter aus dem Kreis der katholischen Kirche

Sie richten Schlimmes an, verursachen Leid, das oft ein Leben lang anhält – doch nicht selten fehlt es Missbrauchstätern an Unrechtsbewusstsein. Das hat auch der katholische Theologe Wolfgang Treitler erlebt.

Nach einem TV-Auftritt erreichte ihn ein E-Mail jenes Mannes, der ihn vor rund 40 Jahren im Internat des Stifts Seitenstetten in Niederösterreich gepeinigt hatte. Konfrontiert mit dem Missbrauch bezeichnete der ehemalige Hilfserzieher seine Taten als „Maßnahmen zum Schutz“ des Internatsschülers.

Ausflüchte wie diese kennt der Sexualtherapeut Jonni Brem von der Männerberatung Wien. Er arbeitet häufig mit Männern, denen Missbrauchsverhalten vorgeworfen wird. Aus dem kirchlichen Umfeld sind es jährlich 20 bis 50 Männer, die in der Männerberatung Wien vorstellig werden – meist auf Vermittlung der römisch-katholischen Kirche.

Bei den Beschuldigungen handelt es sich um – wie es heißt – „ kleinere Grenzverletzungen“ bis hin zu „massiver sexualisierter Gewalt“ an Kindern und Jugendlichen. Die Männer müssen sich dann vor Gericht verantworten, Therapie sei aber auch notwendig. Ziel sei es dabei, das anfangs fehlende Unrechtsbewusstsein Schritt für Schritt zu entwickeln.

Bericht: Clara Akinyosoye, Länge: 7 Minuten

Therapie für Missbrauchstäter

Ein Thema, das die katholische Kirche seit Jahrzehnten erschüttert, ist der Missbrauch. Oft ist es ein langer Weg für die Täter, dass sie sich ihrer Schuld bewusst sind.

Frei für alle? Pfarrerin Julia Schnizlein begrüßt neue Debatte um Karfreitag

Sie war Journalistin, doch evangelische Pfarrerin zu sein, war ein Kindheitstraum. Mittlerweile ist dieser Realität. Julia Schnizlein ist Pfarrerin der Lutherischen Stadtkirche in Wien.

Das Handy ist für sie ein wichtiges Werkzeug, denn Schnizlein ist auch Social-Media-Beauftragte der Evangelischen Kirche in Österreich. Im Interview mit der „Orientierung“ spricht sie über die Bedeutung des Pfingstfestes und über die derzeitige Karfreitagsregelung, die sie als „verletzend“ erlebt.

Seit 2019 ist der Karfreitag für evangelische und altkatholische Christinnen und Christen kein arbeitsfreier Feiertag mehr. Diese haben lediglich Anspruch auf einen „persönlichen Feiertag“, der allerdings aus dem bestehenden Urlaubskontingent genommen werden muss.

Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) hat jüngst mit dem Vorschlag aufhorchen lassen, den Karfreitag als gesetzlichen Feiertag für alle einzuführen, im Tausch mit dem Ostermontag. Eine Initiative, die viel positives Echo gefunden hat.

Bericht: Sandra Szabo, Länge: 7 Minuten

Debatte um Karfreitag

Pfarrerin Julia Schnizlein bespricht die derzeitige Karfreitagsregelung. Für evangelische, altkatholische und methodistische Christen ist der Karfreitag seit 2019 kein gesetzlicher Feiertag mehr.

Moderation: Sandra Szabo
Sendungsverantwortung: Norbert Steidl