Lexikon der Religionen:

Vishnu

Eine der wichtigsten hinduistischen Gottheiten

Eine der populärsten Formen des Göttlichen im Hinduismus ist „Vishnu“ (der Durchdringer). Für seine Anhänger stellt er die Manifestation des formlosen Höchsten, des „Brahman“, dar. In seiner bekanntesten Form ist Vishnu blau – oft als Farbe des Universums interpretiert. Er trägt in seinen vier Händen ein Muschelhorn, das noch heute als Signalhorn in vielen Riten eine wichtige Rolle spielt, einen Diskus, einen Donnerkeil oder ein Zepter sowie eine Lotusblüte. Vishnus Begleittier ist der mythische Adler Garuda, der auch einen eigenen Kult hat. Als Gattin gilt die Göttin Lakshmi, die ihn durch alle Inkarnationen begleitet.

Auch nichtpersonale Formen Vishnus sind weit verbreitet: Man verehrt ihn in der heiligen Tulsi-Pflanze, im schwarzen Salagrama-Stein (auch Shaligrama, Sila), oder in gezeichneten, stilisierten Füßen.

Gott der Gnade

Neben anderen ist das „Bhagavatam“, auch „Bhagavata Purana“ genannt, das bedeutendste Buch für Vishnuiten, den Verehrern von Vishnu und seinen Inkarnationen. „Bhakti“ (die bedingungslose Liebe zu Gott) ist das zentrale Thema dieses umfangreichen Werkes. So finden sich unter seinen Verehrern eher „Bhaktas“ (Gläubige), die Gott mit liebender Hingabe verehren. Vishnu präsentiert sich als Gott der Gnade, der seine Geschöpfe liebt, ihnen zu Hilfe kommt und stets für die Erlösung aktiv ist. Das „Bhagavatam“ stellt Vishnu als den Höchsten vor, als Manifestation des formlosen „Brahman“.

Verschiedene Formen Vishnus

Wie alle anderen Gottheiten erscheint auch Vishnu in unzähligen Manifestationen und Formen, wie etwa „Bhagavan“ (Erhabener), „Hari“ (Gott) und „Jaganath“ (Herr der Welt). „Narayana“ (der aus dem Wasser Kommende) ist eine der bekanntesten Form: Nach der Mythologie schläft dieser zwischen zwei Weltperioden auf der Weltschlange liegend im Urozean. Aus seinem Nabel wächst eine Lotusblüte, worauf der Schöpfergott Brahma erscheint und eine neue Welt hervorbringt.

Populär sind die „Avataras“, die Herabkünfte Vishnus. In Hindu-Überlieferungen gilt Vishnu als derjenige, der immer wieder Gestalt annimmt, in tierischer oder menschlicher Form zu Hilfe kommt und zur Erlösung führt. Die bekanntesten menschlichen Avataras Krishna und Rama haben jeweils eine weit verbreitete eigene Verehrung.

In der hinduistischen Dreiheit, der „Trimurti“, ist Vishnu derjenige, der das Universum erhält und immer wieder rettet. Doch gleichermaßen schließt er das Gegenteil ein: So ist er auch Yama, der Gott des Todes.

Übersichtsartikel zum Hinduismus

Siehe dazu auch im ORF-Religionslexikon: