Lexikon der Religionen:

Reformation

Gründungsbewegung der evangelischen Glaubensrichtung

Unzufriedenheit mit der Situation der spätmittelalterlichen Kirche führte schon seit dem 13. Jahrhundert (Waldenser, Hussiten - mehr dazu im Eintrag Konfessionen) zu Reformversuchen, die aber von der Gesamtkirche blockiert wurden.

Reformen Luthers trafen auf aufgestauten Unmut

Die Reformation kam durch Martin Luther endgültig in Gang. Er hatte nicht die Absicht, die Kirche zu spalten und eine andere christliche Kirche zu gründen. Da aber von Seiten der Kirche keine Bereitschaft zu grundlegenden Reform bestand, spitzte sich die Lage zu, so dass zunehmend tiefer gehende Differenzen zur römischen Kirche und ihrer traditionellen Theologie deutlich wurden.

Doch hätte sich die Reformation nicht in so kurzer Zeit in großen Teilen Europas ausgebreitet, wäre sie nicht auf den aufgestauten Unmut von Generationen gestoßen, die eine römische Bevormundung nicht mehr hinnehmen wollten. Das betraf auch viele Landesfürsten, die nun eine neue führende Rolle in der Religionspolitik spielen konnten.

Kluft zwischen Konfessionen wird größer

Nach etwa 1580 – Luther war 1546 gestorben, Melanchton 1560, Calvin 1564 – setzte eine Zeit der theologischen Verfestigung der reformatorischen Theologie ein, die bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts reichte und später die „Lutherische Orthodoxie“ genannt wurde. In dieser Epoche waren die Reformatoren nicht mehr die alleinigen theologischen Autoritäten.

Zwischen römischer und reformatorischer Theologie setzte eine verstärkte gegenseitige Abgrenzung ein. Was die eine Konfession theologisch und in der Praxis ihrer Gläubigen besonders betonte, wurde von der anderen abgelehnt. Das führte auf beiden Seiten zu beeinträchtigenden Einengungen.

Die reformierten Kirchen der schweizerischen Tradition (Zwingli, Calvin) hatten schon durch ihren politischen Status von Anfang an mehr Möglichkeiten der Durchsetzung, weil sie keinen Landesfürsten unterstanden. Sie verbreiteten sich nach Schottland, in die Niederlande, nach Frankreich, nach Südafrika und in die USA, mehr als die lutherische Tradition, die vor allem im deutschen Sprachraum und in den nordischen Ländern Fuß fasste.

In Österreich Generalsynode für alle Evangelischen

Zwar zerfielen die reformierten Kirche in viele einzelne Denominationen, die jeweils eigene Traditionen entwickelten, aber sie fanden schon vor der ökumenischen Bewegung im Reformierten Weltbund (1875) zusammen. Unter den zahlreichen in der Geschichte entstandenen Bekenntnisschriften ist das Helvetische Bekenntnis von 1536 besonders wichtig, weil es die Reformation Calvins und Zwinglis zusammenfasste.

In Österreich haben die Lutheraner (AB, Augsburger Bekenntnis) und die Reformierten (HB, Helvetisches Bekenntnis) zwar eine je eigene Rechtspersönlichkeit und eigene Synoden, sind aber in einer gemeinsamen Generalsynode zusammengeschlossen.

Übersichtsartikel zum Christentum

Siehe dazu auch im ORF-Religionslexikon:

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