Pessach und Ostern

Jüdisches, Katholisches und Evangelisches zum jüdischen Pessachfest und zum christlichen Osterfest. In den „Gedanken für den Tag“ sprechen Paul Chaim Eisenberg, Manfred Scheuer und Luise Müller.

Juden erinnern sich in dieser Woche an den Auszug und die Befreiung der Israeliten aus Ägypten. Für Christen ist die Woche vor Ostern die letzte Woche der Fastenzeit, bevor zu Ostern die Auferstehung von Jesus von Nazareth gefeiert wird. Beide Feste gehören zu den wichtigsten der jeweiligen Tradition und beide Feste unterstreichen das Leben.

Bischof Manfred Scheuer am Samstag:

Leben, leben wollen die Leute schon. Ich will doch etwas vom Leben haben, hat mir vor kurzem einer gesagt, der nie mit seinen Finanzen auskommt. Ich will endlich leben, so jemand, der alles als Korsett empfindet. Das Wort „Leben“ hat einen guten Klang. Auch vital, biologisch, life, vita haben Konjunktur. Und doch ist es nicht so einfach, das richtige, das gute Leben zu finden. Manche machen sich und andere vor lauter Hunger und Durst nach Leben kaputt. Der Mensch „erfährt den Doppelsinn, der in dem lag, was er tat, nämlich sein Leben sich genommen zu haben; er nahm sich das Leben, aber vielmehr ergriff er damit den Tod“, sagt der Philosoph Hegel.

Gedanken für den Tag

Montag bis Samstag um 6.56 Uhr im Programm von Ö1.

Zum Nachhören unter „7 Tage Ö1“ auf der Homepage von Ö1 und ab sofort auch mit der 7-Tage-Funktion der Ö1-App auf Smartphones.

Für Christen und Christinnen ist heute Karsamstag: Jesus ist tot, er ist am Ende, am Nullpunkt. Man könnte meinen, dieser Tag sei zu überspringen, diese Erfahrung sei abzukürzen. Und doch ist sie entscheidend auf dem Weg zum guten Leben. Das Denken in Kategorien des Nützlichen, Praktischen, Sensationellen, Aufdringlichen, Vorteilhaften und Bequemen nimmt so selbstverständlich in Beschlag, dass wir andere Dimensionen vergessen. Der Karsamstag ist die große Unterbrechung, die dem Leben und der Liebe Not tut: Menschen dürfen wir nicht unseren Interessen einverleiben. Der und die anderen fordern mich heraus und entziehen sich meinem Zugriff. Die Grenze der Anderen darf nicht vereinnahmt werden.

Das Aushalten der Differenz als positiver Raum der Begegnung wird zu einer Weise, in der Menschen gegenseitig ihre Würde wahren und das Geheimnis des nicht begreiflichen Gottes verehren. Gott ist ein Freund des Lebens, so glaube ich. „Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von dem, was du gemacht hast. …Herr, du Freund des Lebens“, heißt es im Buch der Weisheit in der Bibel. (Weish 11,24-26)

Gestaltung: Alexandra Mantler