„Was glauben Sie?“ – Der jüdische Zeitzeuge Marko M. Feingold

100 Jahre ist es her, als 1913 Marko Feingold im österreichisch-ungarischen Neusohl (heute Banská Bystrica in der Slowakei) geboren wurde. Als Kind einer jüdischen Familie wuchs Feingold in Wien Leopoldstadt auf.

Logos 9.11.2013 zum Nachhören (bis 29.9.2019):

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Nach einer Lehre als kaufmännischer Angestellter arbeitete er einige Jahre in Wien. Zur Zeit der Wirtschaftskrise wurde er arbeitslos und ging mit seinem Bruder zur Arbeit nach Italien. 1938 wurde er anlässlich eines kurzen Aufenthalts in Wien verhaftet.

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Samstag, 9.11.2013, 19.05 Uhr, Ö1

Als im November vor 75 Jahren die Nazis im gesamten damaligen „Deutschen Reich“ Judenpogrome verübten, die euphemistisch „Reichskristallnacht“ genannt wurden, erlebte er dies bereits im Gefängnis. Er floh danach nach Prag, wurde nach Polen ausgewiesen und kehrte mit falschen Papieren nach Prag zurück, wo er 1939 erneut festgenommen, inhaftiert und schließlich in das KZ Auschwitz deportiert wurde. Über die Konzentrationslager Neuengamme und Dachau kam er schließlich 1941 ins KZ Buchenwald, wo er bis zur Befreiung interniert war. Durch Zufall ließ er sich 1945 in Salzburg nieder.

Buchhinweis:
Marko Feingold, „Wer einmal gestorben ist, dem tut nichts mehr weh“, Otto Müller Verlag

Geschichte des Überlebens

Auf abenteuerlichen Wegen organisierte Marko Feingold mit der jüdischen Flüchtlingsorganisation Bricha nach Ende des Krieges die illegale Weiterreise jüdischer Überlebender, die in DP-Lagern in Salzburg lebten, über die Hohen Tauern nach Italien und weiter nach Palästina. Feingold siedelte sich endgültig in Salzburg an und wurde Inhaber eines Modegeschäftes. 1946 bis 1947 und dann wieder ab 1979 bis heute amtierte er als Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg.

Der vielgefragte Zeitzeuge ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Seine spannende und berührende Geschichte des Überlebens hat Feingold in einem Buch festgehalten. Johannes Kaup hat den 100-jährigen Jubilar für seine LOGOS-Gesprächsreihe „Was glauben Sie?“ in Salzburg besucht.