Der Kantor mit dem goldenen Herzen

Themen: Erinnerung an Estrongo Nachama; 700. Geburtstag von Ramon Llull; Film „Mary’s Land“; Religion in den Songs von Paul Simon; Bibelessay von Karl Schauer

Der Kantor mit dem goldenen Herzen – Erinnerung an Oberkantor Estrongo Nachama

Der Jom Kippur steht bevor. Der, meist mit „Versöhnungstag“ übersetzte, höchste jüdische Feiertag beginnt heuer am 11. Oktober mit Sonnenuntergang - und dauert dann bis zum Abend des 12. Oktobers. Es ist ein strenger Ruhe- und Fasttag, es soll nichts gegessen und getrunken werden, und wird meist auch von jenen Jüdinnen und Juden begangen, die es ansonsten mit der Religion nicht so genau nehmen. Er steht am Ende einer zehntägigen Zeit der Reue und der Umkehr - unmittelbar nach dem Beginn des neuen jüdischen Jahres sollen alle Streitigkeiten aus dem alten Jahr bereinigt, alle Altlasten getilgt sein.

Erfüllte Zeit
Sonntag, 9.10.2016, 7.05 Uhr, Ö1

In den Synagogen gibt es spezielle Gesänge und Lesungen, die dem Jom Kippur und seinem Inhalt entsprechen. Und so ist der Versöhnungstag auch ein besonderes Datum für all jene, die mit den synagogalen Feierlichkeiten zu tun haben. In diesem Zusammenhang ruft Brigitte Krautgartner Estrongo Nachama in Erinnerung, den legendären Oberkantor der Berliner jüdischen Gemeinde, dessen Interpretation von „Kol Nidre“, DEM Lied zum Beginn des Jom Kippur, unvergesslich ist.

Ein Freigeist im 14. Jahrhundert – Ramon Llull

Es klingt nach einer verrückten Idee: eine Logik-Maschine, die zuverlässig Wahrheit und Lüge unterscheiden soll. Die Idee stammt aus der Feder des mallorquinischen Philosophen und Theologen Ramon Llull, auch als Raimundus Llullus bekannt. Heuer ist es 700 Jahre her, dass er gestorben ist. Ramon Llull wurde in ein wohlhabendes, vornehmes Elternhaus geboren, war am Hof als Erzieher und Troubadour tätig. Eine mystische Vision veranlasste ihn jedoch, Frau und Kinder sowie den Hof zu verlassen und sich ganz seinen religiösen Studien zu widmen.

Die Logik der Engel:
Musikprotokoll

Unter dem Titel „Die Logik der Engel“ wird derzeit beim heurigen Musikprotokoll in zwei Klanginstallationen in Linz und Graz an den spätmittelalterlichen Mystiker erinnert, der auch als früher Vorreiter des interreligiösen Dialogs gilt. – Gestaltung: Judith Fürst

Mary‘s Land – Ein Film über und für Marienverehrer

Das biblische Magnificat – nachzulesen im ersten Kapitel des Lukasevangeliums - zeigt Maria als eine Frau, die die geltende Ordnung in Frage stellt: die Niedrigen werden erhöht, die Herrschenden vom Thron gestürzt, durch Gottes Wirken. Nicht eine demütige Magd, sondern eine politisch aufmerksame Beobachterin wird hier im Evangelium gezeichnet – und es ist kein Zufall, dass die lateinamerikanische Befreiungstheologie (ebenso wie die feministische Theologie) das Magnificat als eine zentrale Passage betrachtet.

Filmtipp:
Mary’s Land

Ein ganz anders, wesentlich traditionelleres Bild von Maria zeigt ein Film, der derzeit in ausgewählten Kinos läuft: „Mary’s Land“ heißt er, er würdigt Maria als Fürsprecherin für Menschen in Bedrängnis und als Heilige, die den Menschen an bestimmten Orten erscheint. Der Focus richtet sich hier vor allem auf Medjugorje, einen Ort in Bosnien, aus dem seit 1981 Marienerscheinungen berichtet werden – die vom Vatikan allerdings nicht anerkannt sind.

Brigitte Krautgartner hat den Film gesehen und auch mit seinem Regisseur gesprochen.

Nicht nur „Mrs. Robinson“ – Religiöses in den Songs von Paul Simon

Am 13. Oktober feiert der amerikanische Musiker Paul Simon seinen 75. Geburtstag. Seit den späten 1960er Jahren hat er zahlreiche Hits geschrieben und gesungen, zuerst gemeinsam mit Art Garfunkel, ab 1970 alleine. Seine Songs konnten sich nachhaltig in den Radios und damit im kollektiven Gedächtnis verankern, das liegt neben Paul Simons Gefühl für Musik und Klänge wohl auch daran, dass seine Texte inhaltlich viel hergeben, immer wieder auch in religiöser Hinsicht. Paul Lohberger gibt einen kleinen Überblick zu Spiritualität und Religion in der Musik von Paul Simon.

Dein Glaube hat dir geholfen – Bibelessay zu Lukas 17, 11 - 19

Für die römisch-katholische Kirche ist es der 28. Sonntag im Jahreskreis, die an diesem Tag für die Liturgie vorgesehene Evangelienstelle stammt aus dem 17. Kapitel des Lukasevangeliums: eine Heilungsgeschichte, verfasst etwa um das Jahr 90, also in der sogenannten dritten urchristlichen Generation. Gedanken dazu kommen vom Benediktinerpater Karl Schauer. Er war lange Jahre Superior der Basilika von Mariazell und ist nunmehr Bischofsvikar für die Bereiche Wallfahrtswesen, Tourismusseelsorge und Berufungspastoral in der Diözese Eisenstadt. Sein Nachfolger in Mariazell ist ebenfalls ein Benediktiner aus dem Stift St. Lambrecht, der 45-jährige Michael Staberl.

Bibelessay zu Lukas 17, 11 – 19

Moderaton: Martin Gross

Erfüllte Zeit 9.10.2016 zum Nachhören:

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