Die Qualität der Zeit wahrnehmen
In der Fastenzeit soll der Mangel zum Wesentlichen führen. Es soll alles Unnotwendige ausschalten um Geist und Körper zu reinigen. Die Entbehrung kann über das Mitleid die Hilfsbereitschaft für die Mitmenschen erwecken. Die Festzeiten dagegen erlauben Genuss und Überfluss. Festlichkeiten für alle Sinne führen die Schönheit der Welt vor Augen. Sie wecken Lebensfreude und geben Impulse, an der Gestaltung der Welt tatkräftig mitzuwirken.
Ulrike Kammerhofer
ist Leiterin des Salzburger Landesinstituts für Volkskunde
Mit dem Vorabend von Dreikönig wurde die Weihnachtszeit beendet und traditionell der Fasching begonnen. Zwischen Hochmittelalter und Barock hat sich in Europa eine prunkvolle Faschingskultur entwickelt. Die Faschingsfeste dauerten zumindest vom unsinnigen Donnerstag bis zum Faschingsdienstag.
Dieser „Carneval“ oder „Faschang“ war eine Form der katholischen Katechese. Er sollte persönlichkeitswirksam die Verlockungen des Teufels vor Augen führen und zur Umkehr in der Fastenzeit hinleiten. Das Fortwirken antiker wie christlicher Emblematik in den Masken und Szenarien offenbart sich in Bild- und Schriftquellen. Die allegorischen Bräuche inszenierten die („Deep Acting“ Clifford Geertz) Lehrinhalte und übten sie öffentlich ein. Viele der Faschingsspiele und Figuren, die noch heute in ländlichen Umzügen auftreten, entspringen dieser Zeit, allen voran der Narr mit der Schelle.
Erfüllte Zeit
Sonntag, 26.2.2017, 7.05 Uhr, Ö1
Bis in die 1960er-Jahre war das katholische Evangelium für den Faschingssonntag jener Korintherbrief, in dem es heißt: „Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich tönendes Erz, eine klingende Schelle“ (NT, 1 Kor 13,1). In vielen Mandlkalendern findet sich noch heute der Narr mit Eselsohren, Hahnenkamm und Schellenkappe als Symbol für die Faschingstage.