„Was glauben Sie?“ – Adolf Holl

Der am 30. Mai 1930 in Wien geborene Schriftsteller und Religionssoziologe Adolf Holl gilt den einen als Ketzer, den anderen als scharfzüngiger Kirchenkritiker, der seine Finger in die offenen Wunden der Kirche legt und die Amtskirche in Rage versetzt.

Ein Wendepunkt im Leben des katholischen Priesters und von vielen bewunderten Religionslehrers war sein Buch „Jesus in schlechter Gesellschaft“. Darin bekennt er öffentlich, den Zölibat nicht mehr zu leben und gerät damit auf Konfrontationskurs mit der Amtskirche. Nach dem Entzug seiner Lehrbefugnis, wurde er von Kardinal Franz König vom Priesteramt suspendiert.

Konfrontation mit der Amtskirche

Danach schrieb er zahlreiche Bücher und moderierte den legendären Club 2 im ORF Fernsehen. Der Journalist Harald Klauhs hat kürzlich über Adolf Holl eine Biografie verfasst („Adolf Holl – Bilanz eines rebellischen Lebens“), in der Holls Leben mit der österreichischen Geschichte ab 1930 verwoben wird. Mit 12 Jahren, im Jahr 1942 begann Holl Tagebücher zu schreiben. Hier erfährt man, wie aus dem ehemals ehrgeizigen Hitlerjungen ein glühender Priesterseminarist wird, der sich mit den Denkern des 20. Jahrhunderts intensiv auseinandersetzt.

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Samstag, 7.7.2018, 19.05 Uhr, Ö1

Trotzdem träumt er von Mädchen und kämpft damit, seinen Glauben mit seiner Sexualität zu vereinbaren. Als er Ende der Fünfziger Jahre eine Affäre mit einer verheirateten Frau eingeht, plagen ihn größte Gewissensbisse. In den Folgejahren macht er sich als Publizist international einen Namen. In seinen Tagebüchern ist von einem Traum Holls zu lesen, den er kurz nach der Wahl Johannes Pauls II. zum Papst hatte. Darin sei Holl mit Jean-Paul Sartre in Wien spazieren gegangen und danach zum Kardinal erhoben worden. Auch geträumte Telefonate mit Adolf Hitler geben spannende Einblicke in das Leben dieses katholischen Intellektuellen.

Johannes Kaup hat mit Adolf Holl für die LOGOS-Reihe „Was glauben Sie?“ über dessen Motive des Lebens und des Glaubens gesprochen.

Logos 7.7.2018 zum Nachhören:

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