„Kirche und Staat – eine Lern-Geschichte“
Die gesamte katholische Polemik gegen die Staatsform der Demokratie scheint plötzlich vergessen, als der damalige Erzbischof von Wien, Kardinal Friedrich Gustav Piffl, erklärt (noch bevor Kaiser Karl auf „jeden Anteil an den Staatsgeschäften“ verzichten konnte), dass „wir Katholiken“ stets in einer „gesunden und wirklichen Demokratie“ die „Bürgschaft des Volkswohls“ erkannt hätten.
Memo
Samstag, 1.12.2018, 19.05 Uhr, Ö1
„Dank an die Gottesmutter für den Staatsvertrag“
An die Stelle des Bündnisses von „Thron und Altar“ tritt in der Ersten Republik das Bündnis mit der christlich-sozialen Partei. Der „politische Katholizismus“ prägt das Geschehen – personifiziert im „Priester-Politiker“ (wie Ignaz Seipel oder Johann Nepomuk Hauser). Das Bekenntnis zu einer „freien Kirche in einer freien Gesellschaft“ kann man sich auf römisch-katholischer Seite offiziell erst 1952 im sogenannten „Mariazeller Manifest“ abringen. Und dazwischen liegt noch der „Anschluss“ 1938 – nach dem sich die Kirche vorübergehend mit einem völlig anderen „politischen System“ zu arrangieren hatte.
Die Reihe „MEMO – Ideen, Mythen, Feste“ lädt aus Anlass des Jubiläums „100 Jahre Republik“ zu einem Streifzug durch die „Lern-Geschichte“ der römisch-katholischen Kirche mit dem Staat und seinen unterschiedlichen Staatsformen ein.
ORF/Markus Veinfurter
Ausgangpunkt dafür ist der „Mariä Empfängnis-Dom“ in Linz – denn sein „Bauherr“, Bischof Franz Josef Rudigier, gilt als geistiger Vater des „politischen Katholizismus“. An seinem Tor erinnert bis heute eine Gedenktafel an die Ermordung von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß.
Das Fest „Mariä Empfängnis“ am 8. Dezember ist zudem in gewisser Weise der politischste Marienfeiertag. Auf Drängen der ÖVP ist es seit 1955 wieder arbeitsfrei – um auf diese Weise den „Dank an die Gottesmutter für den Staatsvertrag“ zum Ausdruck zu bringen.
Gestaltung: Markus Veinfurter
Memo 1.12.2018 zum Nachhören:
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