„Die Nazis und die Religion“

Runen, Okkultismus und deutsch-völkisches Christentum. Odin oder Wotan: Oftmals wird der Hauptgott der nordischen Mythologie als der Hauptgott des rassistisch-mythologischen Weltbilds der Nazis genannt.

Auch heute noch pilgern Rechtsextreme und Neo-Nazis zu alten Wikingerstätten und verehren die nordischen Mythen. Mit der Idealisierung der „alten Germanen“ entwarfen die Nazis eine fiktionale Gegengeschichte - historische Beweise für eine einheitliche, germanische Hochkultur gibt es bis heute nicht. So oder so ähnlich lautet die These, die in der einschlägigen Literatur oftmals zu finden ist. Dass der Nationalsozialismus auf viel komplexere Art und Weise mit der Religion verwoben war, haben jüngere Forschungsergebnisse gezeigt. Heute wird vielmehr davon ausgegangen, dass es keine einheitliche, nationalsozialistische religiöse Doktrin gegeben hat, sondern dass in diesem Zusammenhang mehrere Aspekte zu beleuchten sind.

Tao
Samstag, 12.1.2019, 19.05 Uhr, Ö1

Die sogenannte Völkische Bewegung versammelte nicht nur nationalistisches, antisemitisches und antiliberales Gedankengut, sondern auch okkulte und spiritistische Strömungen, die rund um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert florierten. Im Rahmen der sogenannten Ariosophie fanden esoterische Elemente in die rassistische Ideologie Eingang. Esoterische Neigungen bedeutender NS-Politiker wie Heinrich Himmler, Rudolf Heß und des führenden NS-Ideologen Alfred Rosenberg sind bekannt und dokumentiert. Welchen Einfluss sie auf die Symbolpolitik und das äußere Erscheinungsbild politischer Doktrinen und Institutionen des Nationalsozialismus tatsächlich hatten, ist historisch aber nicht abschließend geklärt.

Hinweis:
DVD, Wewelsburg. Ideologie und Terror der SS, LWL-Medienzentrum für Westfalen

Die Vordenker der Nazis zimmerten sich eine Heilslehre, die zum einen bewusst als Gegenströmung zum Christentum eingesetzt wurde. Es sind Formen einer klassischen, sogenannten „Ersatzreligion“ erkennbar: An die Stelle christlicher Lebensfeste (u.a. Taufe, Firmung/Konfirmation, Trauung) werden Ersatzkulte gesetzt, Liturgien für den Körperkult entstehen. Zum anderen wurden aber wiederum ganz bewusst Elemente des sogenannten deutsch-völkischen Christentums in die Ideologie integriert. Adolf Hitler hat offenbar tatsächlich geglaubt, den Heilsplan eines Gottes zu verwirklichen. Welche Rolle spielte also die Religion im Nationalsozialismus? Welche Bezüge gab es zum Christentum und zu außerchristlichen Traditionen? Diesen Fragen und weiteren Fragen geht „TAO“ – 80 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkrieges – in dieser Sendung nach.

Gestaltung: Kerstin Tretina

Tao 12.1.2019 zum Nachhören:

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