Der barmherzige Vater

Es ist eine der berühmtesten Geschichten aus der Bibel: Der Sohn verlässt seine Familie, er bringt sein Erbe auf liederliche Art und Weise durch – und kommt schließlich ziemlich verwahrlost wieder zurück nach Hause.

Morgengedanken 12.3.2019 zum Nachhören (bis 11.3.2020):

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Eines der bekanntesten Gleichnisse von Jesus finde ich im Lukasevangelium im 15. Kapitel. Das Gleichnis vom „barmherzigen Vater“, wie ich es stets nenne. Überwältigend in dieser Erzählung, weil Jesus mir zu verstehen gibt, wie Gott ist, wie er mit mir umgeht, wenn ich schuldig geworden bin.

Dietmar Stipsits
ist römisch-katholischer Pfarrer im Seelsorgeraum Bad Tatzmannsdorf, Bernstein und Mariasdorf im Burgenland

Unverdiente Vergebung

Der Vater wartet schon auf seinen jüngeren Sohn, ja er eilt ihm sogar entgegen (das ist etwas zutiefst Frauliches im alten Orient). Dieser „mütterliche“ Vater umarmt und küsst seinen Sohn als Zeichen der Vergebung. Erst in diesem Augenblick geht dem jüngeren Sohn auf, wer sein Vater ist: Der bedingungslos Liebende und Verzeihende, der dem schuldig Gewordenen unverdientermaßen Erbarmen, seine Liebe, schenkt. Weit und breit ist kein beleidigter, zürnender Vater zu sehen, der Vorleistungen verlangt, ein Sündenbekenntnis und Sühne fordert oder gar Strafe verhängt.

Gott kommt nicht in der Pose des Mächtigen daher, der auf seine Autorität pocht; er verzichtet vielmehr auf seine Macht zugunsten seiner grenzenlosen Liebe, die unverdiente Vergebung schenkt und niemanden abschreibt. Solche Liebe verwandelt – auch mich, solche Liebe ermöglicht ganz neues Leben – auch mir.