Eine offizielle Stimme für den Islam in Österreich

40 Jahre Islamische Glaubensgemeinschaft. Die alte Frage scheint mehr denn je aktuell: Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich gilt vom Gesetz her als offizielle Vertretung der Musliminnen und Muslime in Österreich, aber für wen spricht sie tatsächlich?

Welche Macht haben die verschiedenen islamischen Verbände, vor allem die türkischen – innerhalb wie außerhalb der Glaubensgemeinschaft? Mit Wegbereiter/innen, Funktionär/innen, externen Beobachter/innen und mit der Next Generation hat Kerstin Tretina für eine Ausgabe von TAO kurz vor Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan gesprochen.

Einblicke in die Welten von rund 500.000 IGGÖ-Mitgliedern

Vor genau 40 Jahren hat sich die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) als anerkannte Religionsgemeinschaft konstituiert, sie besteht seit 1979. Hervorgegangen ist sie aus dem Verein „Moslemischer Sozialdienst“. Seit Ende 2018 hat der Rechtsanwalt und türkische Kurde Ümit Vural das Präsidentenamt inne.

Tao
Samstag, 4.5.2019, 19.05 Uhr, Ö1

Als gesetzlich anerkannte Religionsgemeinschaft genießt die IGGÖ die Stellung einer Körperschaft öffentlichen Rechts. Basis dafür ist das Islamgesetz, das seit 1912 in Österreich existiert und 2015 – unter viel öffentlicher Kritik – erneuert wurde. Erster Präsident der IGGÖ war der aus Afghanistan stammende Ahmad Abelrahimsa. Ihm folgte 1999 der gebürtige Syrer Anas Schakfeh, der die Glaubensgemeinschaft in der Öffentlichkeit stärker positionierte. Nach ihm war die Führung der IGGÖ stark türkisch geprägt.

Buchhinweise

  • Nina Scholz, Heiko Heinisch: Alles für Allah. Wie der politische Islam unsere Gesellschaft verändert, Verlag Molden 2019.
  • Farid Hafez: Anas Schakfeh: Das österreichische Gesicht des Islams, Verlag Braumüller 2012.

Diverse Einwanderungswellen, wie zum Beispiel zur Zeit der sogenannten Jugoslawienkriege in den 1990er Jahren oder auch im Jahr 2015, haben die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich herausgefordert und verändert. Ihre Gründergeneration war von völlig anderen Lebenskontexten geprägt als die heutigen muslimischen Millenials. Auch die Islamdebatte in Österreich hat sich grob gefasst seit dem 11. September 2001 grundlegend verändert.

Seither werden Diskussionen um Minarette, Schächtpraxis, Radikalisierung, Kopftuch und Burka mit stetig steigender Vehemenz öffentlich geführt, die offizielle Vertretung der Musliminnen und Muslime steht oft unter Rechtfertigungs- und Verteidigungsdruck. Einblicke in die Welten von rund 500.000 IGGÖ-Mitgliedern; die Zahl der Musliminnen und Muslime in Österreich wird mittlerweile auf rund 700.000 geschätzt.

Gestaltung: Kerstin Tretina

Tao 4.5.2019 zum Nachhören (bis 3.5.2020):

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