Es gibt keinen Planeten B

Wie heißt es so schön: Es gibt keinen Planeten B. Was in der Vergangenheit hin und wieder etwas antiquert daherkam, hat dieser Tage eine mächtige Dynamik und Wucht bekommen: Die Schöpfungszeit, die die Kirchen seit nun mehr als 10 Jahren immer von 1. September bis 4. Oktober ausrufen.

Zwischenruf 15.9.2019 zum Nachhören (bis 14.9.2020):

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Begonnen hat alles schon viel früher, nämlich als vor genau 30 Jahren, 1989, der damalige Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Dimitrios I., aufgerufen hatte, den 1. September – den Tag, an dem das orthodoxe Kirchenjahr beginnt – als „Tag der Bewahrung der Schöpfung“ zu begehen: Gott an diesem Tag für die Schöpfung zu danken und um ihren Schutz und ihr Heil zu beten. Nun also ist Schöpfungszeit bis zum 4. Oktober, bis zum Tag des Franz von Assisi, der in der katholischen Kirche als Patron der Tiere und des Naturschutzes gilt. Und es geht darum, besonderes Augenmerk auf die Schöpfung – oder die Umwelt – zu richten und sich klarzumachen, wie zart und verletzlich sie ist. Die Erde, auf der wir leben und mit der wir leben, ist ein kostbares Gut und durch nichts zu ersetzen.

Marco Uschmann
ist evangelischer Theologe und Chefredakteur der Zeitschrift „Die Saat“

Religions for Future

Was nun tun die Kirchen in der Schöpfungszeit? Zunächst einmal das, was sie gut können. Sie feiern Gottesdienste, sie beten für die Schöpfung und sie versuchen, die Menschen für die Schöpfung und ihre Bewahrung zu sensibilisieren. Das gelingt mal besser und mal weniger gut. So höre ich von anderen Medien, dass die Kirchen zu wenig unternehmen, zu leise sind und – wie immer – nicht gehört werden. Das ist schade. Denn tatsächlich stellen die Kirchen eine ganze Menge auf die Beine und versuchen so, Zeichen zu setzen und aktiv gegen die Klimakrise anzukämpfen. Viele Pfarrgemeinden sind mit dabei: Sie versuchen klimaneutral zu arbeiten und den Klimaschutz aktiv hineinzunehmen in ihre Gottesdienste, Veranstaltungen und Bautätigkeiten. Auch Kirchen heften sich die Klimaneutralität auf ihre Fahnen. So die evangelischen Kirchen, die bereits vor zwei Jahren ihr großes Jubiläumsfest zum Reformationsgedenken am Wiener Rathausplatz komplett klimaneutral gefeiert oder die Energiebilanz ihrer Gebäude erhoben und optimiert haben.

Alles gut und schön, möchte man sagen. Aber viel zu bemerken ist dennoch nicht. Das wird sich nun hoffentlich ändern. Denn seit einiger Zeit schon und nun auch in Österreich, gibt es die „Religions for Future“. Die Namensähnlichkeit ist natürlich Absicht, denn die Religionsgemeinschaften knüpfen ganz bewusst an die weltweite Bewegung der „Fridays for Future“ an.

Auf der Seite der Schöpfung

Mit den christlichen Kirchen sind nun auch Buddhisten mit an Bord und Muslime haben die Grundsatzerklärung ebenfalls unterzeichnet. Darin heißt es: „Als Religionen teilen wir die Sorge um das gemeinsame Haus der Erde und tragen Mitverantwortung für dessen Erhaltung in gutem Zustand. Wir sind überzeugt: Das Ökosystem Erde hat einen einzigartigen Wert. Es ist nicht allein für uns Menschen da, sondern dient allen Lebewesen als gemeinsamer Lebensraum.“

Zwischenruf
Sonntag, 15.9.2019, 7.05 Uhr, Ö1

Dagegen gibt es eigentlich nichts zu argumentieren. Die Religionen haben sich vereinigt unter dem Gedanken, dass ihre religiösen Traditionen bestimmte Haltungen im Umgang mit der Natur mit sich bringen: Dankbarkeit und Achtsamkeit, Bescheidenheit und Gerechtigkeit, Demut und Geschwisterlichkeit. So heißt es in der Erklärung weiter: „Wir sehen jeden Menschen verpflichtet, im Einklang mit der Natur zu leben und ein treuer Haushalter oder eine treue Haushalterin für das gemeinsame Haus der Erde zu sein – in Verantwortung für künftige Generationen.“ Hier zeigt sich, dass Fridays for Future und Religions for Future Geschwister sind.

Ihrem Wesen nach sind Kirchen und Religionsgemeinschaften schon immer auf der Seite der Schöpfung gestanden. Weil sie Gottes Werk ist, so wie der Mensch. So lässt sich das tatsächlich auf den einfachen Nenner bringen: Schöpfung bewahren ist gleich Klima schützen. Am kommenden Freitag, dem 20. September, beginnt die „Week fo Future“, weltweit und auch in Österreich. Viele Kirchen und Religionsgemeinschaften werden dabei sein, Glocken läuten, Gottesdienste feiern und Menschen für die Umwelt, oder wie sie sagen „die Schöpfung“ zu sensibilisieren. Mehr und mehr Menschen stehen auf, um die Schöpfung zu bewahren – etwas, das die Kirchen seit Jahrzehnten machen, jetzt in der Schöpfungszeit und darüber hinaus. Ich bin mir sicher, Gott wird seine Freude daran haben.