Loslassen und Annehmen

Eine wesentliche Übung im Buddhismus besteht darin, loslassen zu lernen. Bei manchen Dingen fällt uns das leicht, manches würden wir gerne loslassen, schaffen es aber nicht. Wieder in anderen Fällen ist es uns gar nicht bewusst, dass die Lösung eines Problems darin liegt, einfach die Ursache dieses Problems zu erkennen und loszulassen.

Gedanken für den Tag 6.12.2019 zum Nachhören (bis 5.12.2020):

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Kämen wir zum Beispiel auf die Idee, dass unser Ärger, an der langen Schlange bei der Supermarktkasse, damit zu tun hat, dass wir nicht loslassen können? Wir haften am Gedanken, dass wir schon längst bei unserem nächsten Termin sein wollen. Hilft aber nichts, wir müssen diesen Moment des Wartens annehmen und je besser wir das können, umso kleiner wird unser Ärger. Schließlich gibt es ja immer nur einen einzigen Menschen, dem genau dieser Ärger schadet: nämlich uns selbst!

Gerhard Weißgrab
ist Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft

Zwei verschiedene Pole

Niemand sagt, es ist leicht, loszulassen. Trotzdem begegnet es uns auf Schritt und Tritt, fordert uns und trägt Schmerz und Freude gleichermaßen in sich. Je mehr wir uns dieser Notwendigkeit und Gesetzmäßigkeit von loslassen und annehmen bewusst sind, umso leichter wird es. Loslassen und Annehmen sind wie zwei verschiedene Pole, vergleichbar mit Einatmen und Ausatmen. Beide stehen in einem Wechselspiel und bedingen sich gegenseitig.

So wie wir nicht nur einatmen können, ohne auch wieder auszuatmen, sollten wir auch das Loslassen und Annehmen als voneinander abhängig erkennen. Der Buddha hat gesagt, wenn dich etwas stört und du kannst es ändern, dann ändere es, wenn du es aber nicht ändern kannst, dann musst du es wohl annehmen. Das klingt vielleicht nicht sehr tröstlich, aber wenn wir darüber nachdenken, dann merken wir, dass in Wahrheit daran kein Weg vorbei führt, steht doch am Ende dieses Lebens der Tod. Und je mehr wir bis dahin das Loslassen und Annehmen geübt haben, umso erfüllter und friedvoller ist unser Leben davor.

Musik:

Oliver Shanti & Friends und Rainbow Vision Players: „Spring in Lhasa“ von Oliver Shanti
Label: Sattva Music/Lotus Records SKV 005 CD