Fontane und die Frauen

Zum 200. Geburtstag von Theodor Fontane: Seine Mutter wird als mitunter streng, auf Reputierlichkeit und Ansehen, auf Recht und Ordnung achtend beschrieben, seine zukünftige Frau Emilie lernte er mit 15 Jahren als Spielgefährtin kennen, da war sie 10.

Gedanken für den Tag 2.1.2020 zum Nachhören (bis 1.1.2021):

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Als er sie elf Jahre später wiedersah, schrieb er darüber: „Da wir beide plauderhaft und etwas übermütig waren, drängte sich mir im Laufe des Gesprächs mit einem Male die Betrachtung auf: Ja, nun ist es wohl eigentlich das Beste, Dich zu verloben“. Und so verlobte er sich und blieb es – auch aus Geldmangel - fünf Jahre. 570 Briefe schrieb er an sie, „Meine süße liebe Emilie, meine liebe Mila, meine liebe arme Herzensfrau“ den letzten an seinem Todestag „Dies sind nun also die letzten Zeilen“.

Konrad Holzer
ist Publizist

Mit guter Manier getragen

Es war nicht leicht für Emilie, mit ihm zu leben, sehr oft sehr lange getrennt, sieben Kinder auf die Welt zu bringen, drei Söhne im Säuglingsalter zu verlieren, vier Kinder lange Zeit alleine aufzuziehen, immer mit finanziellen Problemen kämpfend. Seiner Lieblingstochter Martha, genannt Mete, schrieb er, als die sich beklagte, ihre Depressionen würden beim Vater kein Mitleid hervorrufen:

„Es gibt so vieles, dem wir machtlos gegenüberstehen und dies, und wenn es das Schrecklichste wäre, muß mit möglichst guter Manier getragen werden.“

Fontane selbst litt an Depressionen, Mete beging Suizid. Nun zu seiner wohl bekanntesten Frauengestalt in der Literatur: Mit “Effi Briest“ schrieb Fontane eine Ehebruchsgeschichte, fern all der Leidenschaften, die Madame Bovary oder Anna Karenina bewegt haben: „Nicht der unlösbare Konflikt von Leidenschaft und Moral ist Fontanes Thema, sondern die Verabsolutierung von Normen, die jeden Fehler unerbittlich und widersinnig strafen“, schreibt Hanjo Kesting. Vielleicht fehlt die Leidenschaft auch deswegen, weil Fontane – wie er selbst einmal zugegeben hat – keine Liebesszenen könne.

Musik:

Rudolf Buchbinder/Klavier: „Prelude op. 28 Nr. 4 in e-moll - Largo“ von Frederic Chopin
Label: EMI 7478262