Gaukler und Fantast

Zum 100. Geburtstag von Federico Fellini: Als Benito Mussolini 1922 seinen Marsch auf Rom startete und so sein faschistisches Regime errichtete, war Federico Fellini zarte zwei Jahre alt.

Gedanken für den Tag 13.1.2020 zum Nachhören (bis 12.1.2021):

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Er wuchs als das älteste von drei Kindern in Rimini auf. Es heißt, er sei im katholischen Internat nicht als besonders guter Schüler aufgefallen. Aber zeichnen konnte er.

Zurück zur Poesie

1937 eröffnete Mussolini Cinecittá, die Filmstadt bei Rom. Sie wurde ausgebombt und stand nach dem Krieg zunächst nicht zur Verfügung. Ab den Sechzigerjahren aber wurden die Studios zur künstlerischen Heimat Fellinis. Hier drehte er seine Filme. Hier tüftelte er an seinen Kulissen und Kostümen. Hier entwarf er seine Bildwelten und Massenszenen, seine Gaukler und Artisten, seine Gauner und Schwindler, seine Zuhälter und Dirnen, seine Traumfiguren, seine Gottsucher und Liebeskünstler, seine Trunkenbolde, seine Kleinwüchsigen und Großbrüstigen, seine Kindfrauen und seine Harems.

Christian Rathner
ist Filmemacher und Fernsehjournalist

Mit 19 war Fellini nach Rom übersiedelt und arbeitete zunächst als Cartoonist und Gagschreiber. Roberto Rosselini erkannte sein Talent und ließ ihn als Drehbuchautor und Regieassistent mitarbeiten. Mit seinen ersten Filmen war Fellini ein Vertreter des Neorealismus, der nach dem Krieg das Filmschaffen tiefgreifend verändert hatte. Im Zentrum standen jetzt die einfachen Menschen, die gesellschaftliche Realität, die kleinen Dramen, die Armut in der Vorstadt. Man drehte ohne Stars, an Originalschauplätzen.

Aber dann argumentierte Fellini, die Nachkriegszeit sei zu Ende. Der Film könne nicht länger einfach Spiegel einer außergewöhnlichen Wirklichkeit sein. Man müsse wieder Dichter werden, um etwas sagen zu können. Das brachte ihm viel Kritik ein, aber er entwickelte unbeirrt seine Poesie. 1954 wurde seine Abkehr vom Neorealismus zum ersten Mal deutlich, mit einem Film, der zugleich einer seiner schönsten und bekanntesten ist: La Strada.

Musik:

Orquesta Ciudad de Granada unter der Leitung von Josep Pons: „Der Zirkus“ (Zampanos Auftritt - Die Jongleure - Die Geige des „Verrückten“) aus: LA STRADA - Symphonische Suite aus dem Ballett nach dem gln. Film von Nino Rota
Label: harmonia mundi France HMC 901864