Musik berührt

Wenn Bernhard Loss an den Jahresregenten Ludwig van Beethoven denkt, dann sieht er mehr als die Noten vor sich. Er sieht einen Menschen, der auch mit seinem Schicksal hadern musste.

Morgengedanken 16.2.2020 zum Nachhören (bis 15.2.2021):

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An Beethoven komme ich und kommen Sie dieses Jahr wahrscheinlich nicht vorbei. Zumindest was seinen 250. Geburtstag betrifft. Natürlich ist so ein Jubiläum bedenkenswert. Noch bedenkenswerter ist seine Musik. Sein Jubiläum hat mir die Chance gegeben, mich endlich mit einem seiner größten Werke, der Missa solemnis, zu beschäftigen.

Bernhard Loss
ist Kirchenmusikreferent der Diözese Feldkirch in Vorarlberg

Ein liebevolles Danke

Jahrzehntelang habe ich diesen Wunsch in mir getragen, jetzt wird er Realität. Ich begleite als Korrepetitor, d.h. als Pianist einen Chor bei den Proben zur Missa solemnis. Eine herausfordernde Aufgabe, die mit viel Üben und einer intensiven Beschäftigung verbunden ist. Der Klavierauszug ist seit Monaten mein täglicher Gastgeber am Klavier. Die Herausforderung für mich, die vielen Noten zu bewältigen und damit den Chorleiter und die Chorsängerinnen und -sänger bei den Probenarbeiten zu unterstützen, ist groß.

Noch größer war die Herausforderung für Beethoven, seine Taubheit zu bewältigen. Hatte er Grund, Gott dafür zu danken? Wohl kaum. Und doch: Im Gloria der Missa solemnis komponiert Beethoven beim Text „Gratias agimus tibi propter magnam gloriam tuam“ (Wir danken dir für deine große Herrlichkeit) eine zärtlich-intime Musik, die die Geborgenheit eines Kindes bei seiner Mutter wiedergibt. Nicht titanenhafte Triumphmusik für einen Herrscher, sondern ein liebevolles Danke des Menschen Ludwig van Beethoven an den Schöpfer. Mich beeindruckt und berührt das.