„Das Feuer weitertragen“

Zarathustras Erben in Aserbaidschan: Der „neue Tag“ (übersetzt „Nouruz“) bricht jedes Jahr am 20. oder 21. März an.

Das traditionelle Frühlingsfest und „Neujahrsfest“ Nouruz (auch Nowruz, Novruz, Nohruz) hat in Afghanistan, Tadschikistan, Kirgisistan, Kasachstan und vor allem im Iran eine hohe religiös-kulturelle Bedeutung. In Aserbaidschan wird Nouruz seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1991 als offizieller Feiertag begangen.

Tao
Samstag, 21.3.2020, 19.05 Uhr, Ö1

Erde, Wasser, Licht und Feuer

Der Ursprung des Festes liegt im Zoroastrismus, einer der ältesten noch existierenden religiösen Traditionen der Welt. Die monotheistische Religion wurde der Überlieferung nach von dem iranischen Priester und Philosophen Zarathustra (wahrscheinlich rund um 600 v. Chr.) begründet, der der Legende nach in Aserbaidschan geboren wurde. Zarathustra soll den Glauben an den Gott Ahura Mazda gelehrt haben, der die Welt erschaffen hat. Seine Schöpfung gilt Zarathustra als gut – sie ringt jedoch immer mit den bösen Mächten, den Angra Mainyu.

Wesentlich im zoroastrischen Glauben sind die vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer. Dem Feuer kommt eine besondere Bedeutung zu: Es gilt als Mittel der Reinigung von allen Sünden. Dass auf der aserbaidschanischen Halbinsel Abscheron, im Bereich der heutigen Hauptstadt Baku, jahrhundertelang zahlreiche Feuer aus Felsspalten hervorschlugen, galt den Zoroastriern als Zeichen Gottes und machte Abscheron zu einem der Zentren des Zoroastrismus.

Ö1-Schwerpunkt Nebenan

Mit dem heute noch bestehenden Feuertempel von Ateshgah, auf den es in armenischen Quellen bereits im 7. Jh. Hinweise gibt, entstand bereits im Frühmittelalter eine wichtige religiöse Pilgerstätte des Zoroastrismus. Dort wurden Ahura Mazda Opfer dargebracht und Feuerrituale abgehalten. In Ateshgah brannten sieben große Feuer, die durch das entweichende natürliche Erdgas entstanden. Sie sind durch die intensive Ölförderung längst erloschen.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, in der religiöse Rituale verboten waren, bekennen sich heute wieder viele Menschen in Aserbaidschan zu der alten Religion. Das Frühlingsfest Nouruz ist ein nationales Fest mit identitätsstiftendem Charakter. Sabine Nikolay hat für TAO Zoroastrier/innen in Aserbaidschan und den Feuertempel Ateshgah besucht. Im Rahmen des Ö1-Schwerpunktes Nebenan: Erkundungen in Europas Nachbarschaft – Aserbaidschan gibt ihre Reportage Einblick in die mythenumwobene Tradition Zarathustras und in heutige Bräuche, beispielsweise rund um das Frühlings- und Neujahrsfest, in dem Land am kaspischen Meer.

Gestaltung: Sabine Nikolay

Tao 21.3.2020 zum Nachhören (bis 20.3.2021):

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