„Dem Rad in die Speichen fallen“ (1)

Teil 1: Kann Krieg gerecht-fertigt sein? Krieg ist nur die Fortsetzung der Politik „mit anderen Mitteln“, meinte der preußische General Carl von Clausewitz noch mitten in der „Aufklärung“.

Und sogar in den christlichen Kirchen setzte sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg die Überzeugung durch, dass Krieg eigentlich überhaupt nicht sein darf. Aus dem offensichtlich utopischen Schlagwort „Nie wieder Krieg“ wurde eine Leitperspektive, die mittlerweile sogar im Völkerrecht verankert ist.

1945 und die Folgen

Im Rahmen des Ö 1-Schwerpunktes „1945 und die Folgen. Anfänge, Widersprüche, Kontinuitäten“ befasst sich LOGOS mit den Umdenkprozessen, die der Zweite Weltkrieg gerade in diesem Bereich ausgelöst hat.

Logos
Samstag, 2.5.2020, 19.05 Uhr, Ö1

„Seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen“, hatte es am 1. September 1939 geheißen. Sogar Adolf Hitler wollte seinen Angriffskrieg als Akt der Selbstverteidigung ausgeben – denn als solcher, als Mittel der Notwehr, gilt sogar Waffengewalt als „erlaubt“ und „gerechtfertigt“. Dahinter steht die Lehre vom „gerechten Krieg“, die das Christentum aus älteren Quellen übernommen hat. Dabei geht es an sich um die Eindämmung militärischer Gewalt. Mit klaren Kriterien sollten Bedingungen und Voraussetzungen definiert werden, unter denen Krieg als „letztes Mittel“ (ultima ratio) eventuell zulässig sein könnte.

Doch während Erster und Zweiter Weltkrieg immer mehr Mensch zweifeln ließen, ob die militärische Auseinandersetzung dieses Ausmaßes noch irgendwie als „gerecht“ bezeichnet werden kann, haben die Schrecken des Nationalsozialismus auf der anderen Seite aber auch bei überzeugten Pazifisten, wie beim evangelischen Theologen und Märtyrer Dietrich Bonhoeffer, einen Umdenkprozess ausgelöst. Er formulierte schon 1933 – angesichts der ersten Gewalttaten gegen Jüdinnen und Juden im „Dritten Reich“: „Es reicht nicht, die Opfer unter dem Rad zu verbinden. Man muss dem Rad selbst in die Speichen fallen.“ Im Rahmen des Schwerpunktes „1945 und die Folgen“ ist in der Reihe LOGOS eine überarbeitete Wiederholung der Doppelausgabe über das philosophisch-theologische Konzept des „gerechten Krieges“ vom 31. August und vom 7. September 2019 zu hören.

Gestaltung: Markus Veinfurter

Logos 2.5.2020 zum Nachhören (bis 1.5.2021):

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