Gottesbildergalerie - Theisten

Wahre Christen sind Theisten. Sie glauben an einen persönlichen Gott, der in sich liebende Beziehung ist und aus Liebe die Welt erschaffen hat. Was allen Menschen heilig ist, habe seinen Ursprung in Gott: die Fähigkeit zu Resonanz, Gemeinschaft und Liebe.

Christliche Theisten halten sich dabei an ihren Gründer, den Juden Jesus aus Galiläa. Dieser wollte die Gottesgelehrten seiner Zeit gewinnen, sich von ihrem legalistischen Gottesbild abzuwenden und mit diesem nicht die kleinen Leute zu belasten.

Paul M. Zulehner
ist Theologe und Religionssoziologe

Role-model für alle

Seither erzählen die Anhänger der Jesusbewegung von einem Gott, der nicht Sünder in einen Gerichtssaal führt, sondern Verwundete in ein „Feldlazarett“. Dieser Gott Jesu moralisiert nicht, sondern heilt den Menschen von der Angst vor der Vergeblichkeit und dem Tod. Angst macht böse und behindert die Liebe.

Gegen diese Urangst erzählen die Christen, dass einer von uns Menschen am Kreuz getötet wurde, aber nicht im Tod verblieben ist. In allen christlichen Kirchen ertönt seither als Grundmelodie das österliche „anéstē!“: Auferstanden ist er! Als „Erstgeborener“ ist der Auferstandene wie ein role-model für alle.

Lebenskunst
Sonntag, 21.6.2020, 7.05 Uhr, Ö1

Die Liebe hat den Tod besiegt

Christliche Theisten haben eine Antwort auf die menschheitsalte Frage gefunden: Was ist am Ende stärker – der Tod oder die Liebe? Ein griechischer Mythos erzählt davon. Der Spielmann Orpheus verliert seine Geliebte. Er steigt in den Hades, um Eurydike ins Leben zurückzulieben. Aber er hält sich nicht an die Auflage der Götter: Auf dem Weg in die Oberwelt schaut er um und verliert die Geliebte für immer. Der Tod behält das letzte Wort.

Christen haben diese alte Geschichte umerzählt. Auch ihr Christus-Orpheus ist in den Hades gestiegen und hat von dort die geliebte Eurydike-Menschheit herausgeführt. Er schaute nicht um. Seine Liebe hat den Tod besiegt. Nicht für die Christen allein, sondern für alle.