Pfarrer-Initiative startet „Aufruf zum Ungehorsam“

Die österreichische „Pfarrer-Initiative“ hat auf ihrer Webseite einen „Aufruf zum Ungehorsam“ veröffentlicht, in dem sie ihre Forderungen erneuert und mit konkreten Aktionen in der Praxis untermauert.

„Die römische Verweigerung einer längst notwendigen Kirchenreform und die Untätigkeit der Bischöfe erlauben uns nicht nur, sondern sie zwingen uns, dem Gewissen zu folgen und selbständig tätig zu werden“, ist seit 19. Juni auf der Homepage der „Pfarrer-Initiative“ zu lesen. Die der so genannten Amtskirche kritisch gegenüberstehenden Priester wollten künftig Zeichen setzen, heißt es weiter, die sie in sieben Punkten konkretisieren.

Helmut Schüller

APA

Im April 2006 gründet Helmut Schüller gemeinsam mit Udo Fischer die „Pfarrer-Initiative“.

Fürbitte um Kirchenreform

So wollen sie beispielsweise „in jedem Gottesdienst eine Fürbitte um Kirchenreform sprechen“, Geschieden-Wiederverheirateten und Ausgetretenen die Kommunion spenden, Laien als Pfarrvorsteher oder auch Pfarrvorsteherinnen arbeiten lassen und das Predigtverbot für Laien ignorieren.

„Im Übrigen sehen wir uns solidarisch mit jenen Kollegen“, heißt es auf der Webseite, „die wegen einer Eheschließung ihr Amt nicht mehr ausüben dürfen, aber auch mit jenen, die trotz einer Beziehung weiterhin ihren Dienst als Priester leisten.“

Kein konkreter Anlass

Einen konkreten Anlass für die neuerliche Formulierung der Reformanliegen der Pfarrer-Initiative gibt es laut Vorstandsmitglied Hans Bensdorp nicht. „Wir wollten nur wieder einmal aufmerksam machen auf gewisse Dinge, die momentan einfach sehr mühsam sind und wo nichts weitergeht“, sagt Bensdorp im religion.ORF.at-Interview. „Dieser Aufruf ist vor allem ein Versuch, andere Priester aufmerksam zu machen und zum Nachdenken anzuregen.“

Bisher wurde der Aufruf der Pfarrer-Initiative fast ausschließlich von erzkonservativen Online-Medien rezipiert, die sich – so Bensdorp – auch direkt an die „Pfarrer-Initiative“ wenden würden, und das „teilweise sehr aggressiv“. Mit einer derartigen Reaktion habe man nicht gerechnet, sagt auch Gerald Gump, ebenfalls Mitglied der „Pfarrer-Initiative“, aber „so eine Pressearbeit, wie wir sie von den konservativen Kreisen bekommen, kann man sich ohnehin nur wünschen“. Von der so genannten Amtskirche gibt es bisher keine offizielle Reaktion auf den „Aufruf zum Ungehorsam“.

Michael Weiß, religion.ORF.at

28. 06. 2011