Pfarrer-Initiative will bisherige Linie fortführen

Die „Pfarrer-Initiative“ bleibt bei ihrer Linie. Bei der Jahreshauptversammlung des Vereins in Linz am späten Sonntagnachmittag wurde laut Berichten teils heftig darüber debattiert, ob die Initiative ihre Anliegen weiterhin – wie vom Vorstand im Frühjahr beschlossen – unter den Begriff „Ungehorsam“ stellen will.

Mitglieder aus der Diözese Innsbruck hätten bei der Vollversammlung einen Antrag auf Umbenennung in „Aufruf zur Selbstverantwortung“ gestellt. Letztlich habe es aber ein „überwiegendes Votum“ dafür gegeben, bei dem Begriff „Ungehorsam“ zu bleiben, so der Obmann der Initiative, Pfarrer Helmut Schüller. Das Wort „Ungehorsam“ würde „mehr Klarheit in die Diskussion“ bringen, sagte Schüller. An der Versammlung hatten mehr als 80 Mitglieder – Priester und Diakone – teilgenommen. Die Initiative hat laut eigenen Angaben 370 Mitglieder.
Bei einem Gespräch zwischen der Leitung der Erzdiözese Wien und den Wiener Mitgliedern des Vorstands der „Pfarrer-Initiative“ am 12. Oktober hatte Kardinal Christoph Schönborn erklärt, dass auch Pfarrer Wünsche nach Änderungen in der Kirche öffentlich äußern dürften. Der Begriff „Ungehorsam“ bringe aber einen Riss in die kirchliche Gemeinschaft und bedürfe daher einer Klärung. Die teilnehmenden Mitglieder der Pfarrer-Initiative hätten bei dem Treffen ihre grundsätzliche Loyalität zu Kirche und Bischof bekräftigt. Gleichzeitig deponierten sie den Wunsch, dass ihre Anliegen von den österreichischen Bischöfen in einem breiten Dialog behandelt werden.

„Neuer Dialog mit dem Kirchenvolk“

In ihrem „Aufruf zum Ungehorsam“ fordert die Pfarrer-Initiative die Kommunion auch für wiederverheiratete Geschiedene, Mitglieder anderer Kirchen und Ausgetretene; weiter wolle man einen Wortgottesdienst mit Kommunionspendung künftig als „priesterlose Eucharistiefeier“ ansehen und auch so nennen. Zudem will die Initiative entgegen den kirchlichen Vorgaben ausgebildete Laien und Religionslehrerinnen predigen lassen. Man werde sich für Pfarrgemeindeleiter unabhängig von Geschlecht, Familienstand oder kirchlicher Anstellung sowie für die Zulassung von Verheirateten und Frauen zum Priesteramt einsetzen.

Wie Schüller nach dem jetzigen Treffen in Linz mitteilte, sollen als nächster Schritt die bereits formulierten Anliegen weiter entwickelt und „detaillierter dargelegt“ werden. Außerdem werde die Initiative weiterhin darauf drängen, dass die Bischöfe in einen „neuen Dialog mit dem Kirchenvolk“ eintreten. Die Diskussion mit den Bischöfen wolle die Initiative nicht alleine, sondern gemeinsam mit Laienorganisationen führen.

(KAP)