Ukraine: „Oben ohne“-Protest gegen Patriarchenbesuch
Mit dem Ausruf „Hau ab!“ war sie auf das kirchliche Oberhaupt zugelaufen, bevor sie von Sicherheitskräften abgeführt wurde. Mit der Aufschrift „Kill Kyrill“ auf ihrem nackten Rücken stürzte die mit Jeans bekleidete junge Frau am Donnerstag auf dem Rollfeld des Flughafens der ukrainischen Hauptstadt auf den soeben eingetroffenen Kirchenpatriarchen zu. Die Aktivistin der Gruppe Femen wurde von einem Mitarbeiter Kyrills und einem Sicherheitsbeamten wenige Meter vor dem Patriarchen abgefangen und weggeführt, wie ukrainische Medien berichteten.
Protest gegen pro-russische Kirchenpolitik
Der Vorfall ereignete sich unmittelbar vor einem Pressestatement des Patriarchen, der sich dabei jedoch nicht zu der Aktion äußerte. Die junge Frau protestierte gegen angebliche Versuche der russisch-orthodoxen Kirche, ihren Einfluss in der Ukraine auszuweiten. Die ukrainische Protestgruppe Femen wirft dem Patriarchen auf ihrer Internetseite unter anderem vor, er lehne die staatliche Unabhängigkeit der Ukraine ab und provoziere im Land einen Bürgerkrieg.
EPA/Inna Sokolovska
Die Aktivistinnen von Femen machen mit nackter Haut auf sich aufmerksam
Daneben war der nackte Protest aber auch gegen die Inhaftierung der Musikerinnen der Rockband Pussy Riot in Russland gerichtet. Die Gruppe Femen erklärte, Patriarch Kyrill stecke hinter der Verhaftung der drei Frauen, die im Februar in einer Moskauer Kathedrale ein „Punk-Gebet“ gegen Wladimir Putin vorgetragen hatten.
Umstrittene Patriarchenbesuche
Anlass der Reise des Patriarchen ist die alljährliche Feier der Taufe der Kiewer Rus am 28. Juli sowie der 20. Jahrestag der Inthronisation von Metropolit Wolodymyr, Oberhaupts der ukrainisch-orthodoxen Kirche, die dem Moskauer Patriarchat untersteht.
Kyrills Besuche in der Ukraine sind dabei nicht unumstritten. Schon bei früheren Ukraine-Reisen hatte es Proteste gegen Kyrill I. gegeben. Auch am Donnerstag demonstrierten vor dem Präsidentenpalast am Donnerstag Medienberichten zufolge mehrere Dutzend Menschen gegen den Besuch des Patriarchen.