Orthodoxe protestieren gegen Popstar Madonna

Orthodoxe Gläubige haben in Russland Proteste gegen Madonna angekündigt, weil sie „Pussy Riot“ unterstützt und „gotteslästert“.

Popstar Madonna winkt ihren Fans

dapd/Mikhail Metzel

Madonna am Moskauer Flughafen

Anhänger der russisch-orthodoxen Kirche empören sich sowohl über die Unterstützung der Sängerin für die inhaftierte kremlkritische Skandalband Pussy Riot als auch über ihren Einsatz für die Rechte Homosexueller. Das sei Gotteslästerung. Madonna sagte bei ihrer Ankunft auf dem Moskauer Flughafen, sie hoffe, dass die drei Frauen nicht länger im Gefängnis bleiben müssten. Sie sei schon immer gegen Zensur und für Rede- und Meinungsfreiheit gewesen. Die US-Sängerin gibt am Dienstag ein Konzert in der russischen Hauptstadt und wird am Donnerstag in St. Petersburg auftreten.

Ein Sprecher der Union Orthodoxer Bannerträger - eine für ihre politischen Kampagnen bekannte Unterstützergruppe der Kirche - kündigte nach Angaben der Agentur Interfax an, vor den Konzerten ein Foto der Sängerin verbrennen zu wollen. Konzertbesucher sollten friedlich über die „gotteslästerlichen“ Ansichten der Pop-Diva aufgeklärt werden.

International kritisch betrachtet

Der Moskauer Prozess um die Frauen-Punkband „Pussy Riot“ wird international kritisiert und als politisch motiviert angesehen. Die Menschenrechtsaktivistin Ljudmilla Alexejewa nannte das Plädoyer des Staatsanwalts eine „Schande“. Wenn die drei Musikerinnen nicht freikämen, wäre das eine „Schande für Russland und die gesamte orthodoxe Kirche“, fügte sie hinzu.

Die 22-jährige Nadeschda Tolokonnikowa, die 24-jährige Maria Alechina und die 29-jährige Jekaterina Samuzewitsch hatten im Februar mit einem Auftritt in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale gegen Russlands starken Mann Wladimir Putin und dessen Beziehungen zur mächtigen russisch-orthodoxen Kirche protestiert. Das Protestlied dauerte etwa eine Minute - mehr dazu in: „Pussy Riot“-Prozess: Klage über Haftbedingungen.

Nadezhda Tolokonnikova

dapd/Alexander Zemlianichenko

In Handschellen auf dem Weg zum Gericht: Nadeschda Tolonnikowa, 22

Staatsanwaltschaft für Isolation von der Gesellschaft

Staatsanwalt Alexander Nikiforow hatte ebenfalls am Dienstag in dem umstrittenen Prozess drei Jahre Haft für die Frauen gefordert. Er warf den Angeklagten vor, „eine sorgfältig geplante Provokation“ begangen und auf Konfrontation zur „orthodoxen Welt“ gegangen zu sein. Und weiter: Das Vergehen sei so „schwer“, dass sie „von der Gesellschaft isoliert“ werden müssten. Es müsse einen „echten Entzug von Freiheit“ geben. Ursprünglich hatten den seit fünf Monaten inhaftierten Frauen bis zu sieben Jahre Haft gedroht.

Vergangene Woche hatte sich Präsident Putin jedoch für ein mildes Urteil ausgesprochen. Zwar sei „an dem, was sie getan haben, nichts Gutes dran“, er „denke dennoch nicht, dass sie allzu hart dafür bestraft werden sollten“, sagte Putin - mehr dazu in: Putin gegen zu hartes Urteil für „Pussy Riot“. Mit der Forderung nach „nur“ drei Jahren trage Staatsanwalt Nikiforow der Tatsache Rechnung, dass keine der drei Frauen vorbestraft sei und Tolokonnikowa und Alechina kleine Kinder hätten. Internationale Beobachter sehen in der Forderung nach einem geringeren Strafausmaß aber eher ein Einlenken auf Putins Wortmeldung hin.

(AFP/APA/Red.)