Saudi-Arabien: Prozess wegen Fluchthilfe

In Saudi-Arabien wird zwei Männern vorgeworfen, eine junge Frau zum Übertreten zum Christentum „verlockt“ zu haben.

Den beiden wird außerdem zur Last gelegt, der Frau zur Flucht ins Ausland verholfen zu haben. Am 15. September beginnt in der Hauptstadt Riad ein Prozess gegen die jungen Männer. Das berichtet die Stiftung „Pro Oriente“ mit Verweis auf die katholische Nachrichtenagentur AsiaNews. Bei den beiden Angeklagten handelt es sich demnach um einen Christen aus dem Libanon und einen saudi-arabischen Staatsbürger. Der Fall erregte in Saudi-Arabien großes Aufsehen, in den Medien wird nun eine „exemplarische Bestrafung“ der beiden verlangt.

Die junge Frau war bei einer Versicherungsgesellschaft beschäftigt. Dort soll sie durch ihren Vorgesetzten, den libanesischen Christen, und einen offenbar insgeheim zum Christentum konvertierten saudi-arabischen Kollegen zum ersten Mal vom Christentum gehört haben. Die drei hätten gemeinsam religiöse Literatur studiert und sich im Internet in christlichen Chatrooms ausgetauscht, hieß es. Außerdem habe sich zwischen dem Libanesen und der jungen Frau eine Liebesbeziehung entwickelt.

Angst vor Bestrafung

Schließlich habe sich die Frau zum Übertritt zum Christentum und gleichzeitig für die Flucht aus Saudi-Arabien entschieden. Sie soll heute in London leben. Als die Frau verschwand, ging ihr Vater zur Polizei und beschuldigte die Männer, seine Tochter beeinflusst und ihr zur Flucht verholfen zu haben. Daraufhin wurden die beiden Männer verhaftet.

Wahabismus (Wahhabismus):

Der Wahabismus, eine puritanische Strömung im Islam, ist in Saudi-Arabien die staatliche Religion. Menschenrechtsorganisationen beklagen, dass es in Saudi-Arabien keine Religionsfreiheit gibt.

Vor wenigen Tagen veröffentlichte die Tageszeitung „Al-Jom“ eine angebliche Erklärung der jungen Frau, wonach sie bereit sei, in die Heimat zurückzukehren, aber Angst vor Bestrafung habe. Es soll auch einen Brief der Frau geben, in dem sie unterstreicht, dass für sie die Kirche ihre „einzige Heimat“ sei.

Äthiopische Christen freigelassen

Unterdessen ließen die saudi-arabischen Behörden 35 äthiopische Christen nach monatelanger Untersuchungshaft frei. Die Äthiopier waren am 17. Dezember des Vorjahrs von der Religionspolizei verhaftet worden, weil sie in einer Privatwohnung ein christliches Gebetstreffen abgehalten hatten. Wie der Sprecher von International Christian Concern, Jonathan Racho, sagte, seien die Äthiopier in der Haft gequält und unter Druck gesetzt worden, „damit sie zum Islam übertreten“. Vor allem die Frauen seien misshandelt und gedemütigt worden, so Racho.

International Christian Concern hatte eine Kampagne für die Freilassung der 35 äthiopischen Christen eingeleitet. Auch die äthiopische Regierung in Addis Abeba schaltete sich ein. Die saudi-arabischen Behörden nannten daraufhin neue Gründe, warum die 35 verhaftet worden seien, die Vorwürfe reichten dabei von Geheimprostitution bis Menschenhandel.

(KAP)

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