Sorge um Papstbesuch im Libanon

Ob der für 14. bis 16. September geplante Papstbesuch stattfinden kann, wird immer fraglicher.

Weniger als vier Wochen vor dem geplanten Besuch von Papst Benedikt XVI. im Libanon greift der Bürgerkrieg in Syrien immer mehr auf den Zedernstaat über. Nach der Entführung eines Libanesen in Syrien destabilisieren schiitische Klans Stadtgebiete von Beirut.

Seit dem Beginn des Aufstandes in Syrien ist der Libanon gespalten: Die überwiegend mit der Hisbollah sympathisierenden Schiiten stehen Diktator Baschar al-Assad näher. Die Sunniten warten auf dessen Sturz. Sie wissen, dass sich nach einem Sieg der Rebellen die Kräftekonstellation zu ihren Gunsten verändern wird. Eine offene Konfrontation ist bisher ausgeblieben.

Spannungen nehmen zu

Der Konflikt in Syrien spaltet nach Darstellung des maronitischen Patriarchen Bechara Boutros al-Rai aber auch Sunniten und Alawiten im Libanon. Ebenfalls verschärften sich unter dem Eindruck der syrischen Ereignisse die politischen Spannungen zwischen libanesischen Sunniten und Schiiten, sagte das Oberhaupt der mit Rom unierten Ostkirche am Freitag. Christen müssten in dieser Situation ihrer Verantwortung gerecht werden. Dazu brauche es Einigkeit zwischen den Konfessionen.

Dennoch äußerte sich der Patriarch zuversichtlich über die Zukunft der Christen im Nahen Osten. Ein Erstarken der Islamisten werde deren Präsenz nicht beenden. Christen seien seit 2.000 Jahren in der Region verwurzelt und hätten die örtlichen Kulturen geprägt. Auch Muslime schätzten die Anwesenheit von Christen aufgrund deren intellektueller, moralischer und beruflicher Qualitäten.

Maroniten „mischen sich nicht ein“

Maroniten in Syrien seien keinen direkten Angriffen ausgesetzt. „Sie sind respektiert und mischen sich nicht in die Politik ein“, so der Patriarch. Rai äußerte sich im Gespräch mit dem internationalen katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“.

Entführung als Anlass

Anlass der Eskalation im Libanon war die Entführung eines libanesischen Schiiten durch syrische Rebellen. Der entführte Libanese Hassan al-Mokdad sei ein Verbindungsmann der Hisbollah, behaupteten die syrischen Kidnapper.

Die arabischen Golfstaaten forderten ihre Landsleute im Libanon zur Abreise auf. Hunderte Araber aus den Golfstaaten begannen daraufhin am Donnerstag mit der hastigen Abreise aus Beirut. Ein Flughafenmitarbeiter sagte, zahlreiche Golfaraber hätten die Nacht am Flughafen verbracht, um den ersten Flug nach Hause zu erwischen. Saudi-Arabien organisiert für seine Staatsbürger Evakuierungsflüge.

Freiluftgottesdienst in Beirut geplant

Ob angesichts der wachsenden Spannungen der für den 14. bis 16. September geplante Besuch des Papstes im Libanon stattfinden kann, blieb am Freitag unklar. Der Vatikan und die libanesische Regierung hüllen sich in Schweigen. Nach dem bisher bekannten Programm ist unter anderem am 16. September ein großer Freiluftgottesdienst im Zentrum Beiruts geplant.

Benedikt XVI. sieht in der Sorge für die Christen des Nahen Ostens einen Schwerpunkt seines Pontifikats. Im Oktober 2010 berief er zum ersten Mal eine Sondersynode für die dortigen Ortskirchen im Vatikan ein. Die Vertreibung der irakischen Christen und die Probleme im Heiligen Land waren der unmittelbare Hintergrund. Zuvor hatte der Papst im Mai 2009 Israel und die Palästinensergebiete besucht.

Link: