Deutsche Kampagne gegen islamistische Radikalisierung

Mit Plakaten, Zeitungsanzeigen und Online-Angeboten sollen junge Leute, ihre Familien und Freunde gezielt auf Probleme mit Radikalisierungen angesprochen werden. Die deutsche „Initiative Sicherheitspartnerschaft“ bietet Hilfe an.

In Deutschland startet diese Woche eine Kampagne gegen die islamistische Radikalisierung Jugendlicher und junger Erwachsener. Die Plakate, die ab dem 21. September zunächst in Berlin, Hamburg und Bonn affichiert werden sollen, ähneln Vermisstenanzeigen. Der Text lautet zum Beispiel: „Das ist unser Sohn. Wir vermissen ihn, denn wir erkennen ihn nicht wieder. Wir haben Angst, ihn ganz zu verlieren an religiöse Fanatiker und Terrorgruppen.“

Beratung und Information für Betroffene

Eltern, Angehörige, Freunde und Lehrer sind oft die ersten, denen eine Radikalisierung eines jungen Menschen auffällt und gleichzeitig die letzten, zu denen dieser trotz zunehmender Isolierung Kontakt hält. Erste Zeichen einer islamistischen Radikalisierung erzeugten oft eine Gefühl der Rat- und Hilfslosigkeit, so das deutsche Innenministerium am Freitag. Dem will das seit Jahresanfang eingeführte Beratungsangebot entgegenwirken, das durch die Kampagne bekanntgemacht werden soll.

Plakatbilder der Aktion gegen islamistische Radikalisierung

Beratungsstelle Radikalisierung

"Vermisst:

Das ist mein Bruder Hassan. Ich vermisse ihn, denn ich erkenne ihn nicht mehr. Er zieht sich immer mehr zurück und wird jeden Tag radikaler. Ich habe Angst ihn ganz zu verlieren – an religiöse Fanatiker und Terrorgruppen."

Initiative Sicherheitspartnerschaft

Die Aktion ist Teil der „Initiative Sicherheitspartnerschaft“, die von der Bundesregierung gemeinsam mit muslimischen Verbänden ins Leben gerufen wurde.

Kritik an der Aktion

Die geplante Kampagne stößt zum Teil auf heftige Kritik. Die FDP fürchtet das Vergeuden von Steuermitteln und das Schüren von Ressentiments, „weil der Islam in die Nähe des Terrorismus gebracht wird“, sagte der integrationspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Serkan Tören, am Wochenende dem „Hamburger Abendblatt“. Die geplanten Großflächenplakate nährten Vorurteile in der Gesellschaft gegen den Islam. Tören schlug stattdessen eine Aufklärungskampagne in den Moscheen vor.

Auch im Internet und im sozialen Netzwerk Facebook wird die Aktion kritisiert. Zum Teil mit pointierten „Gegen-Plakaten“. So heißt es etwa: „Das ist unser Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich. Wir vermissen ihn nicht, denn wir erkennen ihn nicht mehr wieder. Er zieht sich immer mehr zurück und wird jeden Tag radikaler. Wir haben Angst, dass er ganz abrutscht – in die Hände rechter Fanatiker und Terrorgruppen.“

Zur Situation in Österreich

Muslime in Österreich sehen in der Kampagne eine Verunsicherung der Menschen.

Plakatbilder der Aktion gegen islamistische Radikalisierung der Bereatungsstelle Radikalisierung.

Beratungsstelle Radikalisierung

"Vermisst

Das ist meine Freundin Fatima. Ich vermisse sie, denn ich erkenne sie nicht mehr. Sie zieht sich immer mehr zurück und wird jeden Tag radikaler. Ich habe Angst sie ganz zu verlieren – an religiöse Fanatiker und Terrorgruppen."

Initiative Sicherheitspartnerschaft

"Solche Großflächenplakate im öffentlichen Raum schüren Vorurteile in der Gesellschaft gegen den Islam. Einmal mehr wird der Islam mit Hass und Gewalt in Verbindung gebracht.

In Österreich anderer Zugang

Aus dem Büro des österreichischen Integrationsbeauftragten, Staatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP), hieß es am Montag, man werde die deutsche Kampagne beobachten.

Für Österreich werde aber grundsätzlich ein anderer Zugang gewählt, und zwar über die Motivation von Jugendlichen. Ein Schwerpunkt sei dabei die Aktion „Zusammen Österreich“ bei der mit positiven Beispielen gelungener Integration in Schulen für die ehrenamtliche Mitarbeit in Vereinen wie etwa der Caritas, dem Roten Kreuz oder der Feuerwehr, geworben wird. Das Erleben von Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit sei wichtig. Von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich war am Montag keine Stellungnahme zu bekommen.

Nina Goldmann, religion.ORF.at/DPA

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