Deutsche Christen rücken zusammen

Mit einem Appell fordern 23 prominente Christen in Deutschland ein Ende der Kirchenspaltung.

„Ökumene Jetzt - ein Gott, ein Glaube, eine Kirche“, mit diesem Appell rufen 23 prominente Katholiken und Protestanten aus Politik und Gesellschaft zur Überwindung der Kirchenspaltung auf.

Kirchenspaltung nicht länger aufrecht zu erhalten

Die Verfasser unter denen Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Bundestagpräsident Norbert Lammert, Verteidigungsminister Thomas de Maiziere, der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier, der Fernsehjournalist Günther Jauch und Bildungsministerin Annette Schavan sind, betonen, dass katholische und evangelische Christen viel mehr verbinde, als sie unterscheide.

Die Christen in Deutschland sollten nicht abwarten, bis die Kirchenleitungen eine theologische Einigung über die wichtigsten Streitfragen erzielt hätten. Die bestehenden theologischen Unterschiede und die unterschiedlichen Traditionen reichten nicht mehr aus, um eine Kirchenspaltung länger zu rechtfertigen. „Weil uns Gott in der Taufe Gemeinschaft mit Jesus Christus geschenkt hat, sind Getaufte als Geschwister miteinander verbunden. Sie bilden als Volk Gottes und Leib Christi die eine Kirche, die wir in unserem Credo bekennen. Deshalb ist es geboten, diese geistliche Einheit auch sichtbar Gestalt gewinnen zu lassen“, heißt es in dem Dokument.

Fast 500 Jahre sind genug

„Als Christen im Land der Reformation stehen wir in der besonderen Verantwortung, Zeichen zu setzen und dazu beizutragen, den gemeinsamen Glauben auch in einer gemeinsamen Kirche zu leben“, heißt es in dem zweiseitigen Aufruf, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt werden soll. In beiden Kirchen sei die Sehnsucht nach Einheit groß.

Anlass der Initiative ist nach Angaben der Initiatoren der 50. Jahrestag des Beginns des Zweiten Vatikanischen Konzils in diesem Jahr und der bevorstehende 500. Jahrestag der Reformation 2017. „Wir wollen nicht Versöhnung bei Fortbestehen der Trennung, sondern gelebte Einheit im Bewusstsein historisch gewachsener Vielfalt“, heißt es in dem Aufruf. Man dürfe sich auch nicht mit dem Ziel zufrieden geben, dass die Kirchen sich gegenseitig als Kirchen anerkennen. „Dieses Ziel ist notwendig, aber zu klein.“

Trotz Unterschieden die organisatorische Einheit anstreben

Die Unterzeichner räumen ein, dass es unterschiedliche Positionen im Verständnis von Abendmahl, Amt und Kirchen gebe. „Entscheidend ist jedoch, dass diese Unterschiede die Aufrechterhaltung der Trennung nicht rechtfertigen.“

Der Aufruf appelliert an die Kirchenleitungen, die Christen vor Ort in ihren ökumenischen Bemühungen zu unterstützen. Die Ökumene dürfe nicht „in ein Niemandsland zwischen den Konfessionen“ abwandern. Die Gemeinden rufen die Unterzeichner auf, kirchliches Leben verstärkt miteinander zu gestalten und die organisatorische Einheit anzustreben.

Christen müssen zusammenrücken

Norbert Lammert sagte der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ (Donnerstag), viele Gläubige seien heute weiter als manche Theologen. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse bezeichnete den Aufruf als „ein Dokument unserer Ungeduld“. Und Verteidigungsminister de Maiziere forderte: „Wir werden auf der Welt eher weniger Christen, da sollten wir institutionell zusammenstehen.“

Zu den weiteren Unterzeichnern gehören die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe, Gerda Hasselfeldt, der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Maier, der Präsident und der Generalsekretär des Deutschen Olympischen Sportbundes, Thomas Bach und Michael Vesper, der Schriftsteller Arnold Stadler, der Bildhauer Günther Uecker und der Freiburger Sozialphilosoph Hans Joas.

KAP