Unterstützung für evangelische Pfarrer

In Österreich kümmert sich der „Verein evangelischer Pfarrer und Pfarrerinnen“ um die Anliegen der protestantischen Geistlichen.

Am Sonntag legte der katholische Vorarlberger Pfarrer Ronald Waibel sein Amt nieder. Er kritisierte vor allem die mangelnde Kooperation und Gesprächsbereitschaft der katholischen Kirche. Daneben klagte er über die hohe Arbeitsbelastung – er musste alleine vier Gemeinden betreuen.

Dass ein evangelischer Pfarrer oder eine evangelische Pfarrerin in eine Situation wie Ronald Waibel kommt, ist laut Stefan Schumann, Obmann des „Vereins evangelischer Pfarrer und Pfarrinnen in Österreich"(VEPPÖ) kaum möglich. In der Evangelischen Kirche in Österreich kann jeder Pfarrer und jede Pfarrerin dem Verein, der sich um die Anliegen der Geistlichen kümmert, beitreten. Schumann betont im Gespräch mit religion.ORF.at, dass der Verein dabei nicht gegen die Kirche kämpft. Er sehe sich vielmehr als Kooperationspartner.

In Österreich gebe es in der Evangelischen Kirche keinen Pfarrermangel, weshalb jede Stelle besetzt werden könne. Dennoch sei das Thema Arbeitsüberlastung auch bei den Protestanten immer wieder ein Problem. Massive Arbeitszeiten machen den Geistlichen zu schaffen. Es finden an einigen Tagen zwei bis drei Gottesdienste statt, acht Stunden muss jeder Pfarrer und jede Pfarrerin an einer höheren Schule pro Woche Religionsunterricht halten. Daneben soll auch die Seelsorge nicht zu kurz kommen.

Anerkennung im Pfarrberuf

Viele Pfarrerinnen und Pfarrer haben Familie. Während diese Tatsache für Schumann viele positive Aspekte aufweist, könne sie in Betracht auf das Thema „Zeitmanagement“ allerdings zusätzlichen Stress bedeuten. Um hier einer Arbeitsüberlastung vorzubeugen, steht den Geistlichen jeweils ein freier Tag in der Woche zu.

Dass es im Pfarrberuf keine wirklich festgesetzten Arbeitszeiten geben könne, bestätigt auch Stefan Schumann. Desweiteren meint er außerdem, dass es wichtig sei, den Pfarrern immer wieder das Gefühl der Anerkennung und Wertschätzung zu geben. Auch eine adäquate Bezahlung steigert laut Schumann die Motivation der Pfarrer, da diese natürlich auch zur Anerkennung ihres Berufes gehöre.

Notruftelefon für Pfarrer

Ein Vorteil ist, dass die Evangelische Kirche mit etwa 280 aktiven Pfarrern und Pfarrerinnen sehr überschaubar ist. Wenn also Geistliche in ihren Pfarren Probleme hätten, würde das sehr bald die Runde machen. Dadurch werde eine schnelle Hilfestellung möglich gemacht, so der Obmann des VEPPÖ.

Erleidet ein evangelischer Pfarrer ein Burn-Out oder hat das Gefühl kurz davor zu stehen, kann er ein dafür vorgesehenes Notruftelefon anrufen, das von einem Pfarrer und einer Therapeutin betreut wird. Hier können dann weitere Schritte besprochen werden. Zur Burn-Out-Prävention bietet die Evangelische Kirche außerdem Supervisionen an.

Erzdiözese Wien begleitet Priester

In der katholischen Kirche gibt es so etwas wie den VEPPÖ nicht. Hier werden alle Anfragen über die Erzdiözese Wien geleitet. Eine eigene Abteilung ist für die Priesterbegleitung, die dem Erzbischof unterliegt, zuständig. Diese bietet verschiedene Angebote von individueller Priesterbegleitung über Supervisionen bis hin zur Priesterfürsorge, die sich um pensionierte Geistliche kümmert, an.

Die Leiterin der Abteilung, Andrea Dobrovits-Neuffl, sagt im Gespräch mit religion.ORF.at, dass es jedoch keine genauen Zahlen darüber gebe, wie viele Priester die Dienste dieser Abteilung in Anspruch nehmen würden. Viele Priester kämen aus Orden, an die sie sich bei Problemen direkt wendeten. Innerhalb der einzelnen Orden gäbe es dann eigene Einrichtungen, die nichts mit der Diözese zu tun hätten. Momentan ist die Diözese dabei einen fixen Psychologen-Pool aufzubauen. Außerdem soll es bald einen beständigen Stab an Begleitpriestern geben, die einen Pfarrer, der um Hilfe ansucht, unterstützen sollen.

Sabine Hahn, religion.ORF.at

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