Schweizer Katholiken gründen „Pfarrei-Initiative“

Inspiriert durch die österreichische Pfarrer-Initiative rund um Helmut Schüller hat sich nun auch in der Schweiz eine „Pfarrei-Initiative“ gebildet.

„Internationale Bewegungen“, wie die österreichische Pfarrer-Initiative würden ermutigen, die spezifische Situation der Schweiz in den Kontext der seelsorgerlichen Reformanliegen einzubringen, heißt es in einer Aussendung vom Montag. Demnach haben sich „über 90 katholische Seelsorgerinnen und Seelsorger der Schweiz bis Mitte September 2012 zusammengetan“, um öffentlich zu machen, was in ihren Pfarreien „selbstverständlich“ und „bewährte Praxis“ sei:

Helmut Schüller gibt Hans Küng die Hand.

APA/ Urs Flueeler

Im Frühjahr wurde Helmut Schüller in Luzern der Herbert Haag-Preis von Hans Küng überreicht. Die Idee zu einer Schweizer Initiative kam im Rahmen des Besuches zustande.

„Alle Getauften nehmen an der Eucharistie teil, auch Christinnen und Christen anderer Konfessionen, Geschiedene, die wieder geheiratet haben, und Homosexuelle. Theologisch gebildete Laien übernehmen Verantwortung für die Pfarreien, einschließlich der Predigt, der Krankensegnung und der Versöhnung. Und der sonntägliche Gottesdienst soll weiterhin in überschaubaren Gemeinden gefeiert werden.“

„Gott gehorchen“

„Frau und Mann müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen“, hieß es in der Mitteilung, „unter dieser biblischen Maxime nehmen Gemeindeleiterinnen, Pastoralassistenten, Diakone und Priester in Kauf, dass man ihnen Ungehorsam vorwirft, weil sie jene Reformen umsetzen, die dem biblischen Auftrag entsprechen, auch wenn die Kirchenleitung diese konziliaren Erneuerungen verweigert. Denn sie sind nach reiflicher Prüfung des Gewissens überzeugt, dass Jesus von Nazareth solidarisch und ohne Grenzen jedem Mensch das Heil aufzeigt.“

Kirchliche Richtlinien entsprechen nicht der Praxis

Weiters erklärt die Schweizer „Pfarrei-Initiative“: "Hierzulande steht die Seelsorgepraxis schon seit einiger Zeit an einem anderen Ort, als die offiziellen Richtlinien es vorsehen. Und immer mehr Seelsorgende empfinden es als Gebot der Wahrhaftigkeit, diese Realität zu benennen.

Kritisch beurteilt die Pfarrei-Initiative die derzeitigen Strukturveränderungen zu größeren Pastoralräumen und Seelsorgeeinheiten. Es kann nicht sein, dass ein einziger Priester sich um sieben Pfarreien kümmern muss und dadurch völlig überfordert wird." Wer Einwände gegen den Text der Pfarrei-Initiative habe, müsse sich darum mit der gelebten Praxis auseinandersetzen, nicht nur mit dem proklamierten Text.

Helmut Schüller als Inspiration

Ende April wurde der österreichischen Pfarrer-Initiative von Hans Küng der Herbert Haag-Preis überreicht. Im Anschluss kam es im Luzerner Romero-Haus im Rahmen des 15. „Katholischen Dialogs“ zu einer Diskussion mit dem Obmann der österreichischen Initiative Helmut Schüller. „Eine grosse Schar von Menschen, die an der heutigen Lage der Kirche leiden“ hätten daran teilgenommen. Im Zuge dessen sei auch die Idee eine Schweizer Initiative zu Gründen entstanden.

(APA)

Links:

  • Pfarrei-Initiative(www.pfarrei-initiative.ch )