„33-Tage-Papst“: Erinnerung an Johannes Paul I.

Als „33-Tage-Papst" und „der lächelnde Papst“ ist er in die Geschichte eingegangen. Überraschend zum Papst gewählt, starb Albino Luciani - als Papst Johannes Paul I. - nach nur 33 Tagen im Amt. Am 17. Oktober wäre er 100 Jahre alt geworden.

Sein Pontifikat vom 26. August bis zum 28. September 1978 war eines der kürzesten in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche und gleichzeitig eines jener, über die am meisten spekuliert wird. Vor allem der überraschender Tod von Johannes Paul I. gibt bis heute Rätsel auf und spornt mitunter zu wilden Verschwörungstheorien an.

Geboren wurde Albino Luciani am 17. Oktober 1912 im norditalienischen Forno di Canale. Er wächst in armen Verhältnissen auf. Sein Vater ist Sozialist, seine Mutter streng gläubige Katholikin. 1935 wird Luciani zum Priester geweiht, 1958 Bischof von Vittorio Veneto in Venetien. Weitere zwölf Jahre später, 1970, ist er Patriarch von Venedig. Als Papst Paul VI. am 6. August 1978 nach 15 Jahren im Amt stirbt, gilt Luciani keineswegs als Anwärter auf seine Nachfolge. Seiner Schwester soll er zu Beginn des Konklaves geschrieben haben, er sei „nicht in Gefahr“. Zwanzig Tage später war er Papst.

Ein Name für Kontinuität

„Johannes Paul“ war der erste Doppelname eines Papstes in der Geschichte. Die Namen der beiden Vorgänger, der Konzilspäpste, sollten wohl ein Zeichen sein. „Das sollte in aller Welt von vorneherein signalisieren, hier kommt kein Bruch, hier kommt Kontinuität“, meint der Kirchenhistoriker Rupert Klieber im Gepsräch mit dem ORF-Religionsmagazin „Orientierung“ am vergangenen Sonntag. „Interessanterweise war er der Erste, der eine Ordnungszahl dazu gegeben hat. Das sollte zeigen, vielleicht gibt es nach mir noch einen Zweiten eventuell einen Dritten.“

Auch in anderen Bereichen setzt Johannes Paul I. kleine, aber wirksame Zeichen: Als erster Papst verzichtet er auf den Pluralis Majestatis, spricht über sich selbst nicht als „Wir“, wie bis dahin üblich, sondern als „Ich“. Außerdem plant er, den traditionellen tragbaren Papstthron nicht zu verwenden, wird allerdings von der Kurie umgestimmt. Johannes Paul I. gibt sich menschennah, lächelt gern und viel.

Papst Johannes Paul I. mit seinem späteren Nachfolger Karol Wojtyla

Reuters/Vatican

Papst Johannes Paul I. im Gespräch mit Karol Wojtyla, der kurze Zeit später als Johannes Paul II. sein Nachfolger wurde

Was seine theologische Ausrichtung angeht, sind sich die Experten heute uneins. Der deutsche Kirchenhistoriker Georg Schwaiger etwa bezeichnet Johannes Paul I. gegenüber „Kathpress“ als „theologisch und politisch konservativ“. Die kirchenintern umstrittene Enzyklika „Humanae vitae“, landläufig bekannt als die „Pillen-Enzyklika“ habe er verteidigt.

Rupert Klieber sieht das etwas anders. „Er war ungeachtet seiner eigentlich sehr traditionellen Spiritualität in diesem Punkt eigentlich unglücklich über Humanae Vitae. Das geht aus Ansprachen unmittelbar vor der Enzyklika hervor, dass er sich sehr gewünscht hätte, dass hier eine Linie aufgezeigt worden wäre, die die Eheleute vielleicht weniger in Gewissensnöte stürzte“, so Klieber in der „Orientierung“.

Viele Spekulationen

Bis heute wird viel spekuliert, in welche Richtung sich die römisch-katholische Kirche entwickelt hätte, wäre Johannes Paul I. länger als nur 33 Tage Papst gewesen. Auch deshalb ist sein Ableben bis heute Gegenstand vieler Vermutungen, ja sogar Verschwörungstheorien bis hin zu Gerüchten über eine mögliche Ermordung.

Johannes Paul I. starb in der Nacht vom 27. auf den 28. September 1978. Todesursache: Herzversagen. Das Ausbleiben einer Obduktion nährt bis heute Spekulationen, die 1984 in David A. Yallops Thriller „Im Namen Gottes?“ ihren Höhepunkt erreichten. Der Papst sei durch vergiftete Medikamente ermordet worden, so die Theorie des Buchs, er sei Intrigen und dunklen Machenschaften rund um die Kurie die Vatikanbank IOR und die Geheimloge P2 zum Opfer gefallen.

Für Unverständnis unter Kirchenhistorikern sorgt allerdings die Tatsache, dass der „33-Tage-Papst“ während seiner Amtszeit nur ungenügend ärztlich betreut war. Dabei war bekannt, dass er seit Kindheitstagen immer wieder gesundheitliche Probleme hatte. Nicht zuletzt deshalb geht man heute davon aus, dass Albino Luciani aller Wahrscheinlichkeit nach eines natürlichen Todes gestorben ist.

Michael Weiß, religion.ORF.at